Geldpolitik und Immobilienfinanzierung

Winterpause für EZB-Leitzinsen – und für Kredite?


Winterpause für EZB-Leitzinsen – und für Kredite?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Einlagezins im Oktober 2025 erneut bei zwei Prozent belassen. Wie sich die geldpolitische Entscheidung auf Kredite und Immobilienfinanzierungen auswirkt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt die Leitzinsen im Euroraum weiterhin unverändert. Der für Banken und Sparer wichtige Einlagenzins bleibt bei zwei Prozent, wie der Rat am 30.10.2025 ausnahmsweise aus Florenz (Italien) mitteilte, und nicht wie sonst am Sitz in Frankfurt am Main.

Viele Ökonomen haben die geldpolitische Entscheidung erwartet. Auch bei Immobilienexperten war die Abwartehaltung eingepreist. Zwar ist die Inflation im Euroraum wieder unter Kontrolle – für das laufende Jahr erwartet die Notenbank eine Teuerungsrate von 2,1 Prozent, also leicht über dem Ziel von zwei Prozent – und die Wirtschaft ist trotz höherer US-Zölle robuster als erwartet, für Unruhe sorgt jedoch die politische Krise in Frankreich.

Seit Juli 2025 hatte die Notenbank die Leitzinsen nicht angetastet. Davor wurden die Leitzinsen achtmal innerhalb eines Jahres herabgesetzt: Im Frühjahr 2024 lag der Einlagenzins noch bei vier Prozent. Niedrigere Leitzinsen stützen die Konjunktur, da Kredite für Unternehmen und Verbraucher damit tendenziell günstiger werden.

Spielraum für Zinssenkungen eingeschränkt

"An den Märkten setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass es in diesem Jahr voraussichtlich keine weiteren Zinssenkungen mehr geben wird", schreibt Florian Pfaffinger, Mitglied im Expertenrat bei Dr. Klein, in seinem Zinskommentar. "Die europäische Geldpolitik ist derzeit gut positioniert."

Bei den Baufinanzierungszinsen begann das vierte Quartal 2025 genauso, wie sich die anderen drei zuvor präsentierten: mit einer konsequenten Seitwärtsbewegung auf einem moderaten Niveau mit Schwankungen. "Die Märkte bewegen sich aktuell zwischen neuen Höchstständen an den Börsen und angstgetriebenen, meist kurzfristigen Rückgängen", erklärt Pfaffinger: "Wir sehen – wenn derzeit auch in moderatem Maß –, dass sich globale Krisen wie beispielsweise der Handelskonflikt zwischen Europa und den USA auf die Baufinanzierungszinsen auswirken."

Das geschehe, weil sich Bauzinsen an der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe orientieren. "Kommt es zu geopolitischen oder wirtschaftlichen Turbulenzen, wechseln Investoren gern von Aktienmärkten in sichere, festverzinsliche Wertpapiere. Dazu gehören die Bundesanleihen, deren Renditen bei steigender Nachfrage sinken – und umgekehrt. Diese Bewegung zeigt sich dann in der Entwicklung der Bauzinsen."

Aktuell beträgt der repräsentative Zins von Dr. Klein für eine zehnjährige Zinsfestschreibung 3,28 Prozent (Stand: 27.10.2025). Damit liegt er in dem zu Jahresbeginn prognostizierten Rahmen von drei bis 3,5 Prozent. Dass sich die stabile Zinsentwicklung bis zum Jahresende fortsetzt, hält Pfaffinger für realistisch. Kurzfristige, leichte Ausschläge in beide Richtungen seien möglich – abhängig von weltpolitischen und konjunkturellen Entwicklungen.

Neben diesen Unsicherheiten spielen auch wirtschaftliche Überlegungen der Banken eine Rolle: "Ein Blick auf die aktuellen Konditionen einzelner Kreditinstitute zeigt, dass kleinere Rücksetzer bei den Zinsswaps derzeit nicht oder nur teilweise in günstigere Bauzinsen umgesetzt werden. Der Grund dafür ist, dass Richtung Jahresende die Bücher für Baufinanzierungen bei einzelnen Banken schon ausreichend gefüllt sind", sagt der Zinsexperte.

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Neue Risiken: Exportbeschränkung von Seltenen Erden

Vertreter der EZB zeigten sich zuletzt zufrieden mit dem aktuellen Leitzins. "Geldpolitisch sehe ich gegenwärtig keinen Handlungsbedarf", sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Washington. Er sprach von einem günstigen Inflationsbild.

Felix Schmidt, Volkswirt bei Berenberg, schreibt: "Im Vergleich zu ihrem amerikanischen Pendant befindet sich die EZB in einer recht komfortablen Lage". Schließlich habe die US-Notenbank Fed noch mit einer höheren Inflation zu kämpfen. US-Zölle, der stärkere Euro und die zunehmende internationale Konkurrenz würden zwar das Wirtschaftswachstum belasten, für 2026 sei jedoch mit einer Belebung der europäischen Konjunktur zu rechnen.

Zu den neuen Risiken gehören etwa die angekündigten Exportbeschränkungen von Seltenen Erden durch die chinesische Regierung. "Sollte dies tatsächlich im Dezember in Kraft treten, könnte dies die Inflation anschieben und das Wachstum bremsen", kommentierte Commerzbank-Experte Marco Wagner.

Mit Spannung wird erwartet, ob Notenbankchefin Christine Lagarde die Tür für eine Leitzinssenkung im Dezember offen lässt. Die letzte Sitzung in diesem Jahr findet am 18.12.2025 statt. Lagarde hatte zuletzt immer wieder betont, dass man weiterhin von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde.


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dpa

Schlagworte zum Thema:  Zinsen , Immobilienkredit
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