Gesetzestext

 

1Der Wert des Rechts auf wiederkehrende Nutzungen oder Leistungen wird nach dem dreieinhalbfachen Wert des einjährigen Bezuges berechnet. 2Bei bestimmter Dauer des Bezugsrechts ist der Gesamtbetrag der künftigen Bezüge maßgebend, wenn er der geringere ist.

A. Allgemeines.

 

Rn 1

Die Norm soll durch Festlegung auf einen normativen Streitwert (§ 3 Rn 4) der Rechtssicherheit, Vereinheitlichung und Vereinfachung dienen (MüKoZPO/Wöstmann § 9 Rz 1). Sie erfasst alle Streitwertarten, soweit nicht für den GeS §§ 41 V, 42, 49 GKG, § 41 FamGKG Spezialregelungen enthalten. Bei streitwertunabhängiger sachlicher Zuständigkeit wie etwa nach § 23 Nr 2 GVG bedarf es der Festsetzung des ZuS nicht (§ 3 Rn 14). Eine Bemessung des ReS nach § 41 GKG anstelle von § 9 ZPO ist willkürlich (BVerfG AnwBl 96, 643 [BVerfG 15.01.1996 - 1 BvR 1181/95]).

In Anlehnung an ältere Rspr (RGZ 24, 373, 377; 37, 382, 385 f; BGH NJW 62, 583 [BGH 06.11.1961 - III ZR 143/60]) will die hM § 9 S 1 dahin einschränken, dass das Recht seiner Natur nach eine Dauer von mindestens 3 1/2 Jahren soll haben können, widrigenfalls § 3 anzuwenden sei (OLGR Frankf 04, 201; KGR 07, 802; Hamm AGS 19, 270: Nutzungsentschädigung bis zur Räumung; MüKoZPO/Wöstmann § 9 Rz 4; St/J/Roth § 9 Rz 3; Musielak/Heinrich § 9 Rz 3; Zö/Herget § 9 Rz 1, 3; B/L/H/A/G/Gehle § 9 Rz 9). Das mag nach § 9 aF, als der Wert nach dem 12 1/2-fachen Jahresbetrag berechnet wurde, seine Berechtigung gehabt haben (BGH NJW 56, 182 [BGH 28.11.1955 - II ZR 19/55]). Bei lediglich 3 1/2 Jahren ist eine klare Ausgrenzung kürzerer Laufzeiten nicht mehr möglich (vgl die unscharfen Kriterien in KGR 07, 802, mit denen auch die dort angenommenen 12 Monate nicht zu untermauern sind); ein Wertungswiderspruch zu § 9 S 2 kann sich mangels Relevanz nicht ergeben. § 9 S 1 muss daher ohne Abschlag auch bei kürzerer unbestimmter Dauer angewendet werden (Frankf NJW-RR 97, 1303; ThoPu/Hüßtege § 9 Rz 4; in diese Richtung weisend BGH JurBüro 04, 378 und St/J/Roth § 9 Rz 3 betr Hochbetagte und Rz 8 allg; für Anwendung des § 52 II 3, IV GNotKG [§ 24 II KostO aF] bei Hochbetagten Nürnbg JurBüro 92, 50).

B. Recht auf wiederkehrende Nutzungen oder Leistungen.

 

Rn 2

Abzustellen ist auf §§ 100, 241 ff BGB. ›Wiederkehrend‹ sind Nutzungen oder Leistungen, wenn sie auf einem einheitlichen Rechtsgrund beruhen und als wenigstens annähernd gleichmäßige in größeren oder kleineren regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen wiederkehren (hM OLGR Köln 00, 78; JurBüro 07, 144; St/J/Roth § 9 Rz 3). Von dem Streit muss das Stammrecht betroffen sein, nicht lediglich einzelne Leistungen (Ddorf JurBüro 93, 166). Gegenstand sind nur Ansprüche auf künftige Leistung; bezifferte Einzelbeträge sind mit dem Betrag zu bewerten (Bambg JurBüro 84, 254).

 

Rn 3

Bsp: Altenteil (LG Freiburg AnwBl 73, 169), Aufopferung (BGHZ 7, 335), Beförderung (BGH DRiZ 08, 291), zukünftige Beitragsbefreiung (München JurBüro 00, 416), Darlehen (OLGR Köln 99, 404), Dienstvertrag (BGH KoRsp ZPO § 9 Nr. 71), Duldung von Instandhaltungsmaßnahmen (LG Hamburg WuM 99, 344), Duldung von Modernisierungsmaßnahmen Wertsteigerung oder voraussichtliche Kosten der Modernisierung bleiben unberücksichtigt (BGH WuM 19, 44 [BGH 20.11.2018 - VIII ZR 112/18]; NZM 19, 135 [BGH 07.01.2019 - VIII ZR 112/18]), Erbbauzins (BGH NJW-RR 12, 1041 [BGH 16.02.2012 - V ZB 271/11]; BayObLG JurBüro 89, 132), Leibgedinge (Freibg RPfleger 51, 571), Leibrente (BGHR ZPO § 767 Streitwert 2), Lohn- und Gehaltsanspruch (BGH GmbHR 94, 244: Kündigung), zeitanteilige Maklercourtage (OLGR Köln 00, 78), Mängelbeseitigung im Mietverhältnis (BGH MDR 00, 975 §§ 3 mit 9; NZM 04, 295; WuM 07, 207), s.a. § 8 Rn 45, künftige Miet- und Pachtansprüche (BVerfG NJW 96, 1531 [BVerfG 30.01.1996 - 1 BvR 2388/95] für die Subsidiarität; BGH NJW 66, 778 [BGH 13.12.1965 - VIII ZR 287/63]; NJW-RR 06, 16, 17 [BGH 21.09.2005 - XII ZR 256/03]; aA OLGR Frankf 04, 201; KG GE 07, 292), s.a. § 8 Rn 47, Miet- und Pachterhöhung (BGH WuM 07, 32 [BGH 28.11.2006 - VIII ZB 9/06]; WuM 07, 328: Kündigung), s.a. § 8 Rn 48, Notwegrente (BGH NJW-RR 17, 209 [BGH 07.07.2016 - V ZR 11/16]: analog §§ 3, 7 Wert für das herrschende Grundstück), Leistungen, die dem Schulnder im Zwangsverwaltungsverfahren im Wege des Pfändungsschutzes gem § 850i zu belassen sind (BGH WuM 20, 304 [BGH 15.01.2020 - V ZB 154/18]), Reallast (OLGR Frankf 93, 47), Renten (Frankf MDR 74, 1028; nicht aber die Kapitalabfindung: Hamm NJW 66, 162), die nach Klageerhebung fällig gewordenen Leistungen führen nicht zu einer Werterhöhung, auch wenn ursprünglich ein Feststellungsantrag gestellt war (Hamm NJW-RR 17, 154 [OLG Hamm 09.11.2016 - 20 U 216/15]); Schadensersatzrente (BGHR ZPO § 9 Schadensrente 1: § 9 iVm § 3; BGHR 01, 530), Stromeinspeisungsvertrag (OLGR Schlesw 98, 347), Überbaurente (Köln JurBüro 91, 1386), Unterhaltsrente (BGH FamRZ 99, 1497; Ddorf FamRZ 04, 1225), Vereinsbeitrag, laufende Ansprüche aus Versicherungsverträgen (BGH MDR 04, 1182: Krankentagegeld, abgrenzend BGH NJW-RR 17, 152 [BGH 14.12.2016 - IV ZR 477/15]; VersR 68, 278: Lebensversicherung...

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