CREM: Industrie muss ihre Immobilien für die Zukunft rüsten

Nachhaltigkeit, New Work, Digitalisierung und der Wettbewerb um Talente – Immobilienverantwortliche in Industrieunternehmen sind unter Druck. Ein zentrales Corporate Real Estate Management (CREM) soll die Lösung sein. Eine Umfrage zeigt, wohin der Weg geht.

Die Verantwortlichen im Corporate Real Estate Management (CREM) der deutschen Industrieunternehmen entwickeln sich immer mehr zu strategischen Partnern für andere Ressorts, wie zum Beispiel Human Ressources. Dabei zeichnet sich ein Trend hin zu zentral organisierten Immobilienorganisationen ab, wie die Trendstudie "Real Estate in der Industrie 2023" des Beratungsunternehmens Drees & Sommer zeigt.

CREM-Zentraleinheit: Schnelle, effiziente Lösungen

Gaben bei der Umfrage im vergangenen Jahr bereits 54 Prozent der befragten Immobilienverantwortlichen an, zentral organisiert zu sein, sind es in diesem Jahr schon 64 Prozent. "Die Organisationsform bringt viele Vorteile, wie Unternehmen mit professioneller CREM-Zentraleinheit zeigen. Sie konzipieren schneller und effizienter Lösungen für aktuelle Herausforderungen und setzen diese ebenso effizient um", berichtet Thomas Häusser, Partner bei Drees & Sommer und Experte im Real Estate Consulting.

Vorteile einer professionellen CREM-Zentraleinheit im Überblick:

  • Unternehmensstrategie und daraus resultierende Immobilienstrategie lassen sich deutlich effizienter und stringenter ableiten und operativ umsetzen.
  • New Work – schneller Überblick zu vorhandenen Flächen, Arbeitsplätzen, Arbeitsplatzmodellen und Flächenauslastung sowie aktiver Beitrag rund um das Thema "War for talents" durch die steigende Attraktivität der Arbeitgeber.
  • Kosten- und Immobilientransparenz und daraus abgeleitete Effizienzprogramme
  • Professionelleres und effizienteres Implementieren von ESG- und Nachhaltigkeitsthemen im
  • Unternehmen.
  • Die richtigen Informationen für die richtigen Entscheidungen – zentrale Bereitstellung von relevanten Informationen und KPI sowie durchgängige IT- und Tool-Strategien lassen sich nur so erfolgreich umsetzen.

Zu den größten Herausforderungen zählen derzeit die Themen ESG-Strategie, Betreiberrisiken und die Digitalisierung.

CREM-Verantwortliche: Bewusstsein für ESG wächst

Neben mangelnder Transparenz und Aufmerksamkeit des Managements nehmen die befragten CREM-Verantwortlichen Druck aus verschiedenen Richtungen wahr. Betreiberrisiken müssen von mehr als jedem Zweiten bewusst in Kauf genommen werden, weil diese wegen unterschiedlicher Verantwortlichkeiten im Unternehmen nicht gelöst werden können.

Dazu kommen die Themen Nachhaltigkeit und ESG-Strategie: 85 Prozent der Umfrageteilnehmer spüren hier Druck zum Handeln aus Gesellschaft, Politik und Medien. Doch nur die Hälfte der Befragten gab an, sich damit im Detail auszukennen. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil derer, die noch keine ESG-Strategie haben, halbiert und liegt nur noch bei 16 Prozent. Häufig ist die ESG-Strategie jedoch noch nicht mit der Immobilienstrategie synchronisiert, wie die Trendstudie zeigt: Während mehr als 80 Prozent der Firmen eine ESG-Strategie für das Unternehmen komplett oder zumindest in Teilen aufgestellt hat (Vorjahr: 71 Prozent), erkennt mehr als ein Drittel keine durchgängige ESG-Strategie für die CREM-Abteilung.

"Damit die CREM-Abteilungen die ESG-Vorgaben effektiv umsetzen können, muss sich das Thema von der Unternehmensstrategie über die gesamte Organisation, alle Standorte und alle Prozesse bis in das Kerngeschäft und letztlich auch in den gesamten Immobilienbereich ziehen", betont Häusser. Unternehmen und CREM-Abteilungen, die relevante ESG-Auflagen noch nicht kennen, sollten handeln, sonst werde die Ausrichtung der Organisation, der Prozesse und somit des kompletten Unternehmens inklusive des Immobilienportfolios zukünftig schwer.

Digitalisierung: Immer noch Baustelle in vielen Firmen

Die Digitalisierung schreitet in den Unternehmen unterschiedlich voran. Drei Viertel der Umfrageteilnehmer gaben an, dass Investitionskosten für die Implementierung von digitalen Tools und Systemen die größte Herausforderung sind. Das jährliche Budget ist demnach im Vergleich zu den vergangenen Jahren nur geringfügig gestiegen – bei rund der Hälfte der Befragten liegt es zwischen einem und fünf Prozent des Umsatzes. "Viele Unternehmen sehen das Potenzial sowie die Notwendigkeit der Digitalisierung und investieren hohe Summen. Sie spüren den Zeitdruck und wollen gegenüber dem Wettbewerb nicht den Anschluss verlieren", so Häusser. Das Ziel sei dabei auch, in einem hart umkämpften Arbeitnehmermarkt für Fachkräfte und Berufseinsteiger attraktiv zu bleiben.

Home-Office und Office? Gefragt ist die goldene Mitte

In mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen dürfen die Mitarbeiter frei wählen, wo sie arbeiten. Das Büro bleibt aber eine wichtige Konstante im Arbeitsleben. So liegt in 28 Prozent der befragten Unternehmen die durchschnittliche Arbeitszeit im Homeoffice bei drei Tagen, bei einem Viertel bei zwei Tagen.

Ein Drittel der Befragten meldet einen Leerstand in den Büros von 40 Prozent und ein weiteres Drittel meldet eine ungenutzte Fläche von bis zu 60 Prozent. Etwa zwei Drittel planen eine Anpassung der Fläche und 22 Prozent haben das schon umgesetzt. Nur ein geringer Teil der Befragten will jedoch die Flächen verkleinern. Die Mehrheit will das Raumangebot auf den bestehenden Flächen neu konzipieren, um die Qualität der Räume zu steigern. Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität sind die Haupttreiber für Veränderung. Des Weiteren soll das Bürokonzept die Kommunikation unter den Mitarbeitenden fördern. Den monetären Aspekt (Kosteneffizienz durch Flächenreduzierung) nennen die Teilnehmenden erst an dritter Stelle.

An der Umfrage haben im Februar 215 Immobilienverantwortliche aus Industrieunternehmen in Deutschland teilgenommen. Sie machten Angaben darüber, wie sie bei den Themen Real Estate Management, New Work, Trends, Nachhaltigkeit, ESG und Digitalisierung aufgestellt sind. Rund 40 Prozent der Befragten sind in Konzernen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern beschäftigt.

Trendstudie "Real Estate in der Industrie 2023"


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