Umfrage: Akzeptanz für Ausbau von Erneuerbaren Energien steigt

Der Krieg in der Ukraine hat zum Umdenken geführt: Mehr Menschen als bislang befürworten Erneuerbare Energien. Auch die Akzeptanz von Solarparks und Windkraft in der eigenen Nachbarschaft hat deutlich zugelegt. Das geht aus einer Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien hervor.

Wegen der aktuellen Situation und ihrer Folgen – hohe Energiekosten, Inflation, Abhängigkeit von autokratischen Staaten, mangelnde Versorgungssicherheit – haben sich die Deutschen umorientiert, was den Ausbau von Erneuerbaren Energien angeht.

So sagten ein Fünftel der Teilnehmer einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), dass sie bislang "kein Fan der Windenergie" waren und sich früher gegen die Nutzung der Windräder positioniert hätten, nun aber der Meinung seien, dass diese Form der Energie ausgebaut werden sollte. Weitere acht Prozent sagen: "Ich war vor der Krise strikt gegen die Windenergie, aber einen gewissen Ausbau müssen wir wohl hinnehmen."

Befragt worden sind online deutschlandweit 1.026 Menschen ab 16 Jahren. Den Umfrageteilnehmern sei der Auftraggeber der Studie nicht bekannt gewesen, hieß es.

Windräder "vor der Haustür": Energiekosten steigern Akzeptanz 

In einem anderen Fragekontext – in Zusammenhang mit den den Energiekosten – sagten 22 Prozent der Befragten: "Ich finde zum Beispiel Windräder zwar nicht toll, aber jedes, das hinzukommt, macht uns ein wenig unabhängiger". Auch in Bezug auf andere Erneuerbare Energien gaben 14 Prozent an, trotz aller Vorbehalte lieber nachhaltige Energie vor der Haustür zu akzeptieren statt aus geopolitisch schwierigen Ländern.

Die Umfrage gibt die AEE seit Jahren in Auftrag – an der allgemeinen Akzeptanz der Erneuerbaren Energien hat sich wenig geändert: Diese lag zumeist im Bereich von 80 bis 90 Prozent der Befragten. In diesem Jahr sprachen sich 86 Prozent für den Ausbau der regenerativen Energiequellen aus, das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Im Detail ergeben sich jedoch deutlichere Zuwächse: So stieg die Zustimmung beim potenziellen Bau neuer Energieanlagen in der Umgebung des eigenen Wohnorts deutlich an – vor allem wieder im Bereich Windenergie, aber auch bei der Geothermie.

"Die Bürgerinnen und Bürger haben sich klar zur Rolle der Erneuerbaren in diesen Krisenzeiten positioniert", kommentierte AEE-Geschäftsführer Robert Brandt die Ergebnisse.

Solardächer: Zustimmung wächst

In der aktuellen Umfrage sprachen sich 50 Prozent der Befragten für neue Windräder im eigenen Umfeld aus, 2021 waren es nur 39 Prozent. Geothermieanlagen befürworteten 40 Prozent (2021: 30 Prozent). Ein Plus gab es auch bei Solarparks (2022: 65 Prozent, 2021: 59 Prozent) und bei Solardächern (2022: 80 Prozent, 2021: 77 Prozent). Bei Menschen, die bereits Erfahrungen mit Erneuerbaren Energien in ihrer Nachbarschaft haben, lag die Zustimmung sogar noch deutlich höher, zum Beispiel bei 63 Prozent bei Windrädern und bei 57 Prozent bei Geothermie.

In Bezug auf die Windenergie war es vielen Befragten dabei relativ egal, ob Anlagen auf neuen Flächen entstehen oder ob es ein "Repowering" der bisherigen Standorte gibt – also der Austausch älterer Windräder durch leistungsfähigere und effizientere Anlagen. 39 Prozent gaben an, dass sie beides gleichermaßen akzeptieren.

So wollen die Deutschen die "Grüne Wende" beschleunigen

Dass es durch den Krieg in der Ukraine ein Umdenken zum Ausbau der Erneuerbaren Energien gegeben hat, haben zuletzt auch andere Umfragen betätigt. Eine repräsentative Befragung des Instituts Forsa im Frühjahr 2022 im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ergab zum Beispiel eine Unterstützung für mehr Erneuerbare Energien von 65 bis 75 Prozent, während drei Viertel der Befragten (75 Prozent) der Renaissance von Atomkraft eine klare Absage erteilten. Und bei der jährlichen Klimaumfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) sprachen sich im Herbst 54 Prozent der befragten Deutschen dafür aus, die "grüne Wende" zu beschleunigen.

Laut Angaben der AEE deckten Erneuerbare Energien im vergangenen Jahr bereits 41 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Deutlich schlechter sah es im Wärmesektor (16,5 Prozent) und beim Verkehr (6,8 Prozent) aus. Das Potenzial sei also längst nicht ausgeschöpft und ein schneller Ausbau der Erneuerbaren Energien unerlässlich, sagte Geschäftsführer Brandt.

Auf welche Energieformen würden die Bürger dabei den Fokus legen? Auch das wurden die Teilnehmer der Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energien gefragt. Besonders die Solarenergie sollte stärker genutzt werden als bislang, meinten die Befragten: 76 Prozent sprachen sich für eine "deutlich stärkere" oder "etwas stärkere" Nutzung von Sonnenenergie durch Dachflächenanlagen aus, bei Photovoltaik- und Solarthermie-Freiflächenanlagen waren es 69 Prozent. Dahinter folgten Windenergie (61 Prozent) sowie Geothermie und Wasserkraft (jeweils 59 Prozent). Deutlich geringer war die Akzeptanz der Befragten bei Biomasse und Energiepflanzen: Je nach Art der Nutzung befürworteten den Ausbau in diesem Bereich lediglich 32 bis 54 Prozent der Befragten.


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Schlagworte zum Thema:  Umfragen, Erneuerbare Energien