
Starkregen, Hochwasser, Hitze und Trockenheit – mehr Grünflächen und eine biologische Vielfalt sollen die negativen Auswirkungen des Klimawandels dämpfen und die Städte widerstandsfähiger machen. Innovative Projekte für mehr Natur im urbanen Raum werden vom Bund gefördert.
Die Bundesregierung hat vor rund zwei Jahren den "Masterplan Stadtnatur" für mehr Grün in den Städten verabschiedet. Das Umweltministerium setzt jetzt eine zentrale Maßnahme aus dem Programm um und fördert gezielt innovative Ansätze für mehr biologische Vielfalt in Städten und Gemeinden. Die Projekte sollen weitere Akteure für mehr Natur im urbanen Raum motivieren mitzumachen, heißt es in einer Mitteilung.
"Derzeit leben Dreiviertel der Bevölkerung in Städten und stadtnahen Gebieten. Sie alle profitieren von einer intakten Stadtnatur", erklärte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Mit Bäumen und Parks, Vorgärten, begrünten Dächern und Fassaden könnte die Luft sauberer, das Wasser zurückgehalten und gefiltert werden, so der Ansatz des Förderschwerpunkts. Zudem habe mehr Grün in der Stadt einen positiven Einfluss auf das Mikroklima in den Städten und könne in Hitzeperioden abkühlend wirken, so Schulze."
"Natur in der Stadt wirkt als eine grüne Infrastruktur, die unsere Städte auch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel und gleichzeitig attraktiv und lebenswert macht", ergänzte Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. Deshalb sollten Kommunen, "die eine eigene und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene kommunale Biodiversitätsstrategie erarbeiten und umsetzen wollen", unterstützt werden.
Grüne Infrastruktur in den Städten: Das wird gefördert
Die Förderrichtlinie wurde Ende Juli 2021 veröffentlicht. Kommunen können die Förderung von Projekten ab sofort beantragen. Voraussetzung ist, dass sie den Anteil an Grün- und Freiflächen im Siedlungsbereich erhöhen und ein ökologisches Grünflächenmanagement einführen wollen, um so die Vielfalt an Naturflächen, Pflanzen-, Tier- und Insektenarten zu verbessern.
Zu den Maßnahmen gehören unter anderem die Gestaltung und Pflege der Flächen, die Verwendung von gebietseigenem Saat- und Pflanzgut, der Erhalt von Alt- und Biotopbäumen sowie der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und chemische Dünger. Zur Umsetzung der Ziele werden außerdem die Erstellung und Umsetzung kommunaler Strategien zur biologischen Vielfalt oder auch der Einsatz von Biodiversitätsmanagern gefördert. Darüber hinaus soll am 13.9.2021 eine digitale Infoveranstaltung zum neuen Förderschwerpunkt "Stadtnatur" stattfinden. Details sollen zeitnah auf der Homepage des Bundesprogramms Biologische Vielfalt veröffentlicht werden.
Bundesprogramm Förderschwerpunkt "Stadtnatur"
Masterplan Stadtnatur: Maßnahmenprogramm der Bundesregierung
Forschungsvorhaben: Städte fit machen für den Klimawandel
Für die Gestaltung klimagerechter Städte ist die Verknüpfung von urbanen Grünflächen, Wasserinfrastrukturen und der ressourcenschonende Umgang mit Wasser wichtig, schreiben die Forschungspartner von "Networks 4" in der Publikation "Blau-grün-graue Infrastrukturen vernetzt planen und umsetzen". Doch wie können solche Lösungen aussehen?
Blaue und grüne Infrastrukturen erfüllen den Forschungspartnern zufolge die Funktionen, die für eine klimagerechte Stadtentwicklung wichtig sind: Bei Starkregen kann zum Beispiel Wasser in abgesenkten Grünflächen eingestaut und versickert sowie über Bäume verdunstet werden. Parks lassen sich so gestalten und bewirtschaften, dass sie ihre ökologischen, klimatischen und Erholungsfunktionen auch bei Hitze und Trockenheit optimal entfalten können. Bei der Bewässerung kann dann etwa auf gespeichertes Regenwasser oder auf Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser, etwa aus Handwaschbecken, zurückgegriffen werden. Auch die Toilette kann mit Betriebswasser gespült werden, was wertvolle Trinkwasserressourcen schont.
Die Publikation von 2020 zeigt, wie eine Vernetzung von blauen, grünen und grauen Infrastrukturen praktisch aussehen kann. Dafür werden unter anderem veränderte Prozesse einer integrierten Planung wichtig: So müssen beispielsweise Grünflächenamt und die Wasserbetriebe anders kooperieren als bisher. Die Autoren beschreiben, wie partizipative Planungsprozesse gelingen können und welche Abläufe und Verfahrensschritte sinnvoll sind. Exemplarisch werden die gemeinsam mit den Städten Berlin und Norderstedt gesammelten Erfahrungen bei der Erarbeitung von Machbarkeitsstudien vorgestellt und analysiert.
Die im Forschungsvorhaben "Networks 4" kooperierenden Institutionen sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Deutsche Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), die Berliner Wasserbetriebe AöR, das Kompetenzzentrum Wasser Berlin, die Berliner Senatsverwaltungen für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie für Stadtentwicklung und Wohnen, die Stadt Norderstedt und das Ramboll Studio Dreiseitl. Herausgegeben wurde die Publikation von Jan Hendrik Trapp (Difu) und Martina Winker (ISOE).
Publikation "Blau-grün-graue Infrastrukturen vernetzt planen und umsetzen"
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