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Die Ansprüche an Immobilienverwalter werden von Jahr zu Jahr größer. Nicht so die Vergütung, die schon seit Jahren hinterherhinkt. Das soll sich 2021 ändern: 80 % der WEG- und Mietverwaltungen wollen ihre Sätze anheben – um bis zu 15 %, heißt es im VDIV-Branchenbarometer. Auch bei der Digitalisierung tut sich was.

"In diesem Jahr werden 8 von 10 Immobilienverwaltungen die Vergütungssätze in den von ihnen gemanagten Beständen um bis zu 15 % anheben. Ein wichtiger und richtiger Schritt, da die Ausgaben des Verwalters permanent zunehmen – für Personal, Technik, Weiterbildung sowie um steigende Ansprüche von Wohnungseigentümern abbilden zu können", kommentierte Martin Kaßler, Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter Deutschland (VDIV Deutschland), eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Branchenbarometers, das in Kürze veröffentlicht werden soll. An der Umfrage haben 1.019 Immobilienverwaltungen teilgenommen.

WEG- und Mietverwaltung: Anpassungsstau in der Vergütung soll 2021 abgebaut werden

In der WEG-Verwaltung hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr der Regelsatz pro Einheit und Monat um gerade einmal 0,66 EUR auf 22,23 EUR erhöht. Im langjährigen Vergleich seit 2010 stieg der Vergütungssatz im Durchschnitt nur um 0,48 EUR pro Jahr – inflationsbereinigt reduzierte sich laut VDIV das Plus auf 0,24 EUR jährlich.

In der Mietverwaltung – wesentliches Standbein für rund 81 % der befragten Teilnehmer – zeigt sich kein besseres Bild, wie die Umfrage deutlich macht: Im Vergleich zur Vorjahreserhebung fällt die Pauschale nur 0,21 EUR höher aus als bei der WEG-Verwaltung und liegt nun bei 24,45 EUR.

"Bei den Vergütungssätzen kam es über die Jahre zu einem enormen Anpassungsstau, der nun abgebaut wird. Denn die Investitionen in neue Technologien, die Umsetzung neuer gesetzlicher Anforderungen sowie steigende Personalkosten können die Unternehmen nicht alleine abfedern", erklärte Kaßler: Werde etwa der Regelsatz bei der WEG-Verwaltung von rund 22 EUR um 15 % erhöht, wären das 3,30 EUR monatlich mehr. "Das sollte Wohnungseigentümern die professionelle Verwaltung ihrer in den meisten Fällen größten Investition wert sein."

Auch bei der Neugewinnung von Mandaten wollen drei Viertel der Unternehmen ihre Leistungen zu höheren Vergütungssätzen anbieten. Bereits jetzt übernimmt mehr als die Hälfte (57 %) der befragten WEG-Verwaltungen nur noch neue Mandate mit einer Mindestanzahl an Wohneinheiten oder bei einer entsprechend hohen Grundvergütung – nicht rentable Gemeinschaften werden abgelehnt. "Dieser Richtungswechsel ist längst überfällig und konsequent vor dem Hintergrund des Tätigkeitsprofils einer Immobilienverwaltung", meint Kaßler.

Ob online oder hybrid: Immer mehr Verwaltungen setzen auf die digitale Eigentümerversammlung

Ob Kunden-Portale für Wohnungseigentümer oder die Digitalisierung von Arbeitsprozessen – ein weiteres Ergebnis des mittlerweile 9. VDIV-Branchenbarometers zeigt, dass immer mehr Immobilienverwaltungen auf zeitgemäße und zukunftsgewandte Möglichkeiten setzen, um sich dem Wettbewerb am Markt zu stellen.

Online- und Hybrid-Eigentümerversammlungen sollen auch künftig häufiger stattfinden – auch auf Wunsch der Eigentümer. Erfahrungen hat die Branche während der Covid-19-Pandemie gesammelt. Dem technischen Equipment, Fortbildungen und Moderatoren aufseiten der Verwaltung stehe eine enorme Zeitersparnis der Eigentümer gegenüber – "was sich zwangsläufig auch in der Vergütung abbilden muss", so VDIV-Geschäftsführer Kaßler.

Jede sechste Immobilienverwaltung setzt bereits verstärkt auf die Vorteile der Digitalisierung bei Eigentümerversammlungen, wie die diesjährige Branchenumfrage zeigt. Hybridveranstaltungen sind für den Großteil der Unternehmen das Mittel der Wahl, da der Gesetzgeber bei der WEG-Reform auf reine Online-Versammlungen bisher verzichtet hat. Das Instrument der reinen Online-Versammlung sei langfristig unverzichtbar – "deswegen muss der Gesetzgeber dieses Instrument nach der Bundestagswahl zwingend ermöglichen", forderte Kaßler.

Die VDIV-Umfrage hat zwischen Mitte Januar und Mitte April 2021 onlinebasiert und anonym stattgefunden. Die Teilnehmer der Studie erhalten die Ergebnisse kostenfrei. Neben Unternehmens- und Verwaltungsstrukturen, Wachstumsaussichten, Anzahl und Größe der verwalteten Einheiten sowie Vergütungs-, Umsatz-, Gewinn- und Mitarbeiterentwicklung der Branche wurden auch Fragen zur energetischen Sanierung und den Auswirkungen der WEG-Reform gestellt.

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