Die Crème de la CREM
Als ich zuvor das Programm las mit dem Leitthema Transformation – runtergebrochen auf Innenstädte, Büros und Wohnen – und mir die Rednerinnen- und Panel-Liste anschaute, wollte ich bei der Sommerkonferenz an der Technischen Universität (TU) Darmstadt gerne selbst Mäuschen spielen. Also schrieb ich eine E-Mail an den Lehrstuhl Immobilienwirtschaft. Eine halbe Stunde später rief mich der Leiter des Fachgebiets auf dem Smartphone an: Professor Andreas Pfnür meinte freundlich, aber bestimmt: "Gerne lade ich Sie ein. Doch erwarten Sie keine Pressebetreuung." Ich dankte herzlich und dachte im Stillen: "Gut so. Bin ja selber groß… ."
CREM gab es schon zum Lunchauftakt
So kam es, dass ich als einziger Journalist dieser – von den wissenschaftlichen Mitarbeitenden organisatorisch wie inhaltlich ausgezeichnet vorbereiteten und durchgeführten Tagung im architektonisch ansprechenden Darmstadtium – beiwohnen durfte.
Renommierte Partnerverbände und -unternehmen wie der ZIA, Corenet Global, Apleona, Siemens, KPMG, Drees & Sommer, Swiss Life AM, CBRE und weiteren mehr zeigten mir sofort, dass diese Zusammenkunft im zwanzigsten Jahr seit Gründung des Lehrstuhls halten würde, was sie versprach. Beim Lunchauftakt bereits ein großes Hallo mit vielen Entscheidern der Branche. Auffallend war insbesondere mit mehr als 110 Personen die große Dichte an führenden Verantwortlichen für das Corporate Real Estate Management (CREM).
Wo ist noch der Nutzen der teuren Bürolandschaft?
Schon die Einführungsvorträge zeigten, wie die aktuellen Marktveränderungen alle Assetklassen der Immobilienwirtschaft betreffen. Als Gastgeber zitierte Professor Pfnür vorab aus bis dahin noch unveröffentlichten Knallerstudien der TU: Klar und repräsentativ per Arbeitnehmendenbefragung zeigte sich, dass in den deutschen Büros am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag nur weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer anwesend sind. Montags und freitags sind die teuren Gebäude mitunter bloß zu zehn Prozent frequentiert.
Die Auswirkungen auf die Büroimmobilienlandschaft waren denn auch ein häufig diskutiertes Thema. "Wo war, wo ist der Kundennutzen, wenn die Mehrheit der Arbeitnehmenden die Büros nicht vermisst?", fragte Pfnür spitz. Als Grundlage zur Gestaltung der Zukunft der Offices scheint die beidseitige Freiwilligkeit – auf Arbeitgeber- wie auf Arbeitnehmerseite – angesagt zu sein.
Transformation: Beim Status Quo kann einem schwindelig werden
Allein wenn man hört, was die CREM-Verantwortlichen der deutschen Industrie alles auf dem Tisch und zu managen haben, kann einem schon schwindelig werden. Neue Produkte, Prozesse und Infrastruktur und neue Liegenschaften zeigen aber auch, welch große Anstrengungen nun notwendig sind – aber auch welch riesiges Potenzial CREM im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Wirtschaft innewohnt. Das muss jetzt auch gehoben werden. Denn "die Transformationsgeschwindigkeit der deutschen Immobilienwirtschaft war 2020 auf Null", sagte Pfnür.
Innenstädte: Business Improvement Districts für alle
Noch eine weitere inhaltliche Beobachtung von diesem sehr dichten Thementag: Wer hat den stärksten Impuls auf die Entwicklung der Innenstadt? Die Eigentümer! Deswegen müssen die auch gemeinsam handeln. Im Dreieck zwischen den ESG-Anforderungen der Europäischen Union, dem Kapitalerhalt und innovativen Nutzungskonzepten gilt es jetzt, sich klug zu bewegen, um die Disfunktionalität der derzeitigen Innenstädte zu beheben.
Vielleicht könnte man die Business Improvement Districts wie in Hamburg fortführen und ausbauen – so eine Idee unter den Teilnehmenden.
KI im Schloss: Die Sommerkonferenz hat sich rentiert
Auch das abendliche Get-Together im Schloss Kranichstein war bei schönstem Sommerwetter für weitere interessante Begegnungen gut. Bei erfrischenden Kaltgetränken wurde viel Bewegendes nachbesprochen. Als ich etwa den gravierenden Einfluss der künstlichen Intelligenz auf meine Arbeit als Journalist ansprach, kam sofort die Replik: "Denk erstmal, was KI mit uns Beratern, Sachverständigen und Immobilienmanagern machen wird – und erst mit den Maklern…. ."
Zum Abschluss fragte mich der Professor: "Und, hat es sich rentiert?" "Na klar", meinte ich. "Sollen wir das nächste Mal mehr Presse einladen?" Die geschätzten Kolleginnen und Kollegen sind ja auch alle groß, dachte ich bei mir und sagte: "Falls Sie bei der übernächsten Immobilienwirtschaftlichen Sommerkonferenz dann 1.000 Teilnehmende haben wollen, gerne … ."
P.S.: Alle Impulsvorträge zu den Themen des Tages
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