Tag der Wohnungswirtschaft 2025

Maßnahmen gegen eine dysfunktionale Wohnungspolitik


GdW: Maßnahmen gegen eine dysfunktionale Wohnungspolitik

"Die deutsche Wohnungspolitik muss sich ins Machen und Gelingen verlieben", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko auf dem Tag der Wohnungswirtschaft in Berlin – diese Maßnahmen schlägt der Verband vor.

Strukturkrise, historisch hohe Baukosten und der stockende Wohnungsbau werden zum systemischen Risiko für Wirtschaft und Gesellschaft und zwingen zu einem radikalen Umdenken auf allen staatlichen Ebenen. "Wir erleben eine schleichende Aushöhlung des Menschenrechts auf Wohnen – durch Unterlassung, Trägheit und Wahrnehmungsverweigerung", sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko beim Tag der Wohnungswirtschaft 2025 am 25. November in Berlin. Die Politik müsse jetzt handeln.

Bei der Jahreshauptversammlung des Spitzenverbands wurde auch der neueste Praxisbericht der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) vorgelegt: Der gibt seit fünf Jahren einen Einblick in die Praxis von Unternehmen und Verbänden und zeigt auf, wie weit sich die Branche in Richtung Klimaneutralität weiterbewegt hat.

Abwägungsvorrang, klare Regeln, neue Förderlogik

Diese fünf zentralen Maßnahmen schlägt der GdW vor:

  1. Abwägungsvorrang für das Wohnen – "Fast Lane" für Wohnungsbau: Wie bereits für Windkraft, Photovoltaik, Ladeinfrastruktur und Glasfaser braucht es nun endlich auch für den Wohnungsbau einen klaren Vorrang in Abwägungsentscheidungen. "Ist das Menschenrecht auf Wohnen weniger wert als schnelles Internet?", fragte Gedaschko in Richtung Bundesregierung.
  2. Bürokratieabbau, vereinheitlichte Genehmigungen, schnellere Digitalisierung: 400 verschiedene Auslegungen der Bauvorschriften in Städten und Landkreisen sind ein "bürokratischer Flickenteppich". Der GdW fordert bundeseinheitliche digitale Standards, idealerweise unter Nutzung von KI.
  3. Gebäudetyp E und Rechtsvereinfachungen beschleunigen: Der GdW begrüßt die vorliegenden Eckpunkte zu Gebäudetyp E, kritisiert aber das schleppende Tempo. "Ein halbes Jahr Eckpunkte und ein komplettes Jahr Gesetzgebung sind das Gegenteil der benötigten Deutschlandgeschwindigkeit", so Gedaschko.
  4. Reform der Förderpolitik – weg vom Effizienzfetisch, hin zu CO2-Wirksamkeit: Die aktuelle Förderlogik ist teuer, ineffizient und sozial unausgewogen. Mehr als 90 Prozent der Effizienzhaus-Fördermittel gingen in der Vergangenheit an Haushalte mit überdurchschnittlichen Einkommen. Die CO2-Vermeidungskosten sind "europaweit Spitzenklasse – aber im negativen Sinn", erklärte Gedaschko. Der GdW fordert eine Förderung nach den Prinzipien eines Kosten-Nutzen-optimierten Praxispfades, die pro Euro möglichst viel CO2 einspart.
  5. Soziale Wohnraumförderung allein reicht nicht: Trotz Rekordmitteln von 3,5 Milliarden Euro für 2025 können damit nur 40.000 bis 45.000 Wohnungen gebaut werden. "Das Problem ist nicht zu wenig Förderung, sondern ein dysfunktionales System", sagte Gedaschko. Der GdW fordert eine grundlegende Neuausrichtung des gesamten wohnungswirtschaftlichen Ordnungsrahmens. Nur wenn geförderter und frei finanzierter Wohnungsbau wieder gleichermaßen wirtschaftlich darstellbar sind, kann die Wohnungsbaukrise dem GdW zufolge nachhaltig überwunden werden.

GdW-Präsident Gedaschko kritisierte in seiner Grundsatzrede außerden die politischen Diskussionen über Enteignungen oder Mietendeckel. Dadurch würden das Vertrauen und die Investitionsbereitschaft zerstört. Er warnte auch vor einer teils vorherrschenden gefährlichen Wahrnehmungsverweigerung bei Wohnraumbedarf, Demografie und Zuwanderung: "Die deutsche Wohnungspolitik muss sich ins Machen und Gelingen verlieben."

Grundsatzrede von GdW-Präsident Axel Gedaschko (PDF)

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Wohnungsunternehmen und Klimaziele: IW.2050-Bericht

Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen unterstützen weiterhin die Klimaziele der Bundesregierung. Der Fokus der Investments liegt den Angaben zufolge auf Maßnahmen mit optimaler Wirkung auf die CO2-Reduktion.

Der 5. Praxisbericht der Initiative Wohnen.2050 (IW.2050) – derzeit sind 252 Partner mit insgesamt rund 2,2 Millionen Wohneinheiten beteiligt– enthält auf 177 Seiten Zahlen, Daten und Fakten aus aktuellen Umfragen und umfasst Klimastrategien, Projekte, Erfahrungsberichte, Meinungen und Einschätzungen. Auch Wissenschaftler, Politiker und Verbände kommen zu Wort. Der Vorstandsvorsitzende der Initiative, GdW-Präsident Gedaschko, und sein Stellvertreter, der leitende Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), Dr. Thomas Hain, haben das Konzept in einem Interview erklärt.

Der aktuelle Bericht reflektiert die schwierigen Rahmenbedingungen für die Wohnungswirtschaft: Demnach reduzieren knapp ein Viertel der Unternehmen die Investitionen in klimaneutralen Wohnungsneubau aufgrund unsicherer Fördersituationen, hoher Baukosten und gestiegener Zinsen. Auch die fehlende Einbindung in den Prozess der kommunale Wärmeplanung sorgt bei vielen Wohnungsunternehmen für Unsicherheit.

Der Praxisbericht wird vom GdW in den Fachministerien und im Bundestag verteilt.

Zum Praxisbericht 2025/2026 der Initiative Wohnen.2050 (Download)


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