Nach Signa-Konkurs: Neue Pläne für Galeria Karstadt Kaufhof

Die Signa-Holding ist nicht zu retten. Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wollen die neuen Eigentümer aber wieder in die Erfolgsspur bringen. Nicht alle Filialen werden überleben, über viele Mietverträge wird noch verhandelt. Was das für die Innenstädte heißt.

Die Holding der Bau- und Handelsgruppe Signa geht in Konkurs und wird nicht saniert, wie der Insolvenzverwalter am 11. April mitteilte. Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) wurde verkauft. Die neuen Eigentümer wollen das Unternehmen wieder in die Erfolgsspur bringen – wenn die Gläuber im Mai dem Insolvenzplan zustimmen.

Galeria-Filialen: Jetzt stehen Mietverhandlungen an

"Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus", sagte Investor Bernd Beetz am 10. April in Essen. Das Warenhaus sei Teil der deutschen Lebenskultur. Der Mannheimer Unternehmer bildet zusammen mit der US-Investmentgesellschaft NRDC ein Konsortium, das die GKK-Gruppe übernehmen will. Die neuen Eigentümer wollen mehr als 70 der 92 Filialen fortführen, sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Diese Zahl sei Teil der Investorenvereinbarung, die am 9.4.2024 notariell beurkundet wurde.

Wie viele Filialen die Investoren tatsächlich weiter betreiben werden, steht noch nicht fest. Das hänge auch von der Höhe der Mieten ab, hieß es. Über viele Mietverträge werde noch mit den Vermietern verhandelt. Eine Entscheidung soll Ende April fallen. Galeria ist in allen Filialen Mieter. 

Insolvenzplan für Galeria: Gläubiger stimmen im Mai ab

"Ein Arbeitsplatzabbau ist leider erforderlich", sagte Denkhaus. In der Unternehmenszentrale in Essen sind rund 450 Arbeitnehmer betroffen – "die Hälfte der Belegschaft". Mit den verbliebenen Kollegen werde Galeria eine mittelständische Struktur haben. Im Mittelpunkt der nächsten Tage stünden der Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat. Eine Transfergesellschaft solle initiiert und sozialverträglich organisiert werden. Geplant ist auch der Umzug in eine neue Unternehmenszentrale. Der Mietvertrag für die aktuelle Zentrale endet im Jahr 2025.

Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai zusammen, um darüber abzustimmen.

Galeria Karstadt Kaufhof soll langfristig wachsen

Beetz, der auch Präsident des Fußball-Drittligisten SV Waldhof Mannheim ist, verfügt über Erfahrung im Luxus- und Konsumgütersegment. Während des Zusammenschlusses von Galeria Kaufhof und Karstadt in den Jahren 2018 und 2019 war er bereits Aufsichtsratschef von Kaufhof. Jetzt will er zusammen mit Galeria-Chef Olivier Van den Bossche Galeria führen – Van den Bossche als operativer Vorstandschef, Beetz als Miteigentümer und Chairman (Vorsitzender). Mit dem Eigentümer von NRDC, Richard Baker, ist Beetz nach eigenen Angaben "seit Jahren freundschaftlich verbunden". 

"Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen", sagte Beetz. Die nächsten Wochen seien entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen und Galeria auf einen erfolgreichen Kurs zubringen: "Wir schieben einen ganzen Batzen Cash in das Unternehmen." Galeria werde sofort Zugriff drauf haben. Um wie viel Geld es geht, sagte er nicht.

Städtetag-Chef: "Echte Chance für einen Neustart"

Die Übernahme durch das Konsortium bietet nach Ansicht von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, eine Zukunftsperspektive. "Mit der Trennung von der Signa-Gruppe haben diese Häuser eine echte Chance auf einen Neustart."

Für die Städte zähle, dass den verbleibenden Standorten eine Zukunftsperspektive gegeben wird, auf die sie bauen könnten, hob Dedy hervor. Das gelte für die Mitarbeiter in den Galeria-Filialen und für die Menschen vor Ort: Für sie seien die Kaufhäuser in den Innenstädten Ankerpunkt und Anlaufstelle.

Dass offenbar nicht alle Standorte erhalten werden, werde bitter für die betroffenen Städte. "Für diese Häuser müssen zügig neue Konzepte entwickelt werden, die Frequenz schaffen. Leerstand können wir uns nicht leisten", so Dedy weiter. Viele ehemalige Kaufhausstandorte würden bereits neu genutzt: als Schule, Museum oder Fitness-Studio, Wohngebäude oder für die Tagespflege.

Umnutzung von ausgedienten Warenhaus-Filialen

Ein ehemaliges Karstadt-Kaufhaus in Harburg gehört jetzt offiziell der Stadt Hamburg. Nach einer außergerichtlichen Einigung zum Kauf wurde das 7.000 Quadratmeter große Grundstück am 5.4.2024 formal an die Stadt übergeben. Ursprünglich hatte der Eigentümer das Areal im Juni 2023 überraschend an einen unbekannten Käufer veräußert. Das verhinderte der zur Finanzbehörde gehörende Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), indem er im September das Vorkaufsrecht der Stadt zog. Nun soll daraus ein gemischtes Quartier mit Wohnungen, Gewerbe und Einzelhandel werden.

Für das ehemalige Kaufhof-Warenhaus im Zentrum von Hanau hat die Stadt hat als neue Eigentümerin ebenfalls große Pläne. Die Immobilie wurde im Frühjahr 2024 gekauft. Im Herbst soll das derzeit geschlossene Erdgeschoss wieder geöffnet werden: bloß keinen langen Leerstand. Der wäre Gift, sind sich die Verantwortlichen sicher. Einen Teil der rund 3.500 Quadratmeter großen Fläche soll vorübergehend jungen Kleinunternehmen mit innovativen Ideen als Experimentierraum zur Verfügung gestellt werden – mit günstigen Mieten. Hanau sieht sich als Labor für Ideen der Zukunft. Den gesamten Handel bewege derzeit die Frage, wie er sich verändern muss, um für die Zukunft gerüstet zu sein, erklärte Daniel Freimuth, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH.

Signa-Konkurs: Keine Folgen für Elbtower-Verkauf

Das ursprüngliche Sanierungskonzept für die Signa-Holding ging davon aus, dass die wichtigsten Teilgesellschaften Signa Prime und Signa Development ebenfalls saniert werden sollten. Für beide Einheiten ist mittlerweile ein Treuhand-Plan zum geordneten Abverkauf der gesamten Portfolios erarbeitet worden, zu dem nicht nur die GKK-Kaufhausimmobilien, sondern auch das KaDeWe – die Immobilie des Berliner Luxuskaufhauses gehört nun vollständig der thailändischen Central Gruppe, wie am 12. April bekannt wurde – und der Hamburger Prestigebau Elbtower zählen.

Die Galeria-Gruppe wurde abgespalten und hat Anfang Januar 2024 einen Insolvenzantrag gestellt. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. April eröffnet. Das Unternehmen ist schon länger angeschlagen. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko gehörende Konzern beschäftigt derzeit noch rund 12.800 Mitarbeiter.


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dpa