MLP-Report 2023: Konkurrenz um Studentenwohnungen wächst Infografik

Der Corona-Effekt sinkender Studentenmieten ist verpufft: Egal ob Apartment oder WG-Zimmer – die Wohnkosten sind das zweite Jahr in Folge gestiegen, wie aus dem MLP-Report 2023 hervorgeht. Das Angebot ist in fast allen deutschen Hochschulstädten noch knapper geworden. 

Der Druck auf den studentischen Wohnungsmärkten in deutschen Hochschulstädten ist im vergangenen Jahr noch einmal gewachsen. Zum einen ist seit dem Ende der Corona-Maßnahmen die Zuwanderung wieder gestiegen, zum anderen ist Wohneigentum seit der Zinswende für immer mehr Menschen nicht bezahlbar, weshalb sie ebenfalls um die kleinen Mietwohnungen konkurrieren.

In der Folge verzeichnet der MLP Studentenwohnreport 2023, den der Finanzdienstleister in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am 28. September vorgestellt hat, in allen 38 analysierten Hochschulstandorten deutliche Preissteigerungen – im Schnitt waren es 6,2 Prozent im vergangenen Jahr; im Jahr 2021 lag der Preisanstieg bei 5,9 Prozent. Doch nicht nur die Kaltmieten sind teurer geworden: Wegen der Energiepreise haben sich auch die Wohnnebenkosten extrem erhöht.

Plus bei den Mieten für Studenten: Spitzenreiter ist Heidelberg

Die durchschnittlichen Kaltmieten – bereinigt um Qualität und Lage ("Studentenwohnpreisindex") – sind damit das zweite Jahr in Folge teurer geworden. Spitzenreiter bei den diesjährigen Steigerungen waren Heidelberg (acht Prozent), Oldenburg (6,8 Prozent) und Berlin (6,4 Prozent). Die geringsten Preiserhöhungen gab es in Chemnitz (ein Prozent), Jena (1,6 Prozent) und Regensburg (2,2 Prozent).

Während der Corona-Pandemie waren die Mieten in etlichen Städten noch gesunken – dieser positive Effekt ist laut MLP längst verpufft. Grund ist unter anderem ein geschrumpftes Wohnangebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage. Nur in Chemnitz wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr Wohnungen und WG-Zimmer inseriert. Alle anderen Standorte verzeichneten Rückgänge.

Heizkosten und Abschläge steigen, Einkommen sinken

Nicht nur die Kaltmieten haben zugelegt, sondern auch die Heizkosten. Durchschnittlich stiegen die Abschläge für Heizkosten seit Anfang 2022 um 43 Prozent. Besonders hoch sind die gesamten monatlichen Abschlagszahlungen – die umfassen neben den Heizkosten auch kalte Nebenkosten wie Hausmeisterdienst und kommunale Gebühren – in Frankfurt am Main und Tübingen mit vier Euro je Quadratmeter, in Chemnitz betragen sie hingegen weniger als 2,60 Euro.

Die Politik hat auf diese Entwicklung mit Heizkostenzuschüssen und einer Einmalzahlung reagiert – allerdings handelt es sich hierbei nur um eine temporäre Entlastung.

Auch das Median-Einkommen der Studierenden kann mit den Kostenentwicklungen nicht Schritt halten – vielmehr stagnierte es in den vergangenen Jahren (2021: 988 Euro; 2018: 990 Euro).

"Die Lebenswege junger Menschen sind zunehmend von finanziellen Beschränkungen geprägt – vor allem durch verteuerte Wohnkosten. Diese beeinflussen mitunter auch die Wahl des Studienfachs oder die Frage, ob sie überhaupt ein Studium beginnen sollten", kommentiert Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandschef der MLP SE, die Entwicklungen: "Dabei können wir es uns in Zeiten großer Transformationen schlicht nicht leisten, unser akademisches Potenzial nicht voll auszuschöpfen."

Frankfurt löst München als teuerster Studienort ab

Frankfurt am Main hat im MLP-Report 2023 München als teuersten Studienort abgelöst – allerdings knapp. Studentische Musterwohnungen kosten dort aktuell 696 Euro beziehungsweise 695 Euro pro Monat. Dahinter folgen Stuttgart (616 Euro) und Bonn (598 Euro). Am günstigsten wohnen Studierende in den ostdeutschen Städten Magdeburg (282 Euro) und Chemnitz (294 Euro). Es handelt sich hier um Warmmieten. Dafür wurden erstmals standortspezifische Wohnnebenkosten ermittelt und in die Berechnung miteinbezogen (in den Reports der Vorjahre pauschal mit 20 Prozent angesetzt).

Für die studentische Musterwohnung wurden außerdem bei einer "normalen" Ausstattung eine Wohnfläche von 30 Quadratmetern und eine Lage in direkter Umgebung zur nächstgelegenen Hochschule unterstellt.

Bafög-Wohnzuschlag reicht nur noch in zwei Städten

Für den Bafög-Wohnzuschlag von maximal 360 Euro können sich Studierende nur noch in Chemnitz und Magdeburg eine Musterwohnung leisten. Im Extrembeispiel München gibt es dafür gerade einmal eine Wohnung mit 14 Quadratmetern (Median-Kaltmiete). "Angesichts der derzeit einbrechenden Bautätigkeit wird sich die Situation in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Umso wichtiger ist es, nun mit einem schnellen und beherzten Maßnahmenpaket gegenzusteuern", erklärte IW-Immobilienexperte Prof. Dr. Michael Voigtländer.

Dazu gehörten neben steuerlichen Anreizen auch vermehrte Baulandausweisungen und eine Entbürokratisierung der Baunormen und Genehmigungsverfahren, so Voigtländer: "Insbesondere für den Bau kleiner und günstigerer Wohnungen wären einfachere Vorgaben entscheidend."

MLP Studentenwohnreport 2023 (Download)

Über den MLP Studentenwohnreport

Der MLP Studentenwohnreport wird seit 2019 jährlich gemeinsam vom Finanzdienstleister MLP und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln herausgegeben. Die IW-Immobilienexperten haben dafür Daten zum Mietmarkt für studentisches Wohnen analysiert. MLP berät Kunden im oder kurz nach dem Studium. Diese Erfahrungen und die Expertise in der Standortanalyse bei Immobilien sind in den Report eingeflossen. Die analysierten Daten werden von der Value AG bereitgestellt.


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Schlagworte zum Thema:  Student, Wohnimmobilien, Miete, Wohnungsmarkt