Wohnen bleibt der größte Kostentreiber

Miete, Strom, Gas – die teuersten deutschen Städte


Miete, Strom, Gas – die teuersten deutschen Städte

Der stärkste Treiber der regionalen Preisunterschiede für das tägliche Leben in Deutschland sind die Wohnkosten. Welche der 400 Kreise und kreisfreien Städte den Rahmen sprengen und wo es günstiger ist, zeigt eine neue Studie.

Das Leben in den sieben größten deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart bleibt teuer. Im Jahresdurchschnitt 2024 lagen die Lebenshaltungskosten hier rund elf Prozent über dem Bundesniveau, wie der Regionale Preisindex (RPI) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt.

In den Großstädten sorgen die hohe Nachfrage und überdurchschnittliche Einkommen weiterhin für ein erhöhtes Preisniveau. Dagegen wirken in den ländlichen Räumen eine geringere Nachfrage, Abwanderungstendenzen und niedrigere Einkommen dämpfend auf die Preise. Bei den Preissteigerungen durch die Inflation waren alle Regionen betroffen.

Hohe Einkommen, hohe Preise

München lag im vergangenen Jahr an der Spitze: Hier werden knapp 24 Prozent mehr fürs Leben fällig als im Bundesschnitt. Auch das Umland der bayrischen Hauptstadt ist teuer. Besonders kostspielig sind laut Studie auch die baden-württembergischen Universitätsstädte Freiburg (13,4 Prozent über Bundesniveau) und Heidelberg (plus zehn Prozent).

Am günstigsten sind die dünn besiedelten Regionen, etwa der Vogtlandkreis in Sachsen, wo die Verbraucherpreise mehr als zehn Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Das gilt zum Beispiel auch für die Landkreise Lüchow-Dannenberg, Holzminden oder Northeim in Niedersachsen. Wo viele Menschen wegziehen, fallen auch die Mieten, erklären die Autoren des Berichts, auf dem Land sei es günstiger.

Wohnen treibt Lebenshaltungskosten

Die Preisunterschiede sind vor allem aufs Wohnen zurückzuführen. Die Position "Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe" lag im vergangenen Jahr in den sieben größten Städten 37 Prozent über dem Mittelwert – während die Wohnungsmieten knapp 50 Prozent höher ausfielen und die Nebenkosten 22 Prozent über dem Bundesschnitt lagen.

In ländlichen Räumen zeigt sich das Gegenteil: Wo viele Menschen wegziehen, sind die Mieten und die Nebenkosten bis zu einem Drittel unter dem deutschen Durchschnitt – das macht das Leben dort insgesamt deutlich günstiger. Günstiger ist es oft für Einwohner, die einen alten Mietvertrag haben.

"Gelingt es den Kommunen, den Wohnungsbau zu forcieren, können sie das Leben in ihren Städten insgesamt bezahlbarer gestalten", sagt IW-Forscher Ralph Henger. Sonst dürften in den kommenden Jahren die Mieten weiter steigen, vor allem in den Großstädten, wo die
Wohnungsmärkte weiter angespannt sind.

Regionaler Preisindex von IW und BBSR

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erstellt den Regionalen Preisindex mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Der Index vergleicht die Wohn- und Lebenshaltungskosten – darunter Mieten, Strom, Gas und Lebensmittel – in allen 400 Kreisen und kreisfreien Städten Deutschlands. Er basiert auf automatisierten Big-Data-Analysen frei zugänglicher Internetportale, von Rewe bis zu Verivox.

Regionaler Preisindex 2024: Kurzbericht und interaktive Karte

Strom in Grundversorgung ab 2026 günstiger?

Viele Verbraucher mit Grundversorgungstarifen müssen ab Januar 2026 deutlich weniger für Strom und Gas bezahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung durch das Vergleichsportal Verivox.

Regionale Grundversorger haben zum Jahreswechsel bislang 113 Preissenkungen von durchschnittlich neun Prozent angekündigt. Bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden würde das einer Entlastung von rund 161 Euro pro Jahr entsprechen. Von den Preissenkungen können laut Verivox rund 2,2 Millionen Haushalte in Deutschland profitieren. Doch es gibt nicht nur Senkungen: Zum Jahreswechsel registrierte das Portal auch vier Strompreiserhöhungen um durchschnittlich ein Prozent.

"Der staatliche Zuschuss zu den Stromnetzentgelten sorgt für niedrigere Strompreise für viele Haushalte", erklärte Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. Allerdings komme die Entlastung nicht bei allen Menschen an, da die Stromnetzgebühren nicht überall sinken und die Versorger sie nicht direkt an die Kunden weitergeben müssen.

So ändern sich die Gaspreise bei Grundversorgern

Verivox registrierte bislang 69 Gaspreissenkungen bei Grundversorgern, im Schnitt um sieben Prozent. Nach einer Hochrechnung des Portals profitieren davon mehr als 700.000 Haushalte. Die Heizkosten sinken laut Storck für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von
20.000 Kilowattstunden um rund 183 Euro pro Jahr. Zehn Versorger haben Erhöhungen um durchschnittlich sechs Prozent angekündigt. 

Die derzeit stabilen Großhandelspreise für Gas böten den Gasversorgern, die derzeit noch sehr hohe Preise hätten, Spielraum für Preissenkungen, erklärte der Experte. "Zwar wird im kommenden Jahr die Nutzung der Gasnetze teurer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage gleicht diese Mehrkosten jedoch rechnerisch wieder aus."


Das könnte Sie auch interessieren:

Hohe Mieten treiben Fachkräfte aus den Großstädten

Wahlsieg mit Mietenstopp: Was New York City erwartet

In diesen Städten zahlen Studenten die höchsten Mieten

Mieten, Wohngeld, Eigentum: Bericht zur Lage der Nation

dpa

0 Kommentare
Das Eingabefeld enthält noch keinen Text oder nicht erlaubte Sonderzeichen. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingabe, um den Kommentar veröffentlichen zu können.
Noch keine Kommentare - teilen Sie Ihre Sicht und starten Sie die Diskussion