Bürokratieabbau kann drei Prozent der Baukosten sparen
Seit dem Ende des Immobilienbooms geht es in der Branche abwärts, vor allem beim Bau dringend benötigter Wohnungen stockt es. Die Trendwende lässt weiter auf sich warten, wie die aktuelle Hochbauprognose der Strategie- und Transaktionsberatung EY-Parthenon zeigt. Erwartet hatten die Bauexperten in der Vorjahresumfrage noch ein zügiges Wachstum ab 2026. Das wurde korrigiert.
Nach dem unerwartet deutlichen Rückgang des Wohnungsbaus im Jahr 2024 werden sich die positiven Effekte – wie der geringere Preisanstieg und die leicht sinkenden Zinsen – erst 2026 zu einem moderaten Wachstum der Bautätigkeit führen.
Investitionsoffensive für Wohnungsbau kontraproduktiv?
Die unsichere wirtschaftliche Lage und das Ende der Ampel-Koalition haben im Jahr 2024 zu einer deutlichen Zurückhaltung geführt. Auch 2025 wird – bei Neubau und Renovierung – noch ein Übergangsjahr sein, prognostizieren die Bauexperten in der Studie: EY-Parthenon rechnet mit einem Rückgang des Hochbaus von 0,8 Prozent. Private Bauherren und Investoren zeigen sich demnach durch die volatilen Finanzierungsbedingungen und das hohe Niveau bei den Baukosten verunsichert und schieben ihre Pläne auf.
"Aktuell treffen das schrittweise besser werdende Marktumfeld auf eine nach wie vor hohe Nachfrage nach Wohnraum", so Volkmar Schott, Partner bei EY-Parthenon. Die Trendwende zu positivem Wachstum zeichne sich jedoch ab: 2026 wird ein leichtes Wachstum von 1,2 Prozent erwartet, das 2027 auf 1,5 Prozent steigen dürfte. Renovierungen werden dabei schwächer anlaufen als der Neubau.
Das stabilere Bauzinsniveau und der positivere Konjunkturausblick für 2026 erhöhen laut Schott die Sicherheit für Unternehmen und private Bauherren: "Und auch die Impulse der neuen Bundesregierung könnten sich positiv auf den öffentlichen Bau auswirken." Allerdings besteht das Risiko, dass die angekündigten Infrastrukturinvestitionen für den Hochbau eher kontraproduktiv sein könnten, so der Berater, da sie die Bauzinsen erhöhen und Arbeitskräfte von der Hochbaubranche abziehen könnten.
Bürokratieabbau: Kostensenkung für den Wohnungsbau
Die Baugenehmigungen sind im vergangenen Jahr insgesamt um elf Prozent auf 47 Millionen Quadratmeter gesunken. Im gewerblichen Wohnungsbau lag das Minus bei 22 Prozent, im privaten Wohnungsbau bei 15 Prozent. Diese Entwicklung lässt laut EY-Parthenon eine reduzierte Bautätigkeit auch in den Folgejahren erwarten.
Bauen ist in Deutschland vergleichsweise teuer. Die Baupreise bleiben auf sehr hohem Niveau weiter eine Herausforderung für neue Bauprojekte, auch wenn sich der Preisanstieg etwas zu normalisieren scheint. So zeigt das erste Quartal 2025 ein Plus von eher moderaten 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Laut der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) belaufen sich die Herstellungskosten eines Quadratmeters Wohnfläche in deutschen Großstädten auf rund 4.500 Euro.
Dabei machen Bürokratiekosten einen substanziellen Teil von bis zu 15 Prozent aus. Insgesamt hat EY-Parthenon im Bausektor hier ein Einsparpotenzial in Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro identifiziert. Die größten Hebel sehen die Berater in der Standardisierung von Regelungen, bei prozessualer und inhaltlicher Vereinfachung, sowie bei der Beschleunigung und Digitalisierung bürokratischer Prozesse. Durch die in der Hochbaustudie aufgeführten Maßnahmen ließen sich rund 15 bis 20 Prozent der Bürokratiekosten einsparen, was die gesamten Baukosten um drei Prozent reduzieren würde.
"Neben dem reinen Einsparpotenzial trägt Bürokratieabbau dazu bei, die Verfahren zu beschleunigen, und die Frustration bei Bauherren und Bauunternehmen zu vermindern. Das wird sicher auch die Produktivität weiter steigern", sagt Dr. Björn Reineke, Partner bei EY-Parthenon abschließend.
EY-Parthenon Hochbauprognose 2025 (Download)
Das könnte Sie auch interessieren:
Baustarts von Wohnungen sinken um 85 Prozent
Rekordetat für Wohnungsbau: Der Branche reicht das nicht
Der Wohnungsbau-Boom bleibt noch aus, aber es geht aufwärts
Wissenschaftler: Mehr Wohnungsbau geht nur mit neuen Flächen
-
Notarvertrag muss 14 Tage vor Beurkundung vorliegen
384
-
Befristetes "Umwandlungsverbot" bis Ende 2030 verlängert
145
-
Mietrenditen-Ranking für Wohnimmobilien: Diese Städte führen
111
-
Provision bei Vorkenntnis des Käufers? Es kommt darauf an!
73
-
Immobilienprüfung mit ChatGPT – was ist möglich?
67
-
Bei den Preisen für neue Häuser ist noch Luft nach oben
34
-
Wohnnebenkosten: Warum die Warmmieten weiter steigen
30
-
In diesen Städten sind Immobilienblasen noch Thema
292
-
Baunebenkosten in Deutschland am höchsten
27
-
Ein- und Zweifamilienhäuser häufiger zwangsversteigert
27
-
Erholung der Immobilienwirtschaft auf wackligen Beinen
19.12.2025
-
Eigenkapitalbedarf zentrale Hürde für Wohnungskauf
17.12.20251
-
Vermietbare Wohnungen: Leerstand in Großstädten gegen null
17.12.20251
-
Bau von Mehrfamilienhäusern: Grundstücke sind der Engpass
15.12.2025
-
Bei den Preisen für neue Häuser ist noch Luft nach oben
09.12.2025
-
Immobilienmarkt & Co.: Diese Städte schneiden am besten ab
05.12.2025
-
Wo die neue Grundsteuer das Wohnen teurer macht
04.12.2025
-
Potenzial bei Wohnungsmieten in ostdeutschen Städten
03.12.2025
-
Betriebskosten in Büro: Flight to quality ohne Vorteil
02.12.2025
-
Starkes Plus bei Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser
18.11.2025