Einer nicht zu unterschätzenden Zahl von Menschen bleiben Inhalte von Internetseiten verschlossen, weil sie die Texte schlicht nicht verstehen. Im Zentrum stehen hier Menschen mit Lernschwächen und Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Für diese Gruppen sollten die angebotenen Informationen auch in "leichter Sprache" angeboten werden.

Als "leichte Sprache" bezeichnet man eine besonders verständliche Sprache, die auch von Menschen mit Lern- oder Sprachbehinderungen verstanden wird. Dabei muss es sich nicht unbedingt um eine Behinderung handeln. Auch Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sind dankbar, wenn der Text in "leichter Sprache" abgefasst wird.

Die Zahl derer, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, wird meist unterschätzt. In Deutschland gab es 2018 laut einer Studie der Universität Hamburg 6,2 Millionen Menschen oder 12,1 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, die nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben können. Bei weiteren 10,6 Millionen Menschen oder 20,5 Prozent der Erwachsenen trat nach dieser Studie fehlerhaftes Schreiben selbst bei gebräuchlichen Wörtern auf. Für diese Gruppen stellen selbst umgangssprachliche Texte eine echte Barriere dar.

Hinzu kommt die Gruppe der Menschen, die an Demenz leidet. Hier geht man derzeit von rund 1,6 Millionen Betroffenen aus. Experten schätzen, dass pro Tag rund 900 Neuerkrankungen zu verzeichnen sind.

Sie haben zwei Möglichkeiten, um die leichte Sprache in Ihrer Internetseite einzubinden. Zunächst wäre es möglich, alle Texte in einfacher Sprache zu formulieren. Doch das würde für Menschen, die keine Probleme mit der Sprache haben, oft zu einer Unterforderung führen: der Leser wäre dann gelangweilt oder hält den Text für uninteressant. Die Firma "Textbroker" hat an einem Beispiel verdeutlicht, wie man einen Text in eine leichte Sprache "übersetzt". Sie nahm hierfür den folgenden Text:

"Die Herkunft des Namens "Pinguin" ist nicht abschließend geklärt. Erste Aufzeichnungen der Tiere stammen vom Ende des 15. Jahrhunderts, wobei in diesen eine andere Bezeichnung verwendet wurde. Im Deutschen wurden die drolligen Tierchen noch bis ins 19. Jahrhundert "Fettgans" genannt."

Textbroker übersetzte diesen Text folgendermaßen in leichte Sprache:

"Pinguine wurden vor sehr vielen Jahren gefunden. Aber früher hießen Pinguine nicht Pinguine. Früher hießen Pinguine "Fett·gans"".

Warum heißen Pinguine jetzt Pinguine?

Das weiß man nicht genau.

 
Um Menschen ohne Leseprobleme nicht zu verlieren, sollten die leichten Texte über einen gut sichtbaren Schalter abrufbar sein. Er wird dann in einer Box eingeblendet. Als Button können Sie beispielsweise das europäische Logo für einfaches Lesen (Inclusion Europe) verwenden.

Um einen Text in einfacher Sprache zu schreiben, sollte man möglichst kurze Sätze formulieren, in denen nur eine Aussage zu finden ist. Schreiben Sie beispielsweise nicht "Gerne helfen wir Ihnen, wenn Sie uns sagen, was Sie wünschen", sondern "Wir können Ihnen helfen. Sagen Sie uns: Was wünschen Sie?".

Der Satzbau sollte möglichst einfach und klar sein. Statt "Gemeinsam unternehmen wir eine Bildungsreise nach Südfrankreich" schreiben Sie besser "Zusammen fahren wir nach Südfrankreich. Wir werden dort was lernen. Das nennt man Bildungsreise."

Was in der Umgangssprache verpönt ist, ist in der leichten Sprache oft erlaubt. Hier können auch Worte wie "Oder", "Wenn", "Weil" "Und" oder "Aber" am Satzanfang stehen. Den Satz "Bitte rufen Sie mich an oder schreiben Sie mir" unterteilen Sie deshalb mit einem Punkt in zwei Sätze: "Bitte rufen Sie mich an. Oder schreiben Sie mir".

Auch bei der Wortauswahl sollten Sie einige Regeln beachten:

  • Verwenden Sie einfache Worte ("erlauben" statt "genehmigen").
  • Verwenden Sie präzise Aussagen ("Bus und Bahn" statt "Öffentlicher Nahverkehr").
  • Verzichten Sie auf Fachbegriffe oder Fremdworte ("Enthaltsamkeit" statt "Abstinenz").
  • Erläutern Sie schwere Worte, bevor Sie sie verwenden ("Max hatte einen schweren Unfall. Er muss wieder laufen lernen. Er ist in einem besonderen Krankenhaus. Das Krankenhaus nennt man REHA-Klinik").
  • Verwenden Sie immer das gleiche Wort – verzichten Sie auf Synonyme.
  • Bevorzugen Sie kurze Wörter ("Bus" statt "Omnibus").
  • Wo möglich – unterteilen Sie lange Wörter mit einem Bindestrich.
  • Vermeiden Sie Abkürzungen, es sei denn, diese sind sehr bekannt (nicht "bzw." sondern "beziehungsweise", verwenden können Sie "WC", "LKW", "Dr." (aber nicht "Prof.", sondern "Professor").
  • Bevorzugen Sie Verben (nicht "Morgen ist unser Treffen", sondern "Morgen treffen wir uns").
  • Schreiben Sie aktiv (nicht "Am Dienstag wird der Vorstand gewählt", sondern "Am Dienstag wählen wir den Vorstand").
  • Vermeiden Sie Genitiv und Konjunktiv.
  • Schreiben Sie positiv (Nicht "Er ist nicht krank", sondern "Er ist gesund").
  • Vermeiden Sie Redewendungen und bildliche Sprache (Nicht "Rabeneltern", sondern "schlechte Eltern").

Bei Zahlen sollte man meist wirklich die Zahl und nicht das ausgesprochene Wort verwenden. Die alte Regel, d...

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