Argetra-Halbjahresbericht

Ein- und Zweifamilienhäuser häufiger zwangsversteigert


Ein- und Zweifamilienhäuser häufiger zwangsversteigert

Es werden wieder mehr Immobilien in Deutschland zwangsversteigert. Die Notverkäufe betreffen nach Recherchen von Argetra in mehr als zwei Dritteln der Fälle Wohnimmobilien. Den Löwenanteil davon machen Ein- und Zweifamilienhäuser mit knapp 50 Prozent aus.

Im ersten Halbjahr 2025 wurden 7.240 Immobilien mit einem Verkehrswert von insgesamt 2,23 Milliarden Euro zur Zwangsversteigerung aufgerufen. Das entspricht einem Plus von 4,8 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2024 mit 6.909 Einheiten (2,17 Milliarden Euro), heißt es in einem Bericht des Fachverlags Argetra.

Ausgewertet wurden die Veröffentlichungen von knapp 500 deutschen Amtsgerichten.

Wohnimmobilien: Bald Risiko für Banken?

Zwangsversteigert wurden in rund zwei Dritteln (69 Prozent) der Fälle Wohnimmobilien mit dem Löwenanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern mit 49,9 Prozent (erstes Halbjahr 2024: 49,3 Prozent), gefolgt von Eigentumswohnungen mit 19,6 Prozent (20,2 Prozent), heißt es im Argetra-Halbjahresbericht. Den Rest teilen sich Grundstücke mit 14,4 Prozent (14,1 Prozent), Gewerbeobjekte und Mehrfamilienhäuser mit 14,8 Prozent (15 Prozent) sowie Garagen und sonstige Immobilien mit 1,3 Prozent (1,4 Prozent).

Die Banken dürften gerade die Finanzierungen von Einfamilienhäusern und Wohnungen als risikoarmes Geschäft definieren, schreiben die Studienautoren in der Analyse. Aber genau hier steigen seit Jahren die Risiken.

Teilungsversteigerungen, also Versteigerungen zwecks Auflösung der Eigentümergemeinschaft aus Ehe- und Erbengemeinschaften, gingen zurück – im ersten Halbjahr 2025 wurde ein Verkehrswert von mehr als 900 Millionen Euro aus diesem Segment aufgerufen, das waren Argetra zufolge zirka 37 Prozent (Vorjahr: 40 Prozent) aller Termine. Das betraf 59 Prozent aller Grundstücke und 38 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser.

Zwangsversteigerungen: Nicht nur Schnäppchen

Die Termine im ersten Halbjahr 2025 konzentrieren sich in der Mitte Deutschlands, von West nach Ost. Nordrhein-Westfalen (NRW) hat 19 Prozent Anteil am Gesamtmarkt und seit Jahren die Spitzenposition bei den Zwangsversteigerungen.

Betrachtet man die Anzahl der Termine pro 100.000 Haushalte, so ist die Zahl der anberaumten Zwangsversteigerungstermine zum Beispiel in Thüringen (32) nahezu dreimal so hoch wie in Bayern (13). Durchschnittlich waren bundesweit im Halbjahr 18 (im Vorjahr 17) von 100.000 Haushalten von Zwangsversteigerungen betroffen.

In Berlin wurden die höchsten Verkehrswerte mit durchschnittlich mehr als 870.000 Euro pro Immobilie aufgerufen. In Hamburg liegt der Schnitt bei 840.000 Euro und damit auf Platz zwei hinter Berlin. Thüringen bildet das Schlusslicht mit Durchschnittswerten von 93.000 Euro. Der Bundesdurchschnitt lag im ersten Halbjahr 2025 bei 307.679 Euro. In einigen Bundesländern sinken die Verkehrswerte.

Blacklist: Berlin führt bei Zwangsversteigerungsterminen

Bei den vierzig Städten mit den meisten Terminen führt Berlin (189) gefolgt von Chemnitz (101), München (96), Leipzig (95) und Zwickau (8). An den 40 Standorten, die etwa 18 Prozent der Bevölkerung repräsentieren, finden 30 Prozent aller Immobilienversteigerungen und damit deutlich mehr Zwangsversteigerungen statt als im Bundesschnitt.

Neu in der Blacklist der "Top 40" Zwangsversteigerungsschwerpunkte sind unter anderem Würzburg, Gelsenkirchen, Celle, Kassel, Fürth/Bayern und Bad Kreuznach. Dafür fallen die Städte Landau/Pfalz, Gera, Gießen, Wuppertal, Stralsund und Karlsruhe aus der aktuellen Liste. Bemerkenswert finden die Autoren: Von den 40 Städten haben 14 weniger als 50.000 Einwohner.

Setzt sich der aktuelle Trend fort, könnten bis zum Jahresende insgesamt rund 14.500 Immobilienobjekte unter den Hammer kommen – was einen Anstieg um 7,8 Prozent im Vergleich zum Gesamtjahr 2024 mit 13.445 Objekten bedeuten würde. Die Immobilienpreise haben ihren Boden gefunden und ziehen vielfach bereits wieder an. Vor diesem Hintergrund können Zwangsversteigerungsobjekte sowohl für Eigennutzer als auch für Investoren eine attraktive Alternative zum klassischen Immobilienerwerb darstellen.

Argetra-Halbjahresbericht 2025

Quelle der Analyse ist die Argetra-Online-Datenbank mit mehr als 780.000 Terminen. Beliefert werden Banken, Portfoliohändler und Servicer. Neu sind die Marktschwankungsanalysen für Zwangsversteigerungsobjekte, da sich die Schwankungswerte vom normalen Markt abgekoppelt haben. In der Datenbank und im Versteigerungskalender werden tagesaktuell die Termine der knapp 500 deutschen Amtsgerichte veröffentlicht.

Zum Argetra-Halbjahresbericht "Immobilienmarkt: Zwangsversteigerungen in Deutschland H1 2025"


Das könnte Sie auch interessieren:

Eigentumswohnungen werden noch teurer 

GREIX: Preise für Wohnimmobilien steigen wieder signifikant

dpa

0 Kommentare
Das Eingabefeld enthält noch keinen Text oder nicht erlaubte Sonderzeichen. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe, um den Kommentar veröffentlichen zu können.
Noch keine Kommentare - teilen Sie Ihre Sicht und starten Sie die Diskussion