Entscheidungsstichwort (Thema)

Grundsicherung für Arbeitssuchende: Berücksichtigung von Darlehenszinsen für ein selbst genutztes Hausgrundstück

 

Leitsatz (amtlich)

1. Bei der Bedarfsberechnung kommt es für die Berücksichtigung von Darlehenszinsen für ein selbst bewohntes Hausgrundstück darauf an, ob der Leistungsberechtigte insofern einer wirksamen, nicht dauerhaft gestundeten Darlehenszinsforderung ausgesetzt ist. Die tatsächliche Zahlung der Darlehenszinsen ist dafür ohne Belang.

2. Verzugszinsforderungen einer Bank nach Kündigung eines Immobiliendarlehens in Bezug auf ein vom Leistungsberechtigten selbst bewohnten Hausgrundstück sind nicht als Kosten der Unterkunft zu berücksichtigen.

 

Normenkette

SGB II Fassung: 2003-12-24 § 40 Abs. 1 S. 2 Nr. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 7 Abs. 1 S. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 9 Abs. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 9 Abs. 2 S. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 11 Abs. 1 S. 3; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 20 Abs. 2 S. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 20 Abs. 3; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 22 Abs. 1 S. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 22 Abs. 5; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 28 Abs. 1 S. 3 Nr. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 38 Abs. 1 S. 1; SGB II Fassung: 2003-12-24 § 41 Abs. 2; SGB X § 345 Abs. 2 S. 3 Nrn. 2-3, Abs. 4 S. 2, § 48 Abs. 1 S. 1, § 50 Abs. 1; SGB III § 330 Abs. 2-3; BGB §§ 278, 288 Abs. 1, § 497 Abs. 1 S. 3, §§ 1626, 1629, 1629a Abs. 1 S. 1

 

Tenor

I. Das Urteil des Sozialgerichts Nürnberg vom 05.07.2013 wird abgeändert.

1. Der Bescheid des Beklagten vom 10.03.2009 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 26.06.2009 (W68/09) wird teilweise aufgehoben, soweit der Beklagte die Leistungsbewilligungen

a) gegenüber dem Kläger zu 1. für die Zeit vom 01.03.2005 bis 30.09.2005 und

für den Monat

im Umfang von

November 2005

 16,12 €

Februar 2006

 22,28 €

Mai 2006

 13,55 €

August 2006

 26,87 €

November 2006

 20,71 €

Februar 2007

 40,61 €

Mai 2007

 29,50 €

August 2007

 28,23 €

November 2007

 30,08 €

Januar 2008

 13,96 €

aufgehoben bzw. zurückgenommen und insoweit die Erstattung von 920,10 € gefordert hat.

b) gegenüber der Klägerin zu 3. für die Zeit vom 01.03.2005 bis 30.09.2005 und

für den Monat

im Umfang von

November 2005

 16,13 €

Februar 2006

 20,73 €

Mai 2006

 12,31 €

August 2006

 26,82 €

November 2006

 10,29 €

Februar 2007

 36,02 €

Mai 2007

 23,57 €

August 2007

 59,09 €

November 2007

 20,87 €

aufgehoben bzw. zurückgenommen und insoweit die Erstattung von 843,97 € gefordert hat.

2. Der Bescheid des Beklagten vom 10.03.2009 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 26.06.2009 (W69/09) wird teilweise aufgehoben, soweit der Beklagte die Leistungsbewilligungen gegenüber der Klägerin zu 2. für die Zeit vom 01.03.2005 bis 30.09.2005 und

für den Monat

im Umfang von

November 2005

 16,13 €

Februar 2006

 22,29 €

Mai 2006

 13,56 €

August 2006

 26,88 €

November 2006

 20,71 €

Februar 2007

 40,61 €

Mai 2007

 29,50 €

August 2007

 21,27 €

November 2007

 30,08 €

Januar 2008

 13,96 €

aufgehoben bzw. zurückgenommen und insoweit die Erstattung von 913,13 € gefordert hat.

3. Im Übrigen wird die Berufung zurückgewiesen.

II. Der Beklagte hat den Klägern 2/5 ihrer außergerichtlichen Kosten in beiden Rechtszügen zu erstatten.

III. Die Revision wird nicht zugelassen.

 

Tatbestand

Streitig ist die teilweise Aufhebung und Rückforderung bewilligter Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts (Arbeitslosengeld II -Alg II-) nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) in Bezug auf Unterkunftskosten für die Zeit vom 01.03.2005 bis 31.01.2008.

Der Kläger zu 1. (geb. 1960) bezog als selbständiger Steinbildhauer zusammen mit seiner Ehefrau (Klägerin zu 2.; geb. 1965) und den beiden Töchtern, B. (Klägerin zu 3.; geb. 1996) und K. (geb. 1988), Alg II bzw. Sozialgeld vom Beklagten. Bei Antragstellung gaben die Kläger an, monatlich Schuldzinsen für das von ihnen bewohnte Eigenheim iHv 858,22 € - die ursprüngliche Angabe von 1.117,91 € war durchgestrichen worden - zahlen zu müssen. Dem lagen nach einer Kontenübersicht der D. Bank AG (D.) vom 04.02.2005 zwei Darlehensverträge mit einem Saldo von 92.033 € und 81.806,70 € zugrunde, deren Tilgung bis 01.05.2020 bzw. 29.04.2008 ausgesetzt und für die ein Zinssatz von 5,9% bzw. 5,85% bis 29.04.2008 bzw. 29.04.2013 festgeschrieben war. Nach einem Kontoauszug wurden am 31.01.2005 hierfür vom Girokonto des Klägers zu 1. Beträge iHv 454,30 € bzw. 403,92 € als Zinsabschläge abgebucht. An Nebenkosten wurden monatlich 211,65 € angegeben, die mit grünem Stift auf 76,55 € abgeändert worden sind. In den Folgeanträgen vom 08.07.2005, 09.01.2006, 28.06.2006, 07.09.2006, 05.01.2007, 19.06.2007 und 02.01.2008 gaben die Kläger an, Änderungen seien nicht eingetreten. Dabei wurden auch Kontoauszüge vorgelegt.

Der Beklagte bewilligte daraufhin den Klägern Alg II bzw. Sozialgeld ab 03.02.2005 (der Tochter K. bis 12.02.2006 und im August 2006) unter Berücksichtigung monatlicher Bedarfe für Unterkunftskosten (Mietobergrenze iHv 423 € bzw. ab 01.12.2006 iHv 366 €) und für Heizung (pau...

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