Habecks Abschlussbilanz: grüner als die CO2-Daten

Als Kanzlerkandidat der Grünen hat Robert Habeck ein enttäuschendes Wahlergebnis eingefahren, als Klimaschutzminister ist er voraussichtlich nur noch wenige Wochen im Amt – und er sieht sein klimapolitisches Erbe in Gefahr. In Berlin nutzte er die vom Umweltbundesamt (UBA) vorgestellten vorläufigen CO2-Emissionsdaten zu einer Abschlussbilanz. Habecks Botschaft: Er hat geliefert.
Gebäudesektor: Trendwende trotz Zielverfehlung?
Der Minister sieht Deutschland bei den Klimazielen auf Kurs. Die vergangenen drei Jahre würden wahrscheinlich als "Wendepunkt" der deutschen Klimapolitik wahrgenommen werden, so Habeck. Das sei durch Kärrnerarbeit des Ministeriums erreicht worden. Er verwies unter anderem auf große Fortschritte beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Stromnetze.
Im Gebäudesektor sieht Habeck eine Trendumkehr. Hintergrund sei das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das den schrittweisen Heizungstausch vorsieht. Das UBA kommt zu dem Schluss: Im Gebäudesektor wurden die Emissionsvorgaben nicht eingehalten.
Umweltbundesamt: 65-Prozent-Ziel in greifbarer Nähe
Laut UBA sanken die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland im vergangenen Jahr gegenüber 2023 um 3,4 Prozent auf 649 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in CO2 umgerechnet. Die gesetzlich erlaubte, angepasste Jahresemissionsgesamtmenge von 693,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten werde recht deutlich unterschritten. Die Projektionsdaten zeigten, dass das Ziel, die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu mindern, in greifbarer Nähe sei.
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gespeichert werden können. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Mit den jetzigen Maßnahmen erreiche Deutschland bis zum Jahr 2040 eine Minderung der Emissionen um rund 80 Prozent gegenüber 1990, das gesetzliche Ziel sehe aber eine Minderung von mindestens 88 Prozent vor, so das Umweltbundesamt.
Große Koalition: Amateurliga in Klimazielen?
Habeck appellierte an die mögliche neue Bundesregierung aus Union und SPD, den Klimakurs fortzusetzen. Sie hätten in der Vergangenheit aber nicht bewiesen, dass sie bereit seien, mutige Schritte nach vorn zu gehen. "Also, große Koalition war Weltmeister in Ziele herausposaunen und Amateurliga in der Umsetzung der Ziele", sagte er weiter.
Als Habeck Ende 2021 Minister geworden sei, habe er eine Klimaschutzlücke von 1.200 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 geerbt, sagte Habeck. Mit neuen Projektionsdaten habe man bis 2030 sogar einen Puffer von 80 Millionen Tonnen.
Im Januar 2022 nahm Habeck, frisch im Amt, eine Eröffnungsbilanz vor und brachte eine große Grafik mit. Die zeigte, wie weit Deutschland von seinen Klimazielen entfernt ist. Die Kernaussage damals: "Wir müssen dreimal besser sein in allen Bereichen." Die Aufgabe beim Klimaschutz sei "gigantisch" – aber: "Wir können das schaffen", so Habeck. Nun zeigte der Noch-Vizekanzler erneut eine Grafik, dieses Mal mit der Botschaft: Die Lücke zu den Klimazielen ist wesentlich kleiner geworden.
Emissionsdaten: Berechnungen 2024 und 2025
Die Emissionsdaten für das Jahr 2024 stellen die gegenwärtig bestmögliche Berechnung dar. Sie sind aufgrund der zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt vorliegenden statistischen Berechnungsgrundlagen mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden. Darauf weist das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hin.
Die Berechnungen leiten sich aus einem System von Modellrechnungen und Trendfortschreibungen der im Januar 2025 veröffentlichten detaillierten Inventare der THG-Emissionen des Jahres 2023 ab. Die vollständigen, offiziellen und detaillierten Inventardaten zu den THG-Emissionen in Deutschland für 2024 wird das Umweltbundesamt (UBA) im Januar 2026 vorlegen.
Zu den zentralen Ergebnissen der Projektionsdaten 2025 hat das UBA am 17.3.2025 ein Kurzpapier veröffentlicht.
Kurzpapier "Treibhausgas-Projektionen 2025 – Ergebnisse Kompakt"
Umweltverband fordert energetische Sanierungsoffensive
"Die guten Zahlen für das vergangene Jahr dürfen niemanden täuschen: Ohne weitere Schritte verpasst Deutschland seine langfristigen Klimaziele", sagte Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann. Der ermutigende Ausbau der erneuerbaren Energien könne fehlende Fortschritte im Verkehr und bei Gebäuden nicht auf Dauer ausgleichen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte von der neuen Koalition unter anderem eine energetische Sanierungsoffensive. "Union und SPD müssen jetzt die Weichen für echten Klimaschutz stellen", sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: "Sonst werden wir sie vor dem Bundesverwaltungsgericht dazu zwingen."
Seine Geschäftsführungskollegin Barbara Metz sieht die prognostizierte Zielverfehlung im Gebäudebereich vor allem als Folge eines Investitionsrückstaus bei der Sanierung des Gebäudebestands und findet, dass die Sanierungsförderung ins Sondervermögen gehöre. "Auch bei Wohngebäuden ist die energetische und sozialverträgliche Sanierung der effektivste Hebel zur Reduzierung von Energieverbrauch und Emissionen. Die Bundesregierung muss nun schnell handeln", so Metz.
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