Miete "frisst" Bafög-Pauschale: Wo Studenten teuer wohnen

In den größten deutschen Unistädten können sich viele Studenten eine Singlewohnung gar nicht mehr leisten. Baden-Württemberg und Bayern sind besonders teuer. In München übersteigt die Warmmiete den Bafög-Höchstsatz, wie eine Studie zeigt. Ein Drittel des Budgets geht überall drauf.

Der Bafög-Höchstsatz wurde zum 1.1.2023 erhöht. Das reicht aber nicht – die Energiekosten verschärften die Lage weiter. Eine aktuelle Analyse des Maklerportals Immowelt zeigt, dass in allen untersuchten 68 deutschen Hochschulstädten die Warmmiete mehr als 30 Prozent der Förderung aufbraucht. In 39 Städten sind es demnach sogar mehr als 50 Prozent, heißt es in der Studie.

Betrachtet wurde das Verhältnis der warmen Angebotsmieten von Studentenwohnungen mit ein bis zwei Zimmern und 40 Quadratmetern zum Bafög-Höchstsatz.

Metropolen: Großteil des Studenten-Budgets fließt ins Wohnen

Studenten mit keinem oder geringem Einkommen sind laut Immowelt von den Mieten besonders betroffen. Um die hohen Energiepreise abzufedern, sollen im Rahmen der Entlastungspakete der Bundesregierung pauschal einmalig 200 Euro ausbezahlt werden, bis dato kam das Geld aber nicht an. Der Höchstsatz bei der Bafög-Förderung hingegen wurde Anfang Januar um rund acht Prozent von 861 Euro auf 934 Euro angehoben. Im Bafög-Satz ist auch eine Wohnpauschale von 360 Euro angegeben. Die reicht allerdings nur noch in drei von 68 Städten für die Warmmiete, so Immowelt.

Besonders in den größten deutschen Städten sind Singlewohnungen kaum noch bezahlbar für Studenten, die Bafög-Förderung erhalten. In München übersteigt die Warmmiete von im Median 955 Euro für ein 40-Quadratmeter-Apartment sogar den Höchstsatz. Und in Berlin sieht es nicht viel besser aus: 695 Euro sind zwar deutlich günstiger als in München, aber dennoch deutschlandweit am zweitteuersten. Der Anteil der Warmmiete am Bafög ist mit 74 Prozent dementsprechend hoch.

Ein ähnliches Bild zeigt sich nach Zahlen von Immowelt in Frankfurt am Main (Hessen) und Stuttgart (Baden-Württemberg). In beiden Metropolen kosten Studentenwohnungen im Median 675 Euro warm, was jeweils 72 Prozent des Bafög-Zuschusses entspricht. In Hamburg und Köln / Nordrhein-Westfalen (jeweils 67 Prozent) ist die Belastung bei einer Warmmiete von 625 Euro pro Monat nur marginal niedriger.

Bayern und Baden-Württemberg: Studieren im Süden besonders teuer

Neben den größten deutschen Städten gibt es besonders im Süden der Bundesrepublik zahlreiche kleine hochpreisige Hochschulstädte, zumeist mit renommierten Universitäten. Im baden-württembergischen Freiburg und in Konstanz (jeweils 615 Euro) am Bodensee zehrt die Warmmiete zwei Drittel (66 Prozent) des Bafög-Zuschusses auf, berichtet Immowelt.

Auch im bayerischen Ingolstadt (595 Euro; 64 Prozent), Augsburg und Rosenheim (jeweils  575 Euro; 62 Prozent) muss während des Studiums ein erheblicher Anteil der Förderung fürs Wohnen ausgegeben werden. Wer den Lebensunterhalt primär aus den Bafög-Zuwendungen bestreiten muss, hat kaum noch Geld für Lebensmittel oder Kleidung übrig.

In anderen Bundesländern gibt es vereinzelt sehr teure Hochschulstädte. Beispiele sind Darmstadt (625 Euro; 67 Prozent) in Hessen, Potsdam (575 Euro; 62 Prozent) in Brandenburg, Mainz (565 Euro; 60 Prozent) in Rheinland-Pfalz und Bonn (555 Euro; 59 Prozent) in Nordrhein-Westfalen.

Gute Hochschulen und preiswerte Mieten in Ostdeutschland

Eine weitere Option für Studienanfänger mit knappem Budget könnten laut Immowelt die ostdeutschen Unistädte sein. Dort seien die Mieten noch deutlich niedriger als in den westlichen Regionen. Angesehene Universitäten und Hochschulen gebe es dort ebenso. In Großstädten wie Halle / Sachsen-Anhalt (365 Euro; 39 Prozent), Dresden / Sachsen (375 Euro; 40 Prozent) und Leipzig / Sachsen (415 Euro; 44 Prozent) wohnen Studenten vergleichsweise günstig, auch wenn die Kaltmieten zuletzt auch hier gestiegen sind.

Am günstigsten sind Studentenwohnungen in Chemnitz / Sachsen, wo die mittlere Warmmiete aktuell bei 325 Euro liegt. Das entspricht rund einem Drittel (35 Prozent) des Bafög-Zuschusses. Auch in Magdeburg / Sachsen und Cottbus / Brandenburg (jeweils 345 Euro, 37 Prozent) bleibt Studenten mehr Geld zum Leben. Die Energiepreise sind aber auch in Ostdeutschland ein Thema: Die Nebenkosten machen bereits in einigen Städten rund ein Drittel der Warmmiete aus – Tendenz steigend.

Energiekosten: WG-Zimmer statt Studenten-Apartment gesucht

Obwohl die Warmmiete für viele Studenten schon jetzt kaum mehr zu stemmen ist, sei das ganze Ausmaß der Energiekrise noch nicht sichtbar. Bei vielen Haushalten werden die neuen Abschläge fürs Heizen erst in diesem Jahr berechnet. "Inserate aus dem Jahr 2022 weisen oftmals noch die bisherigen Posten für die Nebenkosten auf", schreibt Immowelt.

Um sich das Leben leisten zu können, müssen immer mehr Menschen neben dem Studium jobben oder nach einem freien Platz in einer Wohngemeinschaft (WG) suchen. In einer WG sind die Kaltmieten und die Nebenkosten laut Immowelt noch etwas günstiger, da sie aufgeteilt werden.

Methodik

Datenbasis für die Berechnung der Mieten in 68 deutschen Universitätsstädten waren auf immowelt.de inserierte Angebote mit einer Wohnfläche von bis zu 40 Quadratmetern und ein bis zwei Zimmern. Es wurden nur Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise geben den Median der 2022 auf der Plattform angebotenen Mieten wieder. Für die Berechnung der Warmmieten wurde ein mittlerer Quadratmeterpreis von 3,12 Euro für die Nebenkosten herangezogen. Der Höchstsatz der Bafög-Förderung ist mit 934 Euro veranschlagt. Die Wohnpauschale beträgt 360 Euro.

Immowelt-Tabelle "Vergleich der Angebotsmieten mit dem Bafög-Höchstsatz in 68 deutschen Hochschulstädte" (PDF)


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