Rn 6

Bei natürlichen Personen unterbricht deren Tod das Verfahren, auch wenn dieses unter der Firmenbezeichnung (§ 17 HGB) geführt worden ist. Dem Tod gleichzustellen ist die Todeserklärung nach § 9 VerschG. § 239 ist entsprechend anzuwenden, wenn der Insolvenzverwalter wegen einer Insolvenzforderung verklagt wurde und das Insolvenzverfahren nach § 211 I InsO mangels Masse eingestellt wurde; dann scheidet er aus dem Verfahren aus und dieses kann bei Aufnahme mit dem früheren Insolvenzschuldner fortgesetzt werden (München MDR 14, 805 [OLG München 07.04.2014 - 15 W 178/14]).

 

Rn 7

Bei juristischen Personen und parteifähigen Personenvereinigungen, zB OHG, KG, GbR (BGH NJW 01, 1056 [BGH 29.01.2001 - II ZR 331/00]), nichtrechtsfähigen Vereinen, Gewerkschaften, (BGH NJW 68, 1830 [BGH 11.07.1968 - VII ZR 63/66]) und politischen Parteien (§ 3 ParteienG) findet § 239 analog Anwendung, wenn die Partei bzw die Personenvereinigung ohne Liquidation untergeht und eine Gesamtrechtnachfolge eintritt; nur bei Vorliegen beider Voraussetzungen ist die Situation mit dem Tod einer natürlichen Person vergleichbar (BGH NJW 71, 1844; 02, 1207; BFH DB 09, 487; MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 17). Dies ist zB der Fall, wenn das Vereinsvermögen nach § 46 BGB an den Fiskus fällt, wenn das Gesellschaftsvermögen ohne Liquidation auf den letzten Gesellschafter übergeht (BGH NJW-RR 05, 118 [BGH 08.03.2004 - II ZR 175/02]; MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 17), bei Abtretung sämtlicher Anteile an einer Personengesellschaft auf den einzigen Gesellschafter (BGH NJW-RR 06, 1289) und bei der Fusion von Sparkassen (MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 18). Auch bei der übertragenden Umwandlung durch Verschmelzung (§§ 2 ff UmwG), bei der Aufspaltung (§ 123 I UmwG) und bei der Vermögensübertragung nach § 174 II 2 Nr 1 UmwG findet eine Verfahrensunterbrechung analog § 239 statt (BGH NJW 04, 1528; Hamm ZIP 07, 1217; MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 18; B/L/H/A/G/Becker § 239 Rz 5; aA ThoPu/Hüßtege § 239 Rz 3).

 

Rn 8

§ 239 greift nicht bei Löschung einer GmbH, einer KG oder OHG ein, wenn die Gesellschaft als fortbestehend gilt, dh solange Anhaltspunkte bestehen, dass Vermögen vorhanden ist; dafür reicht bei einem Aktivprozess die Tatsache, dass die Gesellschaft einen Vermögensanspruch geltend macht (BGH NJW 82, 238 [BGH 29.09.1981 - VI ZR 21/80]; BAG 88, 2637; OVG Greifswald BeckRS 12, 56503; vgl auch BGH MDR 17, 346 [BGH 19.01.2017 - VII ZR 112/14] – engl. Limited bei betriebener Wiedereintragung). Nicht anwendbar ist § 239 auch bei einem Betriebsübergang nach § 613a BGB (BAG BB 77, 395 [BAG 15.12.1976 - 5 AZR 600/75]; MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 19) und bei formwechselnder Umwandlung nach §§ 190 ff UmwG; hier kommt eine Rubrumsberichtigung in Betracht (MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 19). Bei einer Vermögensübertragung nach § 174 II Nr 2, 3 UmwG, bei einer Abspaltung nach § 123 II UmwG und bei einer Ausgliederung nach § 123 III UmwG finden die Regeln eines gewillkürten Parteiwechsels Anwendung (BGH NJW 01, 1217 [BGH 06.12.2000 - XII ZR 219/98]; MüKoZPO/Stackmann § 239 Rz 19).

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