Niedrigere Mieten und Kaufpreise bei "braunen" Immobilien

Die Nachfrage nach grünen Immobilien steigt, dadurch geraten "braune" Immobilien zunehmend in Verruf, was sich in den Mieten und Kaufpreisen niederschlägt. Das ist ein Ergebnis aus dem RICS Sustainability Report. Beim Kohlenstoffmanagement sehen die Experten noch große Lücken. 

Die Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien nimmt sowohl auf Investorenseite als auch bei den  Nutzern zu. Das hat Auswirkungen auf die Miet- und Kaufpreise sogenannter "brauner" Immobilien, wie der RICS Sustainability Report 2022 zeigt. Befragt wurden zirka 4.000 Immobilienexperten weltweit, etwa 2.000 davon kommen aus Europa.

Ein Großteil der Befragten berichtet von Marktprämien für nachhaltige Gebäude, während nicht-grüne Immobilien einem "braunen Rabatt" unterlägen. In Deutschland sind es 57 Prozent, die einen Rückgang bei den Mietpreisen sehen. Bei den Kaufpreisen sind es sogar 60 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer – europaweit 58 Prozent beziehungsweise 61 Prozent.

Green Buildings: Investoren interessierter als Nutzer

Eine steigende Nachfrage nach Green Buildings stellen die Studienautoren vor allem bei Gewerbeimmobilien fest: In Deutschland sei die Nutzernachfrage im vergangenen Jahr nach Angaben von knapp der Hälfte der Befragten (47 Prozent) leicht gestiegen, knapp ein Drittel (31 Prozent) gab an, sie sei deutlich gestiegen. Europaweit verzeichnen 52 Prozent der Befragten einen leichten Anstieg und knapp ein Viertel (23 Prozent) ein deutliches Plus. Auf Investorenseite fällt das Ergebnis noch deutlicher aus: 87 Prozent der Befragten verzeichneten in Deutschland eine stärkere Nachfrage von Investoren nach nachhaltigen Immobilien – 38 Prozent nannten einen leichten Anstieg; 49 Prozent einen deutlichen Anstieg.        

Klimarisiko: Bewertungen zunehmend wichtiger für Investoren

Ein weiteres Indiz für einen eingetretenen Prozess des Umdenkens unter Entscheidern sei die Tatsache, dass die Mehrheit der Befragten einen Anstieg der Klimarisikobewertungen von Investoren für ihre Immobilien feststellte, heißt es in dem Report. In Deutschland sind es mit 79 Prozent etwas mehr als in Europa (73 Prozent). Die Autoren schlussfolgern daher, dass "Klimathemen jetzt auf der Tagesordnung ganz oben stehen". Das drüfte das Verhalten der wichtigsten Player beeinflussen.

"Verhaltensänderungen sind zwar zu beobachten, wie die höhere Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien oder der Anstieg der Klimarisikobewertungen von Investoren für ihre Assets", resümiert Susanne Eickermann Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland. Die Messung aller Formen von Kohlenstoff sei aber auch entscheidend für die nötigen Veränderungen. "Jedoch muss", so Eickermann Riepe weiter, "offen gesagt werden, dass die Branche die vorhandenen Instrumente und Standards auch einsetzen muss, und dass sie die Kohlenstoffbewertung und das Kohlenstoffmanagement zu einem integralen Bestandteil der Geschäftspraxis machen sollte."

Messung von CO2-Emissionen: Viel Luft nach oben

Dass in Sachen Kohlenstoffmanagement noch viel zu tun ist, spiegelt sich ebenfalls in den Umfrageergebnissen wider. Das treffe insbesonders im Bauwesen zu: 71 Prozent der Studienteilnehmer in Deutschland und 76 Prozent in Europa gaben an, dass sie keine operativen Messungen der Kohlenstoffemissionen bei Projekten vornehmen. Immerhin würde im Bauwesen damit begonnen, digitale Werkzeuge und Technologien zu für Nachhaltigkeitsanalysen zu nutzen, vor allem zur Bewertung des Energiebedarfs und der Kosten, wie es weiter heißt.

Als Herausforderungen und Hindernisse für die Verringerung der CO2-Emissionen werden fehlende Normen, Leitlinken und Instrumente angegeben, darüber hinaus hohe Kosten und die fehlende Verfügbarkeit von kohlenstoffarmen Produkten: Das sagten in Deutschland 47 Prozent der Studienteilnehmer und in Europa 39 Prozent.

RICS Sustainability Report 2022 (PDF)