Gesetzestext

 

Für den Beweis durch Sachverständige gelten die Vorschriften über den Beweis durch Zeugen entsprechend, insoweit nicht in den nachfolgenden Paragraphen abweichende Vorschriften enthalten sind.

A. Normzweck und Systematik.

 

Rn 1

Die ZPO regelt den Sachverständigenbeweis durch einen Generalverweis auf die Vorschriften über den Zeugenbeweis in § 402 und spezielle Regelungen in den §§ 403–414. Für die Anwendbarkeit der §§ 373 ff entscheidend sind Sinn und Zweck der jeweiligen Vorschrift in Bezug zu den Differenzen in Stellung und Funktion des SV zu denen des Zeugen. Bedeutsam sind etwa seine besonderen Einflussmöglichkeiten auf die Urteilsfindung (s vor §§ 402 ff Rn 1) und seine Austauschbarkeit (insb die Möglichkeit der Ablehnung nach § 406). Für den sachverständigen Zeugen gelten hingegen die §§ 373 ff, s § 414.

B. Einzelerläuterungen.

I. Anwendbare Vorschriften.

 

Rn 2

§ 375 (Beweisaufnahme durch beauftragten oder ersuchten Richter), s.a. § 411 Rn 6. § 376 (Vernehmung bei Amtsverschwiegenheit), soweit überhaupt praktische Bedeutung, s.a. § 408 I 1, teils § 408 II speziell, insb § 376 III. § 377 I, II (Ladung); zu Abs 3 s.u. Rn 3. § 378 (Aussageerleichternde Unterlagen), passt aber nur bedingt neben dem vorrangigen § 404a und § 411 III. § 379 (Auslagenvorschuss). Das Gericht kann die Beauftragung des SV, eine Gutachtenergänzung (Köln NJW-RR 09, 1365 [OLG Köln 18.02.2009 - 15 W 1/09]), die Ladung zur mündlichen Erläuterung etc – nicht jedoch die Weiterleitung eines bereits eingeholten Gutachtens an die Parteien (Frankf MDR 04, 1255 [BGH 19.05.2004 - IXa ZB 182/03]) – grds von der Zahlung eines Auslagenvorschusses durch den Beweisführer (zu Einzelheiten s § 379 Rn 2–4) abhängig machen. Dies jedoch nicht bei Anordnung vAw (BGH MDR 76, 396); wobei auch in diesen Fällen über § 17 III GKG eine Vorschusspflicht möglich ist (soweit nicht § 17 IV 3 GKG), die aber nicht zur Bedingung gemacht werden darf. Eine verspätete Vorschusszahlung führt unter den Voraussetzungen des § 296 zu einer Zurückweisung (§ 379 S 2; vgl BGH NJW-RR 11, 526 [BGH 10.02.2011 - VII ZR 155/09]; Hamm NJW-RR 22, 528, 531 ff [OLG Hamm 10.11.2021 - 11 U 7/21]; KG NJW 17, 1889 [KG Berlin 20.02.2017 - 21 U 50/15] m Anm Linz; s.a. BGH NJW 19, 3456, 3457 f [BGH 24.09.2019 - VIII ZR 289/18] m Anm Schäfer; zur Unwirksamkeit einer unangemessen kurzen Frist Frankf NJW-RR 10, 717, 718 [OLG Dresden 22.10.2009 - 3 W 940/09]). Auch eine Beweiserhebung vAw bleibt möglich (s allg § 403 Rn 1). Die Anforderung nach § 379 ist nicht isoliert anfechtbar (s § 379 Rn 11). § 381 (Entschuldigung). § 382 (Ort der Vernehmung von Regierungsmitgliedern und Abgeordneten), aber kaum praktische Relevanz. §§ 383, 384 (Verweigerungsrechte), über § 408. §§ 386–389 (Erklärung der Verweigerung, Zwischenstreit, Verweigerung vor beauftragtem oder ersuchtem Richter), s § 408. § 391 (Ob einer Beeidigung), s § 410 Rn 1 f. § 392 S 2 (Gleichzeitige Beeidigung mehrerer SV); zu S 1 und 3 s.u. Rn 3. § 393 (Uneidliche Vernehmung Minderjähriger etc), aber kaum relevant. § 394 I (Einzelvernehmung), s.a. § 411 Rn 7; § 394 II (Gegenüberstellung bei Widerspruch). §§ 395–398 (Vernehmung, Fragerecht), s dazu § 411 Rn 1–11, 1725 (nachträgliche und wiederholte Vernehmung), s.a. § 411 Rn 24, § 412, zur Anhörung in der Berufungsinstanz s § 411 Rn 33–35. § 399 (Parteiverzicht), s aber § 403 Rn 4 zur Erhebung vAw. § 400 (Befugnisse des mit der Beweisaufnahme betrauten Richters).

II. Unanwendbare Vorschriften.

 

Rn 3

§ 373 (Beweisantritt) → § 403 (§§ 404f). § 377 III (Schriftliche Beantwortung der Beweisfrage), s § 411 Rn 5; zu Abs 1 und 2 s.o. Rn 2. § 380 (Sanktionsmöglichkeiten) → § 409. § 385 (Ausnahmen vom Verweigerungsrecht), da gegenstandslos. § 390 (Sanktionen) → § 409 (zu Abs 1 s aber § 410 Rn 6). § 392 S 1 und 3 (Nacheid, Eidesnorm) → § 410; zu S 2 s.o. Rn 2. § 401 (Entschädigung) → § 413.

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