Stadtentwicklung der Zukunft

Smart-City-Projekt "The Line" gefloppt?


Stadtentwicklung: Smart-City-Projekt "The Line" in der Krise

170 Kilometer lang, vertikal, ohne CO2-Emmissionen, gesteuert von KI – "The Line" sollte eine Stadt der Superlative werden. Jetzt wird das futuristische Smart-City-Projekt des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gestoppt.

Die Idee für das Wüstenwunder "The Line" hatte Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman im Januar 2021 erstmals vorgestellt, im Juli 2022 präsentierte er die Entwürfe für die vertikale Mega-City. Sie ist Teil des insgesamt 500 Milliarden US-Dollar schweren Planprojekts NEOM, einer Vision von Städten mit Infrastruktur am Roten Meer, die alle mit 100 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden sollten – wenn sie je gebaut werden.

Nun scheint die futuristische Stadtentwicklung ins Wanken zu geraten: Wie die Schweizer Tageszeitung "Blick" aus gut unterrichteten Quellen erfahren haben will, hat der saudische Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) am 16.9.2025 die Arbeiten an "The Line" bis auf Weiteres eingestellt. Eigentlich sollte die Stadt im Jahr 2030 bezugsfertig sein.

Stadtentwicklung der Superlative: Die Idee

500 Meter über dem Meeresspiegel, 200 Meter breit und 170 Kilometer lang sollte Saudi Arabiens Metropolis am Roten Meer auf 34 Quadratkilometern werden und eineinhalb Millionen Einwohner beherbergen – diese Zahl wurde im Frühjahr 2024 auf 300.000 nach unten korrigiert, ebenso wie laut dem Bericht in der "Blick" bekannt wurde, dass das Projekt auf 2,4 Kilometer gestutzt werden soll.

"The Line"-Grafik "Wohnen neu definiert"

Das ursprüngliche Konzept sieht vor, die wichtigen Einrichtungen vertikal auf drei Ebenen zu schichten; innerhalb der Zentren sollen die Bewohner alles in fünf Minuten zu Fuß erreichen können. Eine unterirdische Verkehrs- und Strominfrastruktur würde die Zentren miteinander verbinden. Die Idee wird "Zero Gravity Urbanism" genannt.

Durch diese Röhren könnten Hochgeschwindigkeits-U-Bahnen, autonome Autos und Flugtaxis bewegt werden – die längste Fahrt würde dabei nicht länger als 20 Minuten dauern. Man könne die Probleme der Stadtentwicklung in Bezug auf Lebensqualität und Umwelt nicht ignorieren, sagte bin Salman im Sommer 2022.

KI soll die Mega-City "The Line" steuern

Überirdisch sind öffentliche Parks, Schulen, Häuser, Arbeitsplätze und andere Einrichtungen geplant: nur für Fußgänger und Radfahrer. Straßen soll es in der vollständig digitalisierten Planstadt nicht geben und der Bau so weit wie möglich industrialisiert werden. "Neom arbeitet mit einem Team der besten Architekten, Ingenieure und Konstrukteuren zusammen, um den Traum, vertikal zu bauen, in Erfüllung gehen zu lassen", so der Kronprinz.

"The Line" Gebäude

Künstliche Intelligenz (KI) ist die Technologie der Wahl, um die Infrastruktur in "The Line" zu steuern. Etwa 90 Prozent der verfügbaren Daten würden laut Projektleitung dafür genutzt werden – das ist wesentlich mehr als in bereits in bestehenden Smart Cities.

Hat sich der Kronprinz verzockt?

Bin Salman schätzte die Kosten für sein Prestigeobjekt anfangs auf etwa 200 Milliarden Dollar. Zirka 380.000 Arbeitsplätze sollten bis zum Jahr 2030 entstehen und umgerechnet rund 40 Milliarden US-Dollar zum Bruttoinlandsprodukt leisten.

Das "Wall Street Journal" berichtete im Mai 2025, dass Kosten von 8,8 Billionen US-Dollar dazu kommen werden – mehr als das 25-fache des Jahreshaushalts von Saudi-Arabien –, bis "The Line" steht, auf die Bauzeit hat die Zeitung 55 Jahre dazugerechnet.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg will gehört haben, dass der Staatsfond PIF Berater mit einer strategischen Bewertung beauftragt hat, ob das Projekt in dieser Form umsetzbar ist.


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