Galeria Karstadt Kaufhof: Gläubiger billigen Sanierungsplan

Einst die Kundenmagnete in den Innenstädten: Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof stand kurz vor der Zerschlagung – und bekommt noch eine Chance. Die Gläubiger stimmten einem Sanierungsplan zu. 47 Filialen werden geschlossen, 82 modernisiert.

Der Weg ist frei für die Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Die Gläubigerversammlung hat am 27. März dem vom Sanierungsexperten Arndt Geiwitz und der Unternehmensführung erarbeiteten Insolvenzplan zur Rettung des Konzerns zugestimmt.

"Der Sanierungsplan und damit das Konzept vom Warenhaus der Zukunft geben Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur", sagte Geiwitz. Das Konzept müsse nun zügig und konsequent umgesetzt werden. Eine Ablehnung des Rettungsplans hätte laut Sachwalter Frank Kebekus die Schließung aller Filialen zur Folge gehabt. Die beiden Experten waren bereits 2020 beim ersten Schutzschirmverfahren in gleicher Position im Einsatz.

GKK-Immobilien: Viele Vermieter bleiben auf den Schulden sitzen

Geplant ist die Schließung von 47 Filialen. 82 GKK-Häuser sollen umfassend modernisiert und teils verkleinert werden. Die Gläubiger – darunter auch Vermieter – müssen nun auf einen Großteil des Geldes verzichten, das der Warenhauskonzern ihnen noch schuldet. Medien berichten von mehr als einer Milliarde Euro insgesamt.

Für die Gläubiger gab es trotz der hohen finanziellen Einbußen kaum eine andere Wahl, als dem Plan zuzustimmen: Bei einer Ablehnung des Insolvenzplans hätten sie wohl überhaupt nichts mehr bekommen. Bei einer Weiterführung können sie – GKK-Eigentümer und Signa-Chef René Benko soll 200 Millionen Euro beisteuern – damit rechnen, zumindest einen kleinen Teil der Forderungen noch bezahlt zu bekommen.

Zwei Schutzschirmverfahren innerhalb von drei Jahren

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende 2022 zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Als Gründe nannte der Konzern die Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine.

Ein erstes Schutzschirmverfahren, das 2020 während des ersten Lockdowns eingeleitet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) griff dem Unternehmen in zwei Hilfsaktionen mit jeweils 680 Millionen Euro unter die Arme. Es reichte nicht.

Kritik an Staatshilfe: Forderungen an Eigner Benko

Kritiker halten das Geschäftsmodell für überholt und bemängeln eine mit den Hilfen verbundene Wettbewerbsverzerrung. Manche sehen den Galeria-Eigentümer in der Pflicht. Die Gewerkschaft Verdi etwa forderte vom österreichischen Immobilienmilliardär Benko ein größeres Engagement. "Es müsse jetzt zusätzliches Geld ins Unternehmen", sagte Vorständin Stefanie Nutzenberger. Außerdem müsse die Konzernführung ein tragfähiges Zukunftskonzept präsentieren.

Befürworter von Staatshilfen verweisen auf die große Bedeutung der Warenhäuser für die Attraktivität deutscher Innenstädte. Wie viele Warenhäuser in Deutschland auf Dauer überleben können, ist unter Experten umstritten. Der Handelsexperte Jörg Funder von der Hochschule Worms im Rückblick: "Bei der Galeria-Insolvenz im Jahr 2020 gingen die Einschnitte nicht tief genug." Das Warenhaus habe eine Daseinsberechtigung, aber es benötige ein großes Einzugsgebiet.

"Galeria 2.0": Skepsis an Galeria-Zukunftsplänen

Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, sieht Platz für weniger als 100 Warenhäuser in Deutschland. "Und selbst diese Häuser werden nur eine Zukunft haben, wenn die Aufenthaltsqualität und das Geschäftsmodell deutlich verbessert werden." Damit gehört er eher zu den Optimisten. Der frühere Kaufhof-Chef Lovro Mandac hält auf Dauer 40 bis 50 Warenhäuser für zukunftsfähig.

Konzernchef Miguel Müllenbach startete trotz finanzieller Schwierigkeiten im September 2022 noch den Rollout des neuen Filialkonzepts "Galeria 2.0". Das Konzept sah den Umbau von etwa 60 der damals noch 131 Warenhäuser vor. Im Mitarbeiterbrief räumte er ein: "Es ist erneut unsere Pflicht, alles, wirklich alles in den kommenden Wochen auf den Prüfstand zu stellen." Er versprach, der Konzern werde weiter eine wichtige Funktion für die Innenstädte wahrnehmen.


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dpa