Weltfrauentag: Zu wenig Frauenförderung in Immobilienbranche

Weibliche Führungskräfte? – das ist längst noch nicht Standard in der Branche. Der Verband "Frauen in der Immobilienwirtschaft" fordert zum Weltfrauentag am 8. März: Gleichberechtigung muss als Unternehmensziel verankert werden. Die gläserne Decke durchbrechen will auch Bauministerin Klara Geywitz.

Seit Einführung des Internationalen Frauentags vor mehr als 100 Jahren habe sich viel getan, sagt Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Frauen arbeiteten heute als Architektinnen, Dachdeckerinnen oder Glaserinnen, sie gründeten oder führten Unternehmen – das sei dem Mut und Engagement mehrerer Frauengenerationen zu verdanken, die gegen zahlreiche Widerstände und Vorurteile zu kämpfen hatten.

"Doch all das reicht noch nicht", meint Geywitz. Es brauche viel mehr Aufstiegsmöglichkeiten für qualifizierte und gut ausgebildete Frauen, gerade auch in der Immobilien- und Wohnungswirtschaft und angesichts des Fachkräftemangels. Um Frauen zu gewinnen, müssten sich aber die Rahmenbedingungen weiter verbessern, von fairen Löhnen über Aufstiegschancen bis hin zur Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, so die Ministerin.

Immobilienbranche: Nur jede fünfte Frau in einer Führungsposition

Die Geschlechterverteilung in der Immobilienwirtschaft ist noch weit davon entfernt ausgeglichen zu sein, wie eine aktuelle Studie des Informationsdienstleisters CRIF von März 2023 zeigt. Demnach beträgt der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Branche gerade einmal 22,5 Prozent, das ist weniger als im bundesweiten Durchschnitt (24 Prozent). Für die Analyse wurden zirka zweieinhalb Millionen Führungspositionen in 1,2 Millionen Unternehmen ausgewertet: Positionen in der Geschäftsführung, Aufsichtsratsmitglieder und -vorsitzende, geschäftsführende Gesellschafterinnen sowie Vorstandsmitglieder und -vorsitzende.

Dass die Gleichberechtigung noch nicht erreicht ist, zeigt auch eine Studie des Verbands "Frauen in der Immobilienwirtschaft" (Immofrauen) aus dem Jahr 2022, die zu einem ähnlichen Ergebnis kommt: Nur jede fünfte Leitungsposition in der Immobilienwirtschaft hat demnach eine Frau inne, im Top-Management ist es sogar nur jede zehnte. Ausgewertet wurde der Anteil weiblicher Führungskräfte in den mittleren und oberen Leitungsebenen und in Fachfunktionen von 66.700 Immobilienunternehmen. Zudem wurde der Frauenanteil in den Führungspositionen von rund 220 Verbänden und Institutionen, in Politik und Verwaltung sowie der Anteil von weiblichen Studierenden und Absolventinnen in immobilienwirtschaftlichen Studiengängen analysiert.

Immobilienwirtschaft: Frauenförderung als Unternehmensziel

"In vielen Unternehmen ist die gläserne Decke für Frauen nach wie vor bittere Realität", erklärt Katrin Williams, Vorstandsvorsitzende der Immofrauen. "Es ist überfällig, dass Unternehmen die Potenziale ihrer Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht wertschätzen und fördern." Deshalb fordert der Verband, dass Frauenförderung als fester Bestandteil der Unternehmensziele festgeschrieben wird.

Dafür sprechen laut Williams auch die ESG-Kriterien der EU-Taxonomie, die soziale Nachhaltigkeit umfassen. Es gehe nicht nur um die reine Förderung von Frauen, sondern auch darum, dass die Themen Diversität und Gleichberechtigung stärker vorangetrieben werden. Der Verband schlägt folgende Maßnahmen vor:

  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch die Öffnung bestehender Strukturen. Möglich wären die geschlechterunabhängige Förderung von Elternzeiten und Teilzeitarbeit, die Einführung flexibler Arbeitsmodelle von Teilzeit bis Job-Sharing – auch in Führungspositionen – oder gezielte Angebote bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen.
  • Schließung des Gender Pay Gap durch Transparenz und mit dem Ziel gleicher und fairer Bezahlung, unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit.
  • Etablierung von Förder- und Mentoringprogrammen für mehr Gleichgewicht unter den Geschlechtern.
  • Empowerment von erfolgreichen Frauen für Berufs- und Wiedereinsteigerinnen.
  • Verankerung dieser Aspekte in individuellen jährlichen Zielvereinbarungen, vor allem in leitenden Positionen.

Fazit der Frauen in der Immobilienwirtschaft

"Der Blick auf die Universitäten macht Mut", kommentierte Williams die Studie des Verbands: "Die Immobilienwirtschaft verfügt über hochqualifizierte, weibliche Nachwuchskräfte. Die gilt es jetzt zu gewinnen und für Führungspositionen fit zu machen!" Die Branche könne es sich nicht leisten, dieses Potenzial nicht zu nutzen. Fleiß, Anstrengung und Wissen dürften nicht reichen, um die genannte gläserne Decke zu durchbrechen.

Die genannten Maßnahmen müssten konsequent umgesetzt werden. Über alle untersuchten Teilbranchen hinweg sind laut Studie immer noch deutlich weniger Frauen in Führungspositionen präsent als Männer. Zu den Teilbranchen, in denen Frauen der Aufstieg am ehesten gelingt, gehört das Facility Management: Hier liegt der Frauenanteil in den Leitungsebenen mit 27 Prozent am stärksten über dem Branchendurchschnitt von 20 Prozent. Auch die Unternehmen im Grundstücks- und Wohnungswesen verzeichnen mit 24 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Anteil weiblicher Führungskräfte in den Leitungsebenen.

In den Führungspositionen der Verbände der Immobilienbranche sei das Ungleichgewicht mit einem Frauenanteil von 17 Prozent noch ausgeprägter, heißt es in der Studie.

Studie "Weibliche Führungskräfte in der Immobilienwirtschaft – Eine Bestandsaufnahme"

F!F: 50 Prozent Frauen auf die Panels bei Immobilienevents

Der Verein Frauen in Führung (F!F), der 2019 gegründet wurde, stellte passend zum Weltfrauentag 2023 ihren Speakerinnen-Pool vor. Über die Plattform lassen sich bereits 80 Expertinnen zu Immobilienthemen, wie Management, Investition, Innovation, Nachhaltigkeit, Bildung und People & Culture, buchen. Das erklärte Ziel ist es, dass künftig mindestens 50 Prozent Frauen auf den Panels und Podien der Immobilienevents ihre Ideen präsentieren und für spannendere Diskussionen sorgen.

Frauen in Führung (F!F) Speakerinnen-Pool


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft, Immobilienwirtschaft