Extremhitze in der Stadt: Maßnahmen & Förderung
Laut aktuellen Wetterprognosen steht Deutschland wieder ein Hitzesommer mit Temperaturrekorden von bis zu 40 Grad bevor. Hart trifft es die dicht bebauten Innenstädte, die sich durch versiegelte Flächen und fehlende Verschattung rasch aufheizen.
"Passive Kühlstrategien wie Außenverschattung, begrünte Fassaden und Dächer und speicherwirksame Baumaterialien sind entscheidend, um die Aufenthaltsbereiche angenehm temperiert zu halten", sagt Gregor Grassl, Associate Partner und Leiter für grüne Stadtentwicklung beim Beratungsunternehmen Drees & Sommer.
Mit gezielten Maßnahmen können Städte und Gemeinden dem Experten zufolge die Hitzebelastung in urbanen Räumen verringern. Um die teils hohen Kosten für solche Maßnahmen abzufedern, öffnete das Bundesumweltministerium am 15. Mai ein neues Förderfenster für Kommunen: Anträge können noch bis zum 15.8.2025 eingereicht werden.
Klimaanpassung: Maßnahmen gegen Hitze
Der Klimawandel und die extremen Temperaturen schaden dem Stadtklima und beeinträchtigen die Lebensqualität. Mit gezielten Maßnahmen können Städte und Kommunen dagegen etwa tun, wie beispielsweise die Städte Düren, Dormagen und Rastatt zeigen. Auf Basis dieser Erfahrungen und weiteren Klimaanpassungsprojekten haben die Stadtentwicklungsexperten von Drees & Sommer folgende Empfehlungen gegen städtische Wärmeinseln abgeleitet:
Kostengünstigste Methode: Schattenspender
Die einfachste und kostengünstigste Methode, um Straßen und Freiflächen vor der Hitze zu schützen, sind Bäume oder andere Schattenelemente, wie Haltestellendächer. "Bäume spenden nicht nur Schatten, sie kühlen auch die Luft durch Verdunstung", erklärt Grassl. In Rastatt sorgen rund 1.000 neu gepflanzte Bäume im Stadtgebiet für kühlere Temperaturen im Sommer. Gleichzeitig nehmen sie CO2 und Schadstoffe auf, produzieren Sauerstoff und sorgen damit für eine bessere Luftqualität.
Fassaden begrünen, Böden entsiegeln
Die Entsiegelung von Flächen spielt eine entscheidende Rolle für das Mikroklima in Städten. Kiesflächen sind geeignete Alternativen, "denn sie verringern den Hitzeeffekt und sind oft kostengünstiger als Asphalt", so Grassl. Auch die Begrünung von Fassaden sei ein effektives Mittel, um das Klima in Städten zu verbessern. Da die Umsetzung oft zeitintensiv ist, gibt es auch schnellere Lösungen: So wurden in Dormagen an stark frequentierten Plätzen und in der Fußgängerzone kostenlose Trinkwasserbrunnen installiert.
Reflektierende und helle Materialien
Reflektierende Materialien können an heißen Tagen übermäßige Wärmeeinstrahlung reduzieren. In der Stadtplanung wird das als Albedo-Effekt bezeichnet: Kurzwellige Strahlung wird reflektiert und das Material erhitzt sich nicht – besonders effektiv in dicht bebauten Gebieten mit großen Dachflächen. Helle Betonflächen, Pflasterbeläge aus Beton oder Naturstein und schottergebundene Decken eignen sich am besten. Eine Kombination aus rauen Oberflächen, porösen Materialien und helleren Farben beim Belag sorgt für eine niedrigere Oberflächentemperatur und eine höhere thermische Speicherkapazität.
Low-Tech-Systeme für Gebäude und Quartiere
Klimaanlagen verstärken den Heat-Island-Effekt. Während sie den Innenraum kühlen, geben sie gleichzeitig Wärme ab, die den Außenraum zusätzlich aufheizt. "Dadurch entsteht ein Teufelskreis, in dem immer mehr gekühlt werden muss", sagt Grassl.
Er rät dazu, in Gebäuden auf Low-Tech-Systeme zu setzen: Hier wird viel Speichermasse im Gebäude eingebaut, um es nachts durch die Außenluft zu kühlen. Wenn es nachts draußen zu warm wird, funktioniert das Prinzip nicht. "Bei der zukünftigen Entwicklung müssen also auch energiesparende und nachhaltige Gebäude aufgrund des Klimawandels saniert werden", merkt der Drees & Sommer-Experte an. Als Alternativen lassen sich Fußbodenheizungen im Sommer relativ einfach als Kühlböden nutzen.
Auf Quartiersebene hält Grassl Low-Energy-Netze für sinnvoll, mit denen man sowohl heizen als auch kühlen kann. Das Verfahren könne sich im Sommer sogar positiv auf die Gesamtenergiebilanz auswirken.
Aufwinde und Verwirbelung durch Hochhäuser
"Hochhäuser beschatten sich gegenseitig und schützen die Wohnungen vor dem Aufheizen. Damit das funktioniert, dürfen die Fensterflächen nicht mehr als 40 Prozent betragen. Glaspaläste sind kostspielig im Energieverbrauch, sowohl im Sommer als auch im Winter, da Glas eine schlechte Dämmung bietet", erklärt Grassl.
Ein weiterer Vorteil: Hochhäuser erzeugen Verwirbelungen und Aufwinde. Das trägt zu einer besseren Durchlüftung der Quartiere bei. "Gezielt eingesetzt dienen sie der Abkühlung und sind mit natürlichen Landschaftselementen wie einem Fluss vergleichbar, der neben der Kühlung durch das Wasser auch immer als Frischluftschneise und durch seine Bewegung als Durchlüftungszone fungiert."
Förderprogramme zur Klimaanpassung
Um Maßnahmen gegen Hitze zu fördern, unterstützt der Bund Landkreise und Städte. Seit Juli 2024 setzt das Klimaanpassungsgesetz (KAnG) zudem einen verbindlichen Rahmen: Es verpflichtet die Länder, eigene Strategien zu entwickeln und sicherzustellen, dass auch die Kommunen entsprechende Konzepte erarbeiten und umsetzen.
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) zeigt, dass sich hier schon viel passiert: Mehr als 40 Prozent der befragten Kommunen haben bereits Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt – fast ebenso viele planen konkrete Schritte.
Seit dem 15.5.2025 unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) im Rahmen des KAnG temporär gezielt die Entwicklung und Umsetzung kommunaler Klimaanpassungskonzepte. Bis zum 15. August können Kommunen noch Förderanträge stellen.
Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels
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