Modularer Wohnungsbau: Immobilienbranche fordert fixe Quote

Die Immobilienbranche erteilt neuen Milliarden-Subventionen eine klare Absage. Wenn der Wohnungsbau zum Erliegen komme, seien bessere politische Rahmenbedingungen wichtiger als Förderung – so könne etwa die Grunderwerbsteuer ausgesetzt werden und für das Bauen in Serie müsse eine Quote ins Gesetz.

Wie andere Branchenverbände zuvor, fordert auch der Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA), dass gegen die Wohnungsnot in Deutschland der Fokus auf mehr serielles und modulares Bauen gesetzt wird. Die Kommunen sollten "30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt" für die Verwendung bereits vorgefertigter und standardisierter Bauteile ausweisen, teilte der Verband mit. "Dabei sollen sowohl konventionelle als auch Lebenszyklus- orientierte Baustoffe wie Holz zum Einsatz kommen."

Wohnungen könnten so innerhalb eines halben Jahres geliefert werden, argumentiert der ZIA. Noch immer halte sich bei vielen das Vorurteil, bei seriellem Bauen handele es sich um "Plattenbau 2.0." – "das ist nicht der Fall", betonte ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner.

Wohnungsbau: Verzicht auf Grunderwerbsteuer

Die Bautätigkeit ist zuletzt stark eingebrochen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt auch in Folge des Krieges in der Ukraine weiter. Der ZIA geht davon aus, dass in diesem Jahr der Bedarf die Zahl der Fertigstellungen um rund 400.000 Wohnungen überschreiten wird.

Um den Bau anzukurbeln, fordert der Verband von den Bundesländern einen temporären Verzicht auf die Grunderwerbssteuer. Zumindest sollten die Länder die Grunderwerbsteuer bis zum 31.12.2024 auf 3,5 Prozent reduzieren oder auf diesem Satz belassen, heißt es in einem Positionspapier, das der ZIA vorgelegte. Auch sollten die Kommunen auf alle Formen der Gewinnabschöpfung verzichten.

"Explodierende Grunderwerbsteuern, Gebühren, Gewinnabschöpfungsmodelle sowie Vorgaben und Restriktionen verursachen weit mehr als ein Drittel der Kosten. Genau hier sind die Hebel, wenn eine Wende am deutschen Wohnungsmarkt realistisch sein soll", so Mattner.

ZIA: Zwei-Prozent-KfW-Kredit statt Subventionen

Vom Bund brauche es ein großvolumiges "Kreditprogramm Wohnen" der staatlichen Förderbank KfW mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Standard EH 55. Die Gelder würden zurückgezahlt ohne mittelfristige oder langfristige Belastung des Haushalts. Die staatlichen Akteure müssten der Immobilienwirtschaft größtmögliche Freiheiten geben, damit sie selbst aktiv werden kann.

Deutschland lebt laut ZIA beim Wohnungsbau von Rahmenbedingungen der Vergangenheit. Noch immer würden unter alten Bedingungen finanzierte und genehmigte Wohnungen gebaut. "Wenn die Wohnungsbaurenditen bei zwei bis drei Prozent stehen, die Kreditzinsen aber bei vier Prozent, kann niemand bauen. Daher müssen wir die Rahmenbedingungen radikal ändern", sagte Mattner.

Von Forderungen nach neuen Milliarden-Subventionen nimmt der ZIA künftig Abschied. Man glaube nicht mehr an die Wirkung von zehn Milliarden Euro aus der Kasse des Bundesfinanzministers. Diese Summe sei angesichts der Löcher in den Wirtschaftlichkeitsrechnungen der Bauherren ohnehin nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Und Forderungen nach Programmen mit 50 oder mehr Milliarden verlorener Zuschüsse seien angesichts des Bundeshaushaltes unrealistisch.

Im Jahr 2025 fehlenden 700.000 Wohnungen

Keines der jetzt neu angefangenen Projekte könne angesichts der deutschen Regularien und technischen Herausforderungen bis 2025 fertiggestellt werden, nannte ZIA-Vizepräsident Jan-Hendrik Goldbeck ein weiteres Problem. Im Jahr 2025 würden 700.000 Wohnungen fehlen, wenn sie jetzt nicht gebaut würden, warnte Goldbeck: "Freie Bahn für serielles und modulares Bauen." Die im Bündnis bezahlbarer Wohnraum vorgeschlagenen Erleichterungen im Bauordnungsrecht seien mittlerweile nicht mehr ausreichend.

Es gebe zwar ein klares und breites Bekenntnis zu diesem Verfahren, in der Praxis würden aber kaum Genehmigungen erteilt. Nach Angaben des ZIA kommt Deutschland derzeit auf einen Anteil von etwa fünf Prozent modular gebauter Wohnungen. Der Verband fordert, dass das serielle und modulare Bauen bei der Abwägung im Baugesetz gesondert berücksichtigt werden soll. Dann wären alle Beteiligten aufgefordert, frühzeitig abzuwägen, ob der Weg gangbar ist. Zudem gehöre in jede Architektenjury ein Experte für serielles und modulares Bauen.                                                                                            

ZIA-Positionspapier: "Was es jetzt braucht, um den Wohnungsbau endlich wieder anzukurbeln"


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dpa