Wärmepumpe erstmals an der Spitze der verkauften Heizungen
Im ersten Halbjahr 2025 wurden 139.500 Wärmepumpen installiert, das ist ein Plus von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Demnach liegt die Technologie zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Heizungsmarktes an der Spitze der verkauften Heizungsanlagen – noch vor der Gasheizung.
Der Absatz von Gasheizungen ist im betrachteten Zeitraum mit 132.500 verkauften Geräten um 41 Prozent eingebrochen. Noch deutlicher ist der Rückgang bei Ölheizungen, deren Absatz um 81 Prozent auf 10.500 Anlagen gesunken ist, wie Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zeigen. Was Hauseigentümer zur Heizungswahl wissen müssen.
Klimafreundlich und kostengünstig heizen
"Die Zahlen belegen, dass die Wärmepumpe in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und das aus gutem Grund", sagt Frank Hettler, Leiter von Zukunft Altbau. Die Technologie sei für viele Gebäudetypen geeignet. Um den effizienten Betrieb im Bestand zu ermöglichen, reichten oft einzelne Dämmmaßnahmen oder der Einbau einzelner, größerer Heizkörper aus, um klimafreundlich und kostengünstig zu heizen.
Umfangreichere Dämmmaßnahmen seien nur in Gebäuden mit geringem Dämmstandard nötig. "In unsanierten Häusern bieten Hybridlösungen aus Wärmepumpe und bestehendem Heizsystem eine wirtschaftliche Übergangslösung. Nach der erfolgten Dämmung der Gebäudehülle kann dann auf den fossilen Heizkessel verzichtet werden", so Hettler weiter.
Das spricht gegen fossile Heiztechnologien
Der in Bewegung geratene Heizungsmarkt zeigt dem Experten zufolge, dass immer mehr Menschen aus Sorge vor steigenden Energiepreisen und geopolitischen Abhängigkeiten verstärkt auf erneuerbar gespeiste Technologien setzen. Der steigende CO2-Preis, wachsende Netzentgelte für Gas, der geplante Rückbau von Gasnetzen und der Klimawandel verstärkten den Trend. Auch Biomasseheizungen profitieren laut Zukunft Altbau von der jüngsten Entwicklung: Der Absatz stieg um 42 Prozent auf 14.000 Anlagen.
Die Wärmepumpe bringt demnach auch volkswirtschaftliche Pluspunkte: Mit jeder neuen Anlage fließen durchschnittlich 16.000 Euro zu deutschen Handwerksbetrieben, Herstellern und Stromversorgern – anstatt in die Gasförderländer.
Die Berechnung basiert auf einem Wärmeverbrauch von 20.000 Kilowattstunden pro Jahr, angenommenen Importkosten von vier Cent pro Kilowattstunde Gas für die deutschen Energieversorger und 20 Jahre Lebensdauer der Gasheizung. Basierend darauf wird bereits 2025 der jährliche Zubau an Wärmepumpen dafür sorgen, dass ein Betrag in einer Größenordnung von rund fünf Milliarden Euro nicht mehr an ausländische Gaslieferanten gezahlt wird, sondern in der deutschen Wirtschaft verbleibt.
Wärmepumpen: Das politische Ziel
"Die Bedingungen, eine neue Gasheizung einzubauen, sind zunehmend komplex geworden", erklärte BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt bei Vorlage der Zahlen Anfang August 2025. "Das andere ist die Unsicherheit, wie der Emissionshandel ab 2027 sich auf die Preise für fossile Energie auswirken wird. Das Dritte ist die kommunale Wärmeplanung." Viele Verbraucher warteten ab, was in ihrer Kommune passiere.
Der Verband erwartet bei Wärmepumpen einen Absatz von rund 250.000 Stück bis Ende des Jahres. "Das ist die Hälfte von dem politisch avisierten Ziel", so Staudt. Der BDH habe immer betont, dass die Rahmenbedingungen durch politische Maßnahmen deutlich verbessert werden müssten. Die Ampel-Koalition habe das nicht erfüllt. "Wir brauchen schnellstmöglich Klarheit, wie es mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) weitergeht."
Ein Ziel der GEG-Novelle – auch bekannt als Heizungsgesetz –, die Anfang 2024 unter der Ampel-Regierung in Kraft getreten ist, ist mehr Klimaschutz im Gebäudebereich durch einen staatlich geförderten schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen. Der maximal erhältliche Zuschuss für den Heizungstausch beträgt derzeit 21.000 Euro. Die milliardenschwere Förderung will Schwarz-Rot zwar fortsetzen, aber was sich sonst ändern soll, ist immer noch offen.
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Finanztip: Wärmepumpe vs. Gasheizung
Eine Berechnung des Ratgebers Finanztip zeigt: Über einen Zeitraum von 20 Jahren summieren sich die tatsächlichen Kosten für Gasheizungen auf rund 25.500 Euro – Grund seien vor allem die steigenden CO2-Kosten, die fossiles Heizen langfristig verteuerten.
"Was auf dem Preisschild der Gasheizung fehlt, sind die CO2-Kosten der nächsten 20 Jahre – bis sie nach dem Gebäudeenergiegesetz 2045 außer Betrieb gehen muss", warnte Sandra Duy, Expertin für energetisches Sanieren bei Finanztip. "Diese belaufen sich laut unserer Berechnung auf rund 17.500 Euro zusätzlich." Nicht berücksichtigt sind auch mögliche Belastungen wie steigende Netzentgelte für Gas oder die seit 2024 geltende Pflicht zur Beimischung von Biogas für neue Gasheizungen.
Im Vergleich dazu kostet eine Wärmepumpe im Einfamilienhaus laut Finanztip zwar oft rund 30.000 Euro brutto, doch für die meisten Eigentümer von selbstgenutzten Wohnungen und Häusern seien 50 Prozent Förderung realistisch. Haushalte mit niedrigem Einkommen erhalten bis zu 21.000 Euro Zuschuss. Nach Abzug der Förderung kostet die Wärmepumpe im Beispiel 15.000 Euro netto. "Mit Förderung ist die Wärmepumpe meist günstiger als gedacht – und vor allem zukunftssicher", so Duy
Grundlage sind reale Verbrauchswerte und CO2-Preisszenarien aus dem vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt geförderten Ariadne-Projekt.
Wärmepumpen: Strompreis und KfW-Förderzusagen
Nach Angaben von Stiebel Eltron wurden in den ersten drei Monaten 2025 mehr als 63.500 Förderanträge für Wärmepumpen positiv beschieden. Eine Absenkung des Strompreises könnte weitere Imspulse auslösen, so Geschäftsführer Heinz-Werner Schmidt. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der 1.000 vom Unternehmen befragten Personen gaben an, der Strompreis müsse günstiger werden, damit sie auf eine Wärmepumpenheizung umsteigen. Fehlendes Wissen, welche Maßnahme bei der privaten Energiewende den größten Erfolg für den eigenen Geldbeutel bringt, beklagten rund zwei Drittel (69 Prozent) der Umfrageteilnehmer.
Auf eine zunächst angekündigte Senkung der Stromsteuer für alle, wie sie im Koalitionsvertrag vorgesehen ist, konnten sich die Spitzen von Union bisher nicht einigen. Wie es in einem Ergebnispapier des Koalitionsausschusses heißt, das Anfang Juli 2025 veröffentlicht wurde, sollen weitere Entlastungsschritte – auch für Verbraucher – aber folgen, sobald "hierfür finanzielle Spielräume bestehen".
Info-Portal: Wahl der Heizung und Förderung
Welche Bedingungen für den Einbau einer neuen Heizungsanlage gemäß GEG 2024 im Detail gelten und welche Standardtechnologien in Frage kommen, stellt das Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) auf einem Informationsportal dar.
Die Praxishilfen können private Eigentümer von Wohnungen und Häusern bei Fachfragen und bei der Heizungswahl unterstützen. Auch Besonderheiten bei Einfamilienhaus, Mehrfamilienhaus oder Nichtwohngebäude sind dargestellt.
Eine Übersicht, die die verschiedenen Möglichkeiten auflistet und die individuellen Bedingungen abfragt, soll bei der Orientierung helfen. Die Inhalte stehen auch auf Infoblättern zum Download bereit.
BBSR-Informationsportal "Hilfestellung Heizungswahl"
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