ZIA-IW-Stimmungsindex: Reformstau bremst Bauen und Sanieren

Die Immobilienbranche zeigt sich in der neuen Stimmungsumfrage von ZIA und IW ernüchtert, auch weil politische Reformpläne zum einfacheren Bauen und Sanieren bislang nicht umgesetzt wurden. Wie es um Geschäftslage und Aussichten bei Wohnen, Büro und Projektentwicklung bestellt ist. 

Im ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) für das dritte Quartal 2025 haben die befragten Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit 21,9 Punkten nur marginal besser (plus 0,3 Punkte) eingeschätzt als im Vorquartal – die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich spürbar um 4,1 Punkte auf nun 24,8 Punkte verschlechtert.

Das Immobilienklima insgesamt erreicht einen Wert von 23,4 Punktenund liegt damit wieder unter dem Wert von 25,2 Punkten im Sommer, als der höchste Stand seit der Zinswende 2022 erreicht worden ist.

Stimmung der Immobilienbranche nach Assetklassen

Im ZIA-IW-Index für das zweiten Quartal 2025 hatte ein leicht optimistischer Blick in die Zukunft überwogen. "Die Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt, die – insgesamt unbefriedigende – politische und gesamtwirtschaftliche Lage drückt auf die Stimmung", kommentiert Iris Schöberl, Präsidentin beim Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) die Ergebnisse.

ZIA-IW-Index-Ergebnisse der abgefragten Assetklassen im Überblick:

  • Im Bürosektor bricht nach einer deutlichen Aufhellung im Sommer die Stimmung dramatisch ein und fällt wieder auf das Niveau des ersten Quartals 2025 zurück. Die Geschäftslage liegt nur noch bei 11,9 Punkten (Vorquartal: 33,3 Punkte) – das entspricht einem Minus von 21,4 Punkten. Die Erwartungen steigen wiederum leicht um zwei Punkte auf 27,4 Punkte. Das Immobilienklima liegt jetzt bei 19,5 Punkten (minus 9,8 Punkte). Die zunehmend schwächere Arbeitsnachfrage wirkt sich mittlerweile auch auf das Dienstleistungssegment und damit auf den Büromarkt aus.
  • Bei den Wohnimmobilien sinkt die Geschäftslage um 2,6 Punkte auf 31,4 Punkte und die Erwartungen um 9,2 Punkte auf 17,4 Punkte. Das Immobilienklima geht damit insgesamt auf 24,3 Punkte zurück (minus sechs Punkte). Trotz stabiler Erwartungen bei der Entwicklung von Mieten und Preisen, zeigen sich die Unternehmen ernüchtert über ausgebliebene Reformprojekte und Vereinfachungen beim Bauen und Sanieren.
  • Nach dem starken Zuwachs im zweiten Quartal 2025 ist die Geschäftslage im Segment Projektentwicklung wieder deutlich ins Negative gerutscht: um 7,6 Punkte auf minus 24,5 Punkte. Die Erwartungen verschlechterten sich auf 30,2 Punkte (minus 11,2 Punkte), das Immobilienklima auf 10,5 Punkte (minus 18,4 Punkte). Die Erwartungen haben sich auch hinsichtlich Vorverkäufen und Vorvermietungen verschlechtert.

Die Bundesregierung packe die Probleme nicht entschlossen genug an. "Es braucht einen echten Turbo und strukturelle Reformen – kein Klein-Klein", so Schöberl. "Dieser Regierung wurde Wirtschaftskompetenz zugetraut. Es ist kaum vermittelbar, warum das Konjunkturmomentum der Bau- und Immobilienwirtschaft nicht entfesselt wird."

Skepsis bezüglich Bauturbo

In einer Sonderumfrage zum aktuellen ISI zu einer Bilanz nach 100 Tagen schwarz-rote Koalition, zeigt sich nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen zufrieden. Die überwiegende Mehrheit ist eher unzufrieden, zehn Prozent sogar sehr unzufrieden.

Auch in Sachen Bauturbo ist die Immobilienbranche skeptisch: Nur rund Prozent der Umfrageteilnemer erwarten, dass das Gesetz in der jetzigen Form den Wohnungsmarkt entspannen kann. Ein Fünftel erwartet eine erhöhte Baulandverfügbarkeit. Die überwiegende Mehrheit sieht keinen signifikanten Fortschritt. "Der rechtssichere Gebäudetyp E lässt weiter auf sich warten. Auch die Überarbeitung der Technischen Anleitung Lärm ist noch immer nicht gekommen, die Förderbedingungen sind unsicher", sagt ZIA-Präsidentin Schöberl. Eine weitere Hängepartie sei Gift für die Wirtschaft.

Prof. Dr. Michael Voigtländer, Leiter Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte beim IW, zur Umfrage: "Nach den ersten optimistischen Signalen im Sommer zeigt sich: Ohne konkrete politische Taten bleiben Stimmungsaufhellungen kurzlebig." Die Immobilienwirtschaft brauche verlässliche Rahmenbedingungen und weniger Ankündigungspolitik. Auch Reformen bei den KfW-Förderprogrammen seien bislang ausgeblieben.

ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex: Hintergrund

Der Immobilienstimmungsindex (ISI) wird vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seit 2020 vierteljährlich in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellt, um zeitnah Informationen über die Lage und die Erwartungen von Investoren und Projektentwicklern zu gewinnen. Angeschrieben werden Geschäftsführer und leitende Angestellten von zirka 1.200 Unternehmen.

Zum ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) und den Quartalsgutachten

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dpa

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