Makler: Wo Studenten sich die Miete etwas kosten lassen

Studenten geben für eine 40-Quadratmeter-Singlewohnung mit ein oder zwei Zimmern bis zu 690 Euro pro Monat aus – wer auf Bafög angewiesen ist, findet in 41 von 68 deutschen Unistädten kaum eine bezahlbare Unterkunft. Makler plädieren für eine Anpassung der Pauschale an die Mietniveaus.

Die Energiekosten sind hoch, die Inflation treibt die Lebenshaltungskosten – dazu steigen die Mieten deutschlandweit. Das betrifft auch viele Studenten. Die Anhebung des Bafög-Höchstsatzes im vergangenen Jahr auf aktuell 934 Euro entlastet hier nur marginal. Die darin enthaltene Wohnpauschale von 360 Euro reicht in 41 von 68 untersuchten Unistädten nicht mehr aus, um die Kaltmiete einer durchschnittlichen Studentenwohnung mit ein bis zwei Zimmern und einer Größe von 40 Quadratmetern zu zahlen.

Das sind Ergebnisse einer Analyse des Maklerportals Immowelt. Demnach wird in den elf teuersten deutschen Hochschulstädten mindestens die Hälfte des kompletten Bafög-Höchstsatzes für die Kaltmiete fällig.

Bafög-Wohnpauschale: Teuerste Mieten in den größten Unistädten

Die teuerste Stadt für Mieter ist München. Hier müssen Studenten 74 Prozent des Bafög-Höchstsatzes für die Kaltmiete einer 40-Quadratmeter Wohnung aufbringen. Die durchschnittliche Wohnung kostet jetzt 690 Euro, im Vorjahr waren es noch 661 Euro. Berlin ist gemessen an der Zahl der Studenten deutschlandweit die beliebteste Stadt. Dort wird ein Anteil von 50 Prozent des Höchstsatzes für die Miete fällig. Auch hier ist die durchschnittliche Kaltmiete im Vorjahresvergleich gestiegen – von 446 Euro auf nun 471 Euro.
 
In Frankfurt am Main kostet eine typische Studentenwohnung im Mittel 509 Euro (Anteil von 55 Prozent). Auch in Köln (492 Euro) wird mehr als die Hälfte (53 Prozent) der maximalen Bafög-Förderung aufgebraucht. In Hamburg werden für ein Apartment im Mittel 444 Euro (48 Prozent des Bafög-Höchstsatzes) verlangt. Damit ist die Hansestadt die teuerste Hochschulstadt in Norddeutschland. Im Süden ist neben München Stuttgart (509 Euro) das teuerste Pflaster: Die Kaltmiete verschlingt dort 55 Prozent des Bafög-Maximalbetrags, heißt es bei Immowelt.

Selbst Studenten mit der höchsten Bafög-Förderung – die nur die wenigsten bekommen – seien stark belastet, sagt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. Statt pauschaler Erhöhungen des Bafög-Satzes schlägt er eine Anpassung an das Mietniveau der jeweiligen Stadt vor. Denn während in vielen Regionen im Osten Deutschlands die Wohnpauschale ausreiche, geben die jungen Mieter in den teuren Städten im Süden einen Großteil des kompletten Bafög-Satzes für das Wohnen aus.

Baden-Württemberg: Fünf Städte unter den "Top 10"-Mieten

In den "Top 10" der teuersten deutschen Städte für Studenten liegen allein fünf Städte in Baden-Württemberg. Auch in kleineren Hochschulstädten mit angesehenen Universitäten gehen die Wohnkosten hoch. In Tübingen muss die Hälfte (50 Prozent) des Bafög-Höchstsatzes für die Kaltmiete (470 Euro) eingeplant werden. Noch teurer sind Freiburg im Breisgau und Heidelberg (je 52 Prozent) mit einer Kaltmiete von 489 Euro und Konstanz (54 Prozent) mit 506 Euro Miete. Damit sind hier die Mieten sogar höher als in Berlin oder Hamburg.

Im Bayern sieht es ähnlich aus. Die nach München teuerste Hochschulstadt ist Rosenheim: 49 Prozent des Bafög-Höchstsatzes müssen für die Miete aufgewendet werden. Auch Regensburg, Erlangen und Ingolstadt sind mit einem Anteil von jeweils 47 Prozent überproportional teure Städte für das studentische Wohnen. In Hessen ist das Studieren ebenfalls kostenintensiv. Die Kaltmieten in Darmstadt (50 Prozent), Wiesbaden (47 Prozent) und Gießen (40 Prozent) verschlingen einen großen Anteil der Bafög-Förderung. Gleiches gilt für Mainz (50 Prozent) in Rheinland-Pfalz.

Wo Studentisches Wohnen relativ erschwinglich ist

Studenten in Teilen Nordrhein-Westfalens und in Ostdeutschland wohnen laut Immowelt noch preiswert. Die Ruhrgebiet-Städte Dortmund (34 Prozent), Bochum (32 Prozent), Essen (33 Prozent), Wuppertal (33 Prozent) und Duisburg (30 Prozent) zählen zu den Städten mit den moderatesten Mieten gemessen am Bafög-Höchstsatz. In Gelsenkirchen werden bei einer durchschnittlichen Kaltmiete von 246 Euro sogar nur 26 Prozent der Förderung für die Wohnkosten gebraucht.

Im Osten Deutschlands liegen – abgesehen von Berlin – der Studie zufolge nur Potsdam mit einem Anteil von 45 Prozent und Jena mit 43 Prozent über der 40 Prozent Marke. Die sächsischen Großstädte Leipzig (32 Prozent) und Dresden (34 Prozent) sind preiswerte Alternativen zu den teuren Metropolen. Auch Sachsen-Anhalt bietet mit Halle (27 Prozent) bei einer Kaltmiete von 251 Euro eine erschwingliche Möglichkeit zum Studieren. Die günstigste Stadt in Deutschland ist Chemnitz. In der sächsischen Großstadt reichen 24 Prozent der maximalen Bafög-Förderung aus, um die durchschnittliche Miete in Höhe von 220 Euro aufzubringen.

Methodik

Datenbasis für die Berechnung der Mieten in 68 ausgewählten deutschen Universitätsstädten waren auf immowelt.de inserierte Angebote. Die mittels hedonischer Verfahren errechneten Werte geben die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen mit 40 Quadratmetern zum 1.8.2023 wieder. Bei den Mietpreisen handelt es sich um Nettokaltmieten bei Neuvermietung der auf der Plattform inserierten Immobilien. Der Höchstsatz der Bafög-Förderung wurde mit 934 Euro veranschlagt. Die darin enthaltene Wohnpauschale beträgt 360 Euro.

Immowelt-Tabelle "Vergleich der Angebotsmieten mit dem Bafög-Höchstsatz in 68 deutschen Hochschulstädten" (PDF)


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Student, Wohnungsmarkt