Starkes Plus bei Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser
Genehmigt wurde im September 2025 in Deutschland der Bau von 24.400 Wohnungen, 59,8 Prozent (plus 9.100 Baugenehmigungen) mehr als im September 2024, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 18. November mitteilte.
Die Behörde erklärt den großen Anstieg damit, dass im September 2024 mit 15.300 genehmigten Wohnungen der niedrigste Monatswert seit Januar 2012 verzeichnet worden war.
Die Zahl der genehmigten Wohnungen im Neubau stieg im betrachteten Zeitraum um 80,1 Prozent (9.300) auf 20.900 Einheiten. Wohnungen, die durch den Umbau bestehender Gebäude entstehen, wurden gegenüber dem Vorjahresmonat seltener genehmigt: Die Zahl ging um 4,9 Prozent (minus 180) auf 3.500 Einheiten zurück.
Schon im Juli und August war die Zahl der Baugenehmigungen stark gestiegen.
Mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt
Im Zeitraum von Januar bis September 2025 wurden laut Bundesstatistik 175.600 Wohnungen in neuen und bereits bestehenden Gebäuden genehmigt. Das waren 11,7 Prozent (18.400 Wohnungen) mehr als in den ersten neun Monaten 2024.
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden in diesem Zeitraum 142.600 Wohnungen genehmigt. Das ist ein Plus von 14,2 Prozent oder 17.800 Neubauwohnungen – darunter sind Einfamilienhäuser weiter stark vertreten mit einem Anstieg von 17,4 Prozent (plus 4.900) auf 33.300. Aber auch für Mehrfamilienhäuser, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, gibt es positive Nachrichten: Die Bauaufsichtsbehörden genehmigten in diesem Segment 93.100 Neubauwohnungen, was einem Plus von 13 Prozent (plus 10.700) entspricht.
Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen leicht um 2,8 Prozent (minus 270) auf 9.500.Die Zahl der genehmigten Wohnungen in Wohnheimen stieg hingegen um 55,9 Prozent (plus 2.400) auf 6.700 Wohnungen.
Bauministerin: Discounter und Reihenhäuser aufstocken
Bauministerin Verena Hubertz (SPD) will Supermarkt- und Discounterketten vom Wohnungsbau über den Läden überzeugen. "Ich appelliere an Lidl, Aldi und Co., dass man nicht nur sagt: Mein Interesse ist ein schönes Dach", sagte die SPD-Politikerin dem "Politico Berlin Playbook"-Podcast. Supermarktdächer müssten stärker für Wohnraum genutzt werden. "Man kann auch cross-sellen – dafür kriegt Lidl Miete", so Hubertz.
Hubertz äußerte zudem den Wunsch, dass Wohnraum in ungenutzten Gewerbeimmobilien und in Städten wie Berlin auf Reihenhäuser entsteht. Schon im Jahr 2019 hatte eine Untersuchung des Pestel Instituts ergeben, dass durch kluges Aufstocken, die Umwidmung leerstehender Gebäude und von Parkplätzen mehr als 1,2 Millionen Wohnungen gebaut werden könnten. Architekten weisen jedoch darauf hin, dass etwa eingeschossige Supermärkte häufig nicht aufgestockt werden könnten, sondern ein Neubau notwendig wäre.
In neuen Nichtwohngebäuden wurden laut Destatis von Januar bis September 2025 jedenfalls nur 3.100 Wohnungen (minus 520) genehmigt, das ist ein Minus von 14,5 Prozent: Hierunter fallen zum Beispiel Wohnungen in Innenstadtlagen über Gewerbeflächen. In bestehenden Wohn- und Nichtwohngebäuden gab es ein minimales Plus von 3,9 Prozent auf 29.900 Einheiten, also 1.100 Wohnungen mehr als in den den ersten neun Monaten 2024.
Baugenehmigungen: Immobilienbranche zu den Zahlen
"Erfreulich ist, dass der Zuwachs nun auch bei den für den Wohnungsbau besonders relevanten Mehrfamilienhäusern zu verzeichnen ist", kommentierte Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), die jüngsten Destatis-Zahlen.
Nach dem Bauturbo und der Wiederaufnahme der EH55-Förderung gelte es nun, den Reformkurs mit der geplanten großen Novelle des Baugesetzbuchs (BauGB) fortzusetzen. "Das aktuelle Planungsrecht ist veraltet – wir brauchen moderne Planungs- und Bauvorschriften, die den Wohnungsbau weiter beschleunigen und bezahlbar machen. Nur so können wir die dringend benötigte Dynamik erreichen."
Die neuen Zahlen zeigten deutlich, dass es nun endlich aufwärts gehe, sagte Bauministerin Hubertz. "Damit aus Planungen auch gebaute Häuser werden, fördern wir ab Mitte Dezember das Abschmelzen des Bauüberhangs mit 800 Millionen Euro. Bauherren, die ein genehmigtes Bauprojekt in der Schublade haben, können mit Förderzusage direkt loslegen."
Dirk Wohltorf, Präsident beim Immobilienverband Deutschland (IVD), erklärte: "Der Schein trügt: Genehmigt ist in Deutschland nicht gleichbedeutend mit fertiggestellt. Trotz des leichten Anstiegs der Baugenehmigungen stecken wir weiter in einem Tal historisch niedriger Baufertigstellungen. Damit der Wohnungsbau endlich wieder in Gang kommt, muss der Bauturbo jetzt aus dem Politik-Marketing in den Umsetzungsmodus wechseln."
Die Zahlen des Statistischen Bundesamts sind ein wichtiger Indikator: Was heute nicht genehmigt wird, wird später nicht gebaut. Der Wohnungsbau steckt nach einem Zinsanstieg und wegen hoher Baukosten in der Krise. Im Jahr 2024 wurden nur 251.900 Wohnungen in Deutschland fertiggestellt, so wenig wie seit 2015 nicht mehr. "Wir arbeiten uns von einem sehr niedrigen Niveau nach oben", so Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW. Damit aus der Stabilisierung tatsächlicher Fortschritt entstehe, braucht es jetzt verlässliche Rahmenbedingungen, wirtschaftliche Förderung und eine echte Beschleunigung beim Planen und Bauen.
Die Ampel-Regierung hat ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen nie erreicht. Die amtierende Bundesregierung will mit dem Bauturbo-Gesetz über schnellere Genehmigungen den Wohnungsbau voranbringen.
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