Blackprint PropTech-Report: Rekord bei Neugründungen

Von der Immobilienkrise betroffen sind auch PropTechs, aber nicht in jedem Bereich – die Zahl der Neugründungen der Start-ups ist laut Blackprint so hoch wie nie. Wagniskapital fließt vor allem in die Investmentsparte Energieeffizienz.

Zum Stichtag 31.12.2023 waren 895 deutsche PropTechs am Markt aktiv, das sind 111 (plus 14 Prozent) mehr als vor einem Jahr (2022: 784) – davon 143 Neugründungen (2022: 87). Das sei ein neuer Rekord, heißt es im Blackprint-Report, der halbjährlich die Entwicklungen des Sektors dokumentiert.

"Trotz oder gerade wegen der multiplen Krisenlage sehen Gründer innovative Handlungs- und Erfolgspotentiale im gesamtwirtschaftlich, gesamtgesellschaftlich sowie ob des potenziell hohen Impacts ökologisch relevanten Bau- & Immobiliensektors", schreiben die Autoren. Gerade bei jungen PropTechs werden zudem steigende Mitarbeiterzahlen gezählt.

38 Unternehmen sind im Jahr 2023 neu in wirtschaftlicher Schieflage geraten, nach 41 zum Stichtag 31.12.2022. Eine absolut höhere Anzahl an Unternehmen in Schieflage ist in einem wachsenden Sektor grundsätzlich kein Negativindiz. Nichtsdestotrotz deutet sich laut Studie eine Teilkonsolidierung in gewissen Marktsegmenten an.

Fokus auf Gebäudebestand: Energieeffizienz und Sanieren vorn

Die hohe Zahl an Neugründungen kompensiert laut Blackprint den Wegfall wirtschaftlich nicht mehr aktiver PropTechs durch Insolvenzen & Co. und wird als Indikator dafür gewertet, dass immer mehr Entrepreneure und Gründer den hohen Bedarf im Technologie- und Innovationsbereich rund um den Immobilienlebenszyklus insbesondere bezogen auf den Gebäudebestand sowie die makroökonomische Bedarfslage erkennen.

Die Geschäftsmodelle werden entsprechend ausgerichtet: Knapp ein Drittel (28,7 Prozent) der Neugründungen fokussiert auf Energieeffizienz – ein Viertel (25,2 Prozent) auf Bauen und Sanieren.

Projektentwicklung & Smart City mit geringster Insolvenzquote

52 Start-ups sind in Richtung beziehungsweise in die Insolvenz oder vom Markt abgegangen (als schwebend oder passiv gemeldet). Das sind 5,4 Prozent der zum Stichtag bekannten Unternehmen. Da die Passiv- den Schwebendmeldungen nachlaufen, geht Blackprint von einer Erhöhung der Marktabgangsquote für 2024 und die Folgejahre aus. Die Zahl der Start-ups in wirtschaftlich offiziell neu gemeldeter Schieflage (38) hat sich im Vergleich zu 2022 (18) verdoppelt.

Betrachtet man diese Dynamik basierend auf den Wertschöpfungsstufen, haben die Segmente Konzepte & Services für Mieter & Nutzer, Planen & BIM sowie Vermarktung, Vermietung & Verkauf eine überdurchschnittliche Insolvenz- oder Schwebendquote im Jahr 2023. Das weist laut Blackprint auf eine hohe Sättigung und Selbstbereinigung dieser Innovationscluster hin. Die Wertschöpfungsstufe Projektentwicklung & Smart City hingegen weist im Verhältnis die geringste Insolvenz- oder Schwebendquote auf, gefolgt von Energieeffizienz und Asset & Portfolio Management.

PropTech: Wagniskapital knackt Milliardengrenze

Das Finanzierungsvolumen lag dem Report zufolge im Jahr 2023 bei rund 1,1 Milliarden Euro - das sind 351,2 Millionen Euro (plus 45,8 Prozent) mehr als 2022. Die zehn größten Finanzierungsrunden umfassen dabei bereits 872 Millionen Euro und machen 78 Prozent aller PropTech-Investments aus.

"Gründer und Geldgeber erkennen gleichermaßen: PropTech, Digitalisierung und Innovation sind endlich essenziell nachgefragte Bausteine der Immobilienbranche und werden diese zunehmend bestimmen und gestalten", sagt Malte Westphal, Head of Scouting & Market sowie Blackprint Experte für den PropTech- und Start-Up Finanzierungsbereich. Insbesondere der hohe Bedarf an Lösungen rund um den Gebäudebestand, wie Energieeffizienz und Sanieren, sei ein Treiber.

Wagniskapital: Energieeffizienz begehrteste Investmentsparte

In der Analyse nach Wertschöpfungsstufen zeigt sich die Spitzenreiterposition der Kategorie "Energieeffizienz" mit 67 Prozent des Gesamtfinanzierungsvolumens: Im Jahr 2022 hat Blackprint hier nur 29,2 Millionen Euro (Anteil von 3,8 Prozent) gezählt. Es folgt mit 159,7 Millionen Euro Finanzierungsvolumen die Kategorie "Bauen & Sanieren", in der sich auch die meisten aktiven PropTechs befinden. "Smarte Gebäudeeffizienz" verzeichnet ein Wachstum von 162,4 Prozent (plus 13,8 Millionen Euro) beim Finanzierungsvolumen.

Im Bereich "Finanzieren, Bewerten & Investieren" ist das Finanzierungsvolumen massiv zurückgegangen: 2022 sind noch 431Millionen Euro an Mitteln zugeflossen, 2023 waren es nur zehn Millionen Euro, ein Minus von knapp 98 Prozent. Auch das Segment "Konzepte & Services für Mieter & Nutzer" (minus 44,4 Millionen Euro beziehungsweise minus 83,5 Prozent) und das "Asset- & Portfoliomanagement" (minus 31,2 Millionen Euro beziehungsweise minus 87,4 Prozent) mussten herbe Rückgänge im Finanzierungsvolumen gegenüber 2022 hinnehmen.

PropTech-Szene: Mehr spätphasige Finanzierungsrunden

Der gestiegene Reifegrad der deutschen PropTech-Szene lässt sich auch in der Verteilung der Finanzierungsstages erkennen: Der Anteil der frühphasigen Investments war im Report 2023 deutlich geringer als 2022 – bei gleichzeitig gestiegener Quote von spätphasigen Finanzierungen.

An den 63 Finanzierungsrunden im Jahr 2023 waren in Summe 189 unterschiedliche Investoren beteiligt. Die aktivsten Investoren sind dabei allgemeine Venture Capitals (VCs) mit einem Anteil von 41 Prozent sowie Business Angels (21 Prozent) und Strategen (19 Prozent). Die meisten PropTech-Investoren haben den Hauptsitz in Deutschland (2023: 70,3 Prozent versus 2022: 64,7 Prozent).

Die meisten PropTech-Investoren kommen aus Berlin

Der Top-Standort, an dem Investoren deutscher PropTechs ansässig sind, ist Berlin mit einem Anteil von 20,6 Prozent (43 Investoren). Es folgen Investoren aus München (9,6 Prozent) und Köln (4,8 Prozent). Paris (Frankreich) und Kalifornien (USA) sind jeweils mit 4,3 Prozent an der Anzahl der gesamten Investoren beteiligt. Interessant ist: Mehr Investoren kommen aus San Francisco, Los Angeles und dem Silicon Valley als aus den deutschen Metropolen Hamburg, Stuttgart, Frankfurt am Main oder Düsseldorf.

"Die positiven Zahlen des PropTech Sektors sind Grund zur Freude, denn in Krisenzeiten positionieren sich die Leader von übermorgen", sagt Sarah Schlesinger, Managing Partner von Blackprint. Den Innovationstreibern sei 100 Prozent klar, dass es Druck und Not braucht, um Bedarf und Notwendigkeit für Veränderung zu triggern, auch wenn die aktuelle "Survive ´til ´25"-Abwartehaltung das Erkenntnis- durch ein Umsetzungsproblem mit fehlendem Bewegungsspielraum ersetze. "Einige der PropTechs von heute werden die großen Player von morgen."

Blackprint: "PropTech-Report 2023"


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