Expo Real 2023: Aussteller, Top-Themen, Trends

Die Suche nach Hebeln zur Umsetzung und Finanzierung von Projekten treibt die Branche um. Nicht nur, aber gerade im Wohnungsmarkt ist der Rede- und Klärungsbedarf groß. Die Blicke richten sich auf die Politik: Bauministerin Klara Geywitz ist wie im vergangenen Jahr Gastrednerin.

Nachdem im Jahr 2022 mit 1.900 Ausstellern nahezu Vor-Corona-Auslastung bei der Expo Real erreicht wurde, rechnet Projektleiterin Claudia Boymanns bei der diesjährigen Expo Real wieder mit einem leichten Rückgang der Beteiligungszahlen, quasi als Spiegel der aktuellen Marktlage. Rumänien und Bulgarien werden diesmal beispielsweise nicht dabei sein. Allerdings konnten auch neue Ausstellungspartner für die Münchner Immobilienmesse gewonnen werden.

Etwa ein Gemeinschaftsstand "UK Cities and Partners" mit den Beteiligungen Opportunity London, Marketing Manchester, Newcastle und West Midlands. Aus Dubai ist mit Majid Al Futtaim wieder eine größere Beteiligung dabei. Erstmals stellt laut Boymanns aus Saudi-Arabien die Real Estate General Authority aus, eine Behörde, die den gesamten Immobilienmarkt in dem Wüstenstaat regelt.

Neue und alte internationale Aussteller

Darüber hinaus sind wieder viele "alte Bekannte" vor Ort wie die Schweiz, die Niederlande, Österreich, Italien und die Städte Madrid, Barcelona, Stockholm und Helsinki. Die Fragen, auf die sich Immobilienprofis in der Zeit der Transformation gute Antworten erhoffen, kreisen darum, wann der Zinserhöhungszyklus zu einem Ende kommen wird und die Preiskorrekturen ihren Boden erreicht haben werden.

Keiner will bei der Preisspirale nach unten und Korrekturen von 20 Prozent und mehr der Erste sein, weiß Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella Deutschland. Er ist zugleich Etat-Verantwortlicher für den Messeauftritt von Catella und muss auch angesichts steigender Messepreise auf die Ausgaben achten. Statt bis zu 180 Mitarbeitende in Präsenz werden es diesmal etwa hundert sein, so Beyerle.

Trotz Krise: Netzwerken ist das A und O

Wie schön die diesjährige Fachmesse in München wird, muss das Stimmungsbarometer in den Tagen vom 4. bis 6. Oktober zeigen – die Märkte sind für Makler, Investoren, Entwickler weiter schwierig. An der Messe partizipieren heißt netzwerken. Aus Sicht des Deutsche Anlage-Immobilien Verbund (DAVE), ein Zusammenschluss von zwölf Immobiliendienstleistern, davon zehn inhabergeführten, war es "noch nie so wichtig wie jetzt, ein Netzwerk zu haben": Den richtigen Käufer zu finden wird zunehmend herausfordernder.

In diesem Sinne agiert auch Jens Lütjen, Inhaber des Bremer Immobilienunternehmens Robert C. Spies. Auf der Messe wird man mit zirka 25 Personen statt zuletzt bis 35 auftreten, die Zusammenarbeit mit Family Offices sei seit Jahrzehnten ein verlässliches Terrain. Im Übrigen gelte es heute mehr denn je, kreative Lösungen und mehr Flexibilität in der Gestaltung und Umsetzung an den Tag zu legen, meint Lütjen. "Chance + Change" nennt der Immobilienkenner das Agieren in schwieriger Marktlage. Lütjen erwartet zukünftig 20 bis 30 Prozent weniger Bürofläche, der Druck auf Eigentümer zur Revitalisierung von Bestandsgebäuden wachse parallel, und auch kommunale Nutzer müssten das Thema Energieeffizienz vorausschauend mitdenken.

Marktkorrektur im Gange: Zukunftschancen erörtern

Peter Finkbeiner, CEO von Primonial REIM Germany, sieht Immobilien, die ESG-Kriterien erfüllen, trotz aller Widrigkeiten als guten Inflationsschutz, die auch in Rezessionsphasen eine gute Performance erwirtschaften könnten. "Die Rückgänge bei den Bewertungen der Assets stellen nach dem in der Niedrigzinsphase überhitzten Markt eine gesunde Marktkorrektur dar. Für Investoren auf der Suche nach resilienten Anlagen schafft das nun einen attraktiven Einstiegszeitpunkt. Wir sollten die Expo Real daher nutzen, auch über die vielen Chancen für die Zukunft zu diskutieren."

"Die Verkäufer stellen sich allmählich auf die neuen Markt­gegebenheiten mit gesunkenen Kaufpreisfaktoren ein", so Harald Nolterieke, Leiter Geschäftsstelle München der Deutschen Hypo. Bei Neuentwicklungen heißt die Devise: "Ohne Moos nichts los"; wer Eigenkapital und baureife Grundstücke hat, ist klar im Vorteil in Zeiten von hohen Kosten und schwierigen Absatzmärkten.

Der Markt sieht ein: ESG ist ein relevanter Preisfaktor 

Bei steigenden Finanzierungsraten und höheren Baukosten muss sich das Thema Dekarbonisierung in den europäischen Wohnungsmärkten widerspiegeln, als wichtiger Teil des enormen Transformationsprozesses bei den Immobilien. "Die Märkte beginnen zu verstehen, dass es eine Bewertungslücke zwischen nachhaltigen und nicht nachhaltigen Vermögenswerten gibt, die sich zukünftig noch vergrößern wird", sagt Xavier Jongen, Managing Director der Catella Residential Investment Management.

Der Münchner Investmentmanager Wealthcore sieht 2023 als Übergangsjahr und will die Zeit zur strategischen Neuausrichtung nutzen. "Wir entwickeln das Thema ESG mit neuem Artikel-9-Fonds konsequent an der Marktnachfrage weiter und bieten Services rund um die energetische Bestandsoptimierung", verspricht Geschäftsführer Ralph Andermann.

Der Beitrag ist Teil der Ausgabe 06/2023 des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft". Lesen Sie das gesamte Heft auch in der  Immobilienwirtschaft-App.