Green Building-Zertifikate: Signal für ESG und Nachhaltigkeit

Zertifizierte Green Buildings werden gut gehandelt, ihr relativer Anteil am Investmentmarkt ist auf einen neuen Rekord gestiegen, wie eine Studie zeigt. Anleger nehmen die Zertifikate als verlässliches Signal für ESG und Nachhaltigkeit wahr – und daran führt kein Weg mehr vorbei.

Im vergangenen Jahr wurden laut einer Analyse von BNP Paribas Real Estate (BNPPRE) in Deutschland zertifizierte Green Buildings für zirka 11,2 Milliarden Euro gehandelt – das ist zwar etwas weniger als im Jahr zuvor, aber immer noch ein sehr hohes Niveau. Der relative Anteil der zertifizierten Assets am Investmentmarkt ist demnach 2022 auf ein absolutes Rekordniveau von 30,6 Prozent gestiegen.

"In einer unübersichtlichen und verunsichernden Situation wird das Zertifikat als verlässliches Signal für ESG und Nachhaltigkeit wahrgenommen", beobachtet Hermann Horster, Head of Sustainability bei BNPPRE. Obwohl Zertifikate wie BREEAM, DGNB oder LEED mit den ESG-Kriterien der EU-Taxonomie – die in einem kurzen Zeitraum einen sehr hohen Stellenwert im Asset Management und bei Investitionsentscheidungen erreicht haben – nicht kongruent seien.

Grüne Investments: Jeder dritte Euro fließt in nachhaltige Immobilien

Im Jahr 2022 waren besonders institutionelle Core-Anleger aktiv im Marktsegment Green Buildings: Sie investierten 60 Prozent des Anlagevolumens in zertifizierte Green Buildings – 2021 lag die Quote BNPPRE zufolge noch zwischen 2021 zwischen 50 Prozent und 59 Prozent. Bei Versicherungen belief sich der Anteil der Green Investments sogar auf mehr als 72 Prozent.

Lag der relative Anteil der grünen Investments an den Einzeldeals im Jahr 2021 noch bei 25,7 Prozent, stieg er 2022 bereits auf 30,6 Prozent. War es 2021 also ungefähr jeder vierte Euro, der in Deutschland in nachhaltig zertifizierte Gewerbeimmobilien investiert wurde, rechnet BNPPRE vor, so floss 2022 schon jeder dritte Euro in ein nachhaltiges Gebäude.

Green Building Investmentmarkt A-Standorte

Metropolen: Anteil der zertifizierten Büros erreicht Höhepunkt

Die große Mehrheit (80 Prozent) des Investmentvolumens zertifizierter Green Buildings entfiel laut BNPPRE im vergangenen Jahr auf die A-Standorte. In den drei größten Städten Berlin, Frankfurt am Main und München betrug der Anteil der nachhaltigen Gebäude an den gewerblichen Transaktionen insgesamt jeweils rund 40 Prozent.

Der Anteil der zertifizierten Bürogebäude am Gesamtinvest der Assetklasse Büro hat mit 46,2 Prozent einen neuen Höhepunkt erreicht. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren das noch 38 Prozent und 2020 zirka 34 Prozent. Inzwischen fließt in dieser Assetklasse fast jeder zweite Euro in ein zertifiziertes Gebäude. Eine Steigerung des Marktanteils wird registriert BNPPRE auch für Green Logistics Buildings: Knapp ein Drittel (27 Prozent) des Logistik-Investmentvolumens floss 2022 in zertifizierte Immobilien. Im Vorjahr waren es noch 16,5 Prozent.

Büroobjekte waren die wichtigste Assetklasse auf dem Green Building-Investmentmarkt. Treiber sind internationale Corporates, die zertifizierte Gebäude bevorzugen. Eine dynamische Entwicklung stellt BNPPRE aber auch bei der Logistik fest, wo der relative Anteil mit 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert worden ist.

Anteil Green Buildings Investionsvolumen Nutzung

Green Building-Zertifikate: ESG-Themen werden ernst genommen

Die Anzahl von Zertifizierungen in Deutschland ist im Jahr 2022 weiter gestiegen, schreiben die Analysten. Mittlerweile sind mehr als 2.800 Gebäude zertifiziert. Der relative Anteil des Einzelhandels an den bundesweit zertifizierten Gebäuden ist allerdings weiter rückläufig, während Logistik relativ dazugewonnen hat. Weiterhin Marktführer im Bereich der Green Building-Zertifikate bleibt DGNB (1.670) vor BREEAM (660) und LEED (490). BREEAM konnte sich durch die Bestandszertifizierung weiter von LEED absetzen.

"Während die Branche über Taxonomie-Konformität diskutiert, sich die Einordnung in Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung zum wesentlichen Kriterium entwickelt und danach Ankaufs- und Desinvestment-Entscheidungen getroffen werden, reift das gute alte Green Building-Zertifikat zum Hidden Champion und Must-have", sagt Horster. Allerdings sei es nicht mehr und nicht weniger als ein belastbarer Hinweis darauf, dass ESG-Themen ernst genommen werden, denn das gesetzliche Rahmenwerk stelle eine hohe Hürde dar.

So gilt zum Beispiel seit dem 1.1.2023 die CO2-Abgabe auch für gewerbliche Nutzungen in Deutschland, und ein Emissions-Handelssystem für Gebäude ist in Brüssel in Vorbereitung (voraussichtlich ab 2027). Berlin will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verschärfen, und ein Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz (ENEFG) mit einer Sanierung der am wenigsten energieeffizienten Gebäude liegt als Referentenentwurf vor. Ähnliches plant die EU mit der EPBD (EU Energy Performance of Buildings Directive – Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden): Gebäude im tiefroten Bereich des Energieausweises sollen auf ein energieeffizienteres Niveau saniert werden. "Der Bedeutungszuwachs von ESG und Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche wird in Zukunft sehr wahrscheinlich noch deutlich dynamischer ausfallen als bisher", betont Horster.

BNP Paribas Real Estate "Market Focus 2023 – Investmentmarkt Green Buildings"


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Schlagworte zum Thema:  Investment, Green Building, Immobilienmarkt