ESG-Investments: Artikel-8-Fonds und Photovoltaik performen

Nur jeder dritte institutionelle Investor hat laut einer Umfrage die ESG-Performance des eigenen Portfolios schon ermittelt. Für die Hälfte dieser Unternehmen stellen Artikel-8-Fonds die entscheidenden Standards – Photovoltaik soll den Immobilienwert optimieren.

Die nachhaltige Transformation stellt institutionelle Investoren weiterhin vor enorme Herausforderungen. Laut einer Umfrage von Universal Investment gab ein Drittel der Unternehmen an, die ESG-Performance des eigenen Portfolios noch nicht ermittelt zu haben. Für die Hälfte (50 Prozent) stellen Artikel-8-Fonds nach SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation EU-Offenlegungsverordnung) die entscheidenden ESG-Standards für Unternehmen dar. Diese werden verglichen mit Artikel-9-Fonds als deutlich wichtiger angesehen.

Befragt wurden Kreditinstitute, Pensionsreinrichtungen, öffentlich-rechtliche-Einrichtungen und weitere Unternehmen aus Deutschland mit einem verwalteten Immobilienvermögen von insgesamt 13,5 Milliarden Euro.

Im Label-Dschungel ist der Energieausweis ganz vorne

"Für die erfolgreiche Transformation des Gebäudebestands ist die ganzheitliche Erfassung der ESG-Performance der entscheidende erste Schritt", sagt Axel Vespermann, Head of Real Estate von Universal Investment. Gerade bei den Themen Analyse, Datenerhebung und Smart-Metering bestehe immer noch Handlungsbedarf. "Eine vereinheitlichte Methodik würde Klarheit bei der Bewertung ermöglichen und muss langfristig das Ziel von Politik und Wirtschaft sein", so Verspermann.

Die Auswertung der Umfrage zeigt, dass ESG-Kriterien auf einer Skala von eins (unwichtig) bis zehn (sehr wichtig) beim Ankauf (acht von zehn) und bei der Bewirtschaftung von Bestandsimmobilien (sieben von zehn) inzwischen als sehr wichtig eingestuft werden. Zur Beurteilung der ESG-Performance des Immobilienportfolios sind klassische Energieausweise und das Bewertungssystem GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark) mit einem Anteil von 35 Prozent beziehungsweise 24 Prozent führend.

Auf die Frage, ob eine Zusammenarbeit mit externen ESG-Beratern in Frage kommt, antworteten knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Unternehmen mit Nein. Aus Sicht der Befragten ist der Status nach Artikel 8 der SFDR (48 Prozent) der wichtigste ESG-Standard, gefolgt von der EU-Taxonomie (44 Prozent) und den PRI – UN Principles for Responsible Investment (Prinzipien für verantwortliches Investieren) – mit 32 Prozent. Im Vergleich wird der Impact-Status gemäß Artikel 9 der SFDR nur von zwölf Prozent der Profianleger als künftig wichtig angesehen.

Photovoltaikanlagen sollen den Immobilienwert optimieren

Maßnahmen zur Verringerung des Energie- und Stromverbrauchs stehen für fast alle (95 Prozent) Umfrageteilnehmer im Vordergrund, gefolgt von der Installation von Photovoltaikanlagen (68 Prozent) und der Optimierung der Heizungsanlagen (68 Prozent). Knapp 45 Prozent der Investoren gaben an, Photovoltaik zur Selbstnutzung zu installieren, während 35 Prozent installierte Anlagen an Dritte verpachten wollen. Eine Installation erfolgt in mehr als der Hälfte (59 Prozent) der Fälle zur Optimierung des Immobilienwertes – mehr als jeder Zehnte (14 Prozent) strebt eine Optimierung der Cashflow-Rendite an.

"Durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wurde die technische Vorgabe abgeschafft, nach der neue Anlagen, die nach dem 1.1.2023 in Betrieb gingen, höchstens 70 Prozent der Photovoltaik-Nennleistung in das öffentliche Netz einspeisen dürfen", kommentierte Vespermann. Der politische Wille zum Ausbau einer dezentralen, emissionsfreien Energieversorgung decke sich somit mit der Bereitschaft institutioneller Investoren zum Ausbau selbstgenutzter Photovoltaikinfrastruktur.

Mit der Zinswende gewann die Optimierung des Direktbestands gewann an Relevanz – auch mit Blick auf ESG-Themen. Damit rückt ein alternatives Anlagevehikel stärker in den Fokus: Beim sogenannten Miteigentumsfonds können Investoren unter Beibehaltung der Eigentumsrechte ihren Direktbestand in eine offene Fondsstruktur einbringen. Etwa jeder fünfte Befragte ist dafür laut Universal Investment schon grundsätzlich bereit. Ziel ist dabei vor allem eine mögliche Bilanzoptimierung (33 Prozent) sowie die Verbesserung der Immobilienperformance durch weniger internen Aufwand und den Zugriff auf spezialisierte Asset Manager (24 Prozent). Zirka 19 Prozent erhoffen sich von einem Miteigentumsfonds eine effizientere Portfoliosteuerung.

Scope: Knapp jeder zweite Fonds ist nachhaltig

Scope hat im Februar 2024 untersucht, wie nachhaltig das deutsche Fondsuniversum gemäß SFDR aufgestellt ist. Die EU-Offenlegungsverordnung unterteilt Fonds in drei Kategorien: Produkte ohne Nachhaltigkeitsfokus (Artikel 6), Fonds, die ökologische und soziale Kriterien sowie eine verantwortungsvolle Geschäftsführung (ESG) bei der Titelauswahl berücksichtigen (Artikel 8) und Produkte, die ausdrücklich mehr Nachhaltigkeit erreichen wollen (Artikel 9), eingestuft.

Mehr als die Hälfte aller in Deutschland zugelassenen Fonds ist mittlerweile gemäß Artikel 8 oder 9 klassifiziert. Gemessen an der Anzahl liegt die Quote bei 55 Prozent – gemessen am verwalteten Vermögen sogar bei 60 Prozent. Rund 6.200 Fonds sind derzeit laut Scope nach Artikel 8 eingruppiert. Sie verwalten insgesamt 4,4 Billionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr (Februar 2023) ist die Zahl der Produkte um zwölf Prozent und das verwaltete Vermögen um 22 Prozent gestiegen. Die Gruppe der Artikel-9-Fonds ist deutlich kleiner mit 613 Produkten und einem Volumen von 224 Milliarden Euro: Zahlenmäßig ging es um neun Prozent nach oben, das Volumen nahm um fünf Prozent zu.

Der im Februar 2023 erkennbare Trend eines Rückgangs des Vermögens von Artikel-9-Fonds hat sich damit nicht fortgesetzt. Damals hatte die Erwartung einer strengeren Regulierung im vierten Quartal 2022 zu einer Welle an Rückstufungen von Artikel 9 auf 8 geführt. Die moderaten aktuellen Zuwachsraten zeigen laut Scope allerdings, dass Anbieter vorsichtig mit der Auszeichnung von Fonds als Artikel-9-Produkt umgehen.

Scope-Studie "Mehr als jeder zweite Fonds mit Nachhaltigkeitsausrichtung"


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