EZB-Leitzins stabil – Heiße Phase für Immobilienkauf startet

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt den Leitzins weiter unverändert bei 4,5 Prozent. Vieles deutet aber auf eine Zinssenkung im Juni hin. Für potenzielle Immobilienkäufer startet eine heiße Phase – ob es sich bei den steigenden Preisen lohnt, auf günstigere Baukredite zu warten?

Trotz gesunkener Inflation und schwächelnder Konjunktur bleibt der Leitzins im Euroraum das fünfte Mal in Folge unverändert bei 4,5 Prozent. Das entschied der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am 11. April in Frankfurt am Main. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, beträgt weiterhin vier Prozent. Vieles deutet aber auf eine Zinssenkung im Juni hin.

Erste Zinssenkung seit zwei Jahren im Juni 2024?

Die Inflation sei weiter zurückgegangen und auch bei den meisten Messgrößen der Teuerung sei eine Entspannung zu verzeichnen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach der Sitzung: "Im Juni werden wir viel mehr Daten und neue Projektionen haben". Dann findet die nächste Sitzung statt.

"Nur eine Kehrtwende bei den anstehenden Wirtschaftszahlen mit einem wider Erwarten erstarkenden Lohnanstieg oder einem Sprung der Inflation nach oben" könne eine Zinssenkung noch verzögern, erwartet Andreas Bley, Chefvolkswirt des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Im Juli 2022 hatte die EZB die Jahre der Null- und Negativzinsen beendet, um die Inflation in den Griff zu kriegen: Zehnmal in Folge wurde der Leitzins angehoben. Dass Kredite damit mehr kosten, kann die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken. Teurere Finanzierungen sind aber zugleich eine Last für Unternehmen und private Investoren. Für 2024 rechnet die EZB nun mit einer Teuerungsrate von 2,3 Prozent. 2025 wird eine Rate von zwei Prozent erwartet. Ein schnellerer Rückgang der Inflation könnte Spielräume für Zinssenkungen eröffnen.

Zinskommentar: Augenblick für den Immobilienkauf ist jetzt

Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet bei der nächsten EZB-Sitzung Anfang Juni mit einer Zinssenkung – erwartet wird im ersten Schritt aber nur ein Minus von 0,25 Prozent. Die jüngsten Inflationsdaten legen laut Tomas Peeters, Geschäftsführer der Baufi24 Baufinanzierung GmbH und CEO der Bilthouse-Gruppe, jedenfalls eine Abkehr vom hohen Zinsniveau nahe.

Anleger preisen diese Wahrscheinlichkeiten am Hypothekenmarkt seit Anfang 2024 ein: Die Bauzinsen notieren nach einer leichten Aufwärtsbewegung in den vergangenen Monaten wieder tiefer und kratzen an der Drei-Prozent-Marke. "Die besten Konditionen für Bauzinsen liegen bei zehnjähriger Sollzinsbindung inzwischen zwischen drei und 3,10 Prozent", schreibt Peeters. Für interessierte Immobilienkäufer sei damit die heiße Phase angebrochen, in der es gelte, aktiv zu werden. "Wer länger wartet, droht von verpassten Chancen bestraft zu werden", so der Zinsexperte. Zwar könne sich die Finanzierung durch weiter sinkende Bauzinsen in den kommenden Monaten in den Zwei-Komma-Bereich erleichtern, gleichzeitig drohe das größere Risiko anziehender Immobilienpreise: "Der Augenblick ist jetzt – oder sonst vielleicht für manchen nie."

Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, sagt, viele Marktteilnehmer gingen derzeit von einer Leitzinssenkung von 75 Basispunkten bis zum Jahresende aus. Er ist der Ansicht, dass die EZB-Geldpolitik auf die Baufinanzierungszinsen wenig Einfluss hat und rechnet für die kommenden Wochen mit einer anhaltenden Seitwärtsbewegung ohne nennenswerte Impulse. Aktuell liegt der repräsentative Bestzins von Dr. Klein für eine zehnjährige Baufinanzierung bei 2,98 Prozent (Stand: 8.4.2024).

Zinsanhebung, Zinspause, Zinswende: Die EZB-Geldpolitik

Am 21.7.2022 hatte der EZB-Rat erstmals nach elf Jahren die Zinsen im Euroraum angehoben: von null auf 0,5 Prozent. Die zweite Erhöhung folgte am 8.9.2022 – erstmals in der Geschichte der Notenbank um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Am 27.10.2022 wurde die dritte Zinserhöhung von 1,25 auf zwei Prozent (erneut 0,75 Prozentpunkte) verkündet. Die vierte Zinsanhebung lag bei plus 0,5 Punkten und wirkte zum 21.12.2022: Es ging auf 2,5 Prozent. Am 8.2.2023 folgte die zweite 0,5-Prozent-Punkte-Steigerung auf drei Prozent.

In der sechsten Runde am 16.3.2023 ging es um einen halben Prozentpunkt auf 3,5 Prozent. Die siebte Leitzinserhöhung erfolgte am 4.5.2023 um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent. Am 15.6.2023 stieg der Leitzins um 0,25 Punkte auf vier Prozent, am 27.7.2023 kam die neunte Erhöhung (plus 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent).

Nach der zehnten Zinserhöhung in Folge am 14.9.2023 pausierte der Leitzins ab dem 26.10.2023 bei 4,5 Prozent. Bei der letzten Notenbanksitzung im Jahr 2023 – am 14. Dezember – blieb es zum zweiten Mal bei 4,5 Prozent. Am 25.1.2024 hielt die Notenbank den Zins zum dritten Mal bei 4,5 Prozent, ebenso wie am 7.3.2024 und nun am 11.4.2024 erneut.


Das könnte Sie auch interessieren:

Immobilienfinanzierung: Real Estate Debt als Trend

Wohnkredite: Werden die Bauzinsen 2024 weiter sinken?

Geschäftslage in der Immobilienwirtschaft verbessert sich

dpa
Schlagworte zum Thema:  Zinsen, Immobilienkredit