Zusammenfassung

Die demografische Entwicklung ist in Deutschland schon längere Zeit ein wichtiges Thema. Auch wenn es zeitweise durch andere Themen wie Digitalisierung oder die COVID-19-Pandemie überlagert wird. Die mit der demografischen Entwicklung verbundenen Themen: Sorgen um den Nachwuchs, die strategische Herausforderung angesichts der kommenden Entwicklungen sowie die Gefahren für den jeweiligen Verein oder Verband. Wie diese Aufgaben anzugehen sind, hängt davon ab, um welchen Verein es im Einzelfall geht. Zwar müssen sich alle, ob Heimat-, Gesang-, Sport-, Schützenvereine oder auch die Freiwillige Feuerwehr, mit der zukünftigen Situation auseinandersetzen – jedoch von verschiedenen Ausgangpunkten. Denn die Vereine sprechen mit ihren Themen unterschiedliche Zielgruppen an und wollen und müssen genau für diese attraktiv sein, um auch zukünftig ausreichend Mitglieder, Unterstützer und Nutzer der Vereinsleistungen anzuziehen.

 

Die 3 häufigsten Fallen

1. Die falsche Zielgruppe im Visier

Mit viel Aufwand und Wirbel hat der Vereinsvorstand ein Programm zur Mitgliedergewinnung gestartet. Damit will er vor allem Interessierte im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ansprechen. Doch gerade diese Altersgruppe ist in der Umgebung des Vereins kaum noch zu finden, viele junge Menschen ziehen aus beruflichen Gründen aus der Region weg. Der blinde Aktionismus führt dazu, dass Vereinsressourcen verschwendet werden. Zudem verliert die Vereinsführung Zeit, um passende Lösungen zu erarbeiten.

2. Ohne Neuausrichtung keine neuen Mitglieder

Ein Nachbarverein hat einen neuen Vorstand gewählt, damit wurde die gesamte Vereinsarbeit auf den Kopf gestellt. Ein wichtiges Ergebnis war, dass dieser Verein nun vor allem für ältere Menschen attraktiv ist, sein vielfältiges Angebot spricht verschiedene Interessen an. Hingegen hat der eigene Verein es versäumt, sich angesichts der Zukunftsperspektiven neu auszurichten, und damit das Nachsehen. Es kommen kaum noch Anmeldungen herein, die Mitgliederzahl insgesamt schrumpft.

3. Abwarten und Tee trinken

Es ist nun schon die fünfte oder sechste Jahreshauptversammlung, auf der berichtet wird, dass die Mitgliederzahl ständig sinkt. Bei jeder Gelegenheit wurde und wird auch dieses Mal wieder die demografische Entwicklung als Ursache und Übel ausgemacht. Unternommen wird jedoch nichts. Mittlerweile wirkt sich der Mitgliederschwund auch finanziell aus, der Verein geht wirtschaftlich in die Knie.

1 Die Bevölkerungsentwicklung in Zahlen

Das Thema der demografischen Entwicklung ist sehr umfangreich, deshalb können hier nur einzelne Aspekte hervorgehoben werden. Grundsätzlich gibt es drei wichtige Einflüsse zur Betrachtung der demografischen Entwicklung: die Geburtenrate, die Lebenserwartung und der Wanderungssaldo für ein Land oder eine Region. Für die folgende Betrachtung wird vor allem auf die aktuell bekannten Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes (www.destatis.de) Bezug genommen. Als Bezugsjahr wird 2040 herangezogen, auch wenn schon Prognosen für die Bevölkerung bis 2060 existieren. 2040 – das sind von heute aus betrachtet etwa 20 Jahre – ein guter Zeitraum für verantwortungsvolle strategische Vereinsführung!

  • Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird von 2018 (Bezugsjahr der 14. Bevölkerungsvorausberechnung) bis 2040 insgesamt um etwa 3,0 Prozent sinken – ausgehend von 83,2 Millionen Einwohnern 2018 auf circa 80,7 Millionen Einwohner im Jahr 2040 (Quelle: www.destatis.de; Juni 2020), eigene Berechnung).
  • Der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung wird deutlich steigen, von 19 auf 26 Prozent bezogen auf die Menschen ab 67 Jahren und älter. Die Menschen unter 20 Jahren bleiben gleich, während der Bevölkerungsanteil der 20- bis 66-Jährigen kleiner wird.
  • Die Änderungen bei der Bevölkerungssituation fallen je nach Bundesland und hier auch wiederum kleinräumig nach Region unterschiedlich aus. Die neuen Bundesländer sind besonders stark von den sinkenden Einwohnerzahlen betroffen.

Welche Veränderungen in den Bundesländern gemäß der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes bis zum Jahr 2040 zu erwarten sind, zeigt die folgende Abbildung.

Abbildung: Prozentuale Veränderung der Gesamtbevölkerung nach Bundesländern 2019–2040 (Quelle: www.destatis.de; eigene Berechnung, eigene Grafik)

2 Auswirkungen auf die Vereinsarbeit

Die Auswirkungen dieser und anderer Entwicklungen sind für die Vereine zum Teil dramatisch. Vor allem dort, wo junge Menschen als Nachwuchs für die Vereinsarbeit benötigt werden, schrillen längst die Alarmglocken. Denn wenn es um Gruppenaktivitäten geht, wie zum Beispiel in Chören, Spielmannszügen oder im Sport, ist es natürlich wichtig, dass immer neue Mitglieder nachkommen. Bislang jedoch scheint es vor allem auf Appelle hinauszulaufen: Wir müssen uns die interessierten Jugendlichen frühzeitig sichern! Doch wird bei einer insgesamt abnehmenden Bevölkerung diese Grundgesamtheit immer kleiner.

Häufig ist an dieser Stelle zu hören, dass der Statistik sowieso nicht zu trauen ist, die Bedenken sollen damit schlicht zur Seite geschoben werden. Nur lässt sich gut begründe...

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