Gesetzestext

 

(1) Auf die Grundschuld finden die Vorschriften über die Hypothek entsprechende Anwendung, soweit sich nicht daraus ein anderes ergibt, dass die Grundschuld nicht eine Forderung voraussetzt.

(1a) 1Ist die Grundschuld zur Sicherung eines Anspruchs verschafft worden (Sicherungsgrundschuld), können Einreden, die dem Eigentümer auf Grund des Sicherungsvertrags mit dem bisherigen Gläubiger gegen die Grundschuld zustehen oder sich aus dem Sicherungsvertrag ergeben, auch jedem Erwerber der Grundschuld entgegengesetzt werden; § 1157 Satz 2 findet insoweit keine Anwendung. 2Im Übrigen bleibt § 1157 unberührt.

(2) Für Zinsen der Grundschuld gelten die Vorschriften über die Zinsen einer Hypothekenforderung.

A. Anwendbare Vorschriften aus dem Hypothekenrecht.

 

Rn 1

Zumindest teilweise entsprechend anwendbar sind §§ 1114, 1115 (s § 1115 Rn 10), 1116 (s dort Rn 7), 1117 (s dort Rn 6), 1118 (mit Ausn der Zinsen wegen Verzugs mit der gesicherten Forderung), 1119–1126, 1127 (s § 1127 Rn 6), 1128 (s dort Rn 7), 1129–1131, 1132 (s § 1132 Rn 13), 1133–1136, 1140, 1142 (s § 1142 Rn 4), 1144 (s dort Rn 4), 1145–1146, 1147 (s § 1147 Rn 4), 1148, 1149 (s § 1149 Rn 3), § 1150 (s dort Rn 5), 1151 (hier wird nur die Grundschuld geteilt), 1152, 1154 (wobei das dingliche Recht selbst abgetreten wird), 1155, 1156 (s dort Rn 2), 1157–1160, 1162 (s § 1162 Rn 4), 1163 II, 1168, 1169 (s dort Rn 4), 1170 (s dort Rn 4), 1171, 1172 (s § 1172 Rn 3), 1173 I 1, 1175, 1176 (soweit die dort genannten Vorschriften auf die Grundschuld anwendbar sind), 1178, 1179 (s § 1179 Rn 8), 1179a (s dort Rn 1214), 1179b (s dort Rn 4), 1181, 1182, 1183 (s § 1183 Rn 7), 1188–1189 (für Inhabergrundschulden). Nicht anwendbar sind §§ 1137, 1138 (s § 1138 Rn 4), 1139, 1141 (es gelten §§ 1177 I 2, 1193), 1143 (s § 1143 Rn 7), 1153, 1161, 1163 I, 1164, 1165 (s § 1165 Rn 3), 1166–1167, 1173 I 2 und II (s § 1173 Rn 4), 1174, 1177, 1180 (s § 1180 Rn 4), 1184–1186, 1187 (stattdessen gilt § 1195), 1190.

B. Grundschuldzinsen.

 

Rn 2

Da eine Forderung nicht Voraussetzung für das Bestehen der Grundschuld ist, muss § 1192 II die Geltung der Vorschriften über Hypothekenzinsen ausdrücklich anordnen. Die Grundschuldzinsen sind von den Zinsen der gesicherten Forderung unabhängig. Deshalb haftet der Ersteher in der Teilungsversteigerung ab Zuschlag für die Grundschuldzinsen in der eingetragenen Höhe (München ErbR 22, 1134). Bei der Sicherungsgrundschuld liegt dagegen in der Entgegennahme der vertragsgemäß entrichteten Zinsen für die gesicherte Forderung ein Verzicht des Gläubigers auf die Grundschuldzinsen für denselben Zeitraum (mit der Wirkung des § 1178 II).

 

Rn 3

Auch bei der Sicherungsgrundschuld verjähren die Zinsen ohne Hemmung bis zum Eintritt des Sicherungsfalls nach § 197 II (BGH NJW 99, 3705 [BGH 28.09.1999 - XI ZR 90/98]). Bei der Vollstreckung aus einer vollstreckbaren Urkunde sollten deshalb die verjährten Zinsen vom Vollstreckungsauftrag ausgenommen werden, andernfalls ist die Klage aus § 767 ZPO begründet (vgl BGH NJW 17, 674 [BGH 21.10.2016 - V ZR 230/15]). Verzugszinsen (§ 1118) können nur bei Verzug mit den Grundschuldzinsen gefordert werden; Verzug bei der gesicherten Forderung ist ohne Bedeutung.

C. Sicherungsgrundschuld.

I. Sicherungsvertrag.

 

Rn 4

Sicherungsgrundschulden sind solche, die zur Sicherung eines Anspruchs – meist aus einem Darlehensvertrag – ›verschafft‹ (also bestellt oder abgetreten) worden sind (§ 1192 Ia 1). Das dingliche Recht wird bei ihnen im Hinblick auf einen – vor, nach oder gleichzeitig mit dem Darlehensvertrag geschlossenen – Sicherungsvertrag (auch Sicherungsabrede, Zweckerklärung oder Zweckbestimmungserklärung genannt) bestellt. Dessen Parteien sind die des Darlehensvertrags; der Sicherungsgeber ist nicht notwendig der Grundstückseigentümer (BGH NJW 18, 2049 [BGH 19.04.2018 - IX ZR 230/15] Rz 73). Der Sicherungsvertrag – der auch stillschweigend abgeschlossen werden kann (BGH NJW 04, 158) – stellt das wegen der fehlenden Akzessorietät erforderliche Bindeglied zwischen Grundschuld und Forderung dar; er ist die einzige (aA Leitmeier NJW 22, 14) causa der Sicherungsgrundschuld. Ist ein Darlehensvertrag wegen Sittenwidrigkeit (§ 138 I) unwirksam oder (zB nach § 355) widerrufen, so sieht der Sicherungsvertrag regelmäßig vor, dass die Grundschuld die Rückgewähr- bzw Bereicherungsansprüche hinsichtlich der Darlehensvaluta sichert (BGH NJW 04, 158, 159 [BGH 28.10.2003 - XI ZR 263/02]).

 

Rn 5

§ 1192 Ia gilt nur für nach dem 19.8.08 erworbene Grundschulden (Art 229 § 18 II EGBGB); bei diesen ist hinsichtlich der Einreden aus dem Sicherungsvertrag (und, bei Nichtvalutierung, aus §§ 821, 812; Nietsch NJW 09, 3606, 3607; aA Lemke/Regenfus Rz 12) die Möglichkeit des gutgläubig einredefreien Erwerbs wesentlich beschränkt; ob der Erwerber wußte, dass er eine Sicherungsgrundschuld erwirbt, spielt keine Rolle. Auch eine Verwertungsvereinbarung ist eine Einrede aus dem Sicherungsvertrag (aA Brandbg ZIP 14, 164), nicht dagegen die Tatsache, dass der Grundschuldgläubiger die gesicherte Forderung nicht erworben hat (BGH NJW 18, 3441 [BGH 20.04.2018 - V ZR 106/17]). Das Vorliegen einer Si...

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