GdW-Bilanz: Um den bezahlbaren Wohnungsbau steht es schlecht

Knapp 20 Milliarden Euro hat die Wohnungswirtschaft laut GdW vergangenes Jahr in den Neubau und die Bewirtschaftung günstiger Mietwohnungen gesteckt – eine neue Rekordsumme. Doch die Unternehmen warnen: Das Geschäftsklima habe sich stark eingetrübt und gefährde den bezahlbaren Wohnungsbau.

Der Präsident des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen sieht für die Zukunft des bezahlbaren Wohnens dunkle Wolken aufziehen: Das Geschäftsklima der Unternehmen habe sich mit einem Minus von 3,3 Indexpunkten so stark eingetrübt wie seit der Finanzkrise 2008 und 2009 nicht mehr, sagte Axel Gedaschko bei Vorstellung der Jahresbilanz. Grund seien immer weitere Beschränkungen, Mietregulierungen und Verteuerungen alleine die Bauwerkskosten seien seit der Jahrtausendwende um 80 Prozent gestiegen.

Rekordinvestitionen in günstige Mieten

Dabei hat die Wohnungswirtschaft dem GdW zufolge mit 19,4 Milliarden Euro im Jahr 2020 acht Prozent mehr als im Vorjahr in den Neubau und die Bewirtschaftung bezahlbarer Wohnungen investiert. Gleichzeitig dämpften die Wohnungsunternehmen mit einer Durchschnittsmiete von 5,98 Euro pro Quadratmeter bundesweit die Mietenentwicklung, so Gedaschko.

Rund neun Milliarden Euro, etwa 13,5 Prozent mehr als im Vorjahr, haben die GdW-Unternehmen vergangenes Jahr in den Wohnungsneubau investiert. Dabei sind laut Bilanz mehr als 32.000 Wohnungen entstanden, vier Prozent mehr als 2019. Insgesamt haben die Unternehmen damit 33 Prozent aller neuen Mietwohnungen in Deutschland gebaut. "Sie konnten 2020 aber rund zehn Prozent weniger Wohnungen fertigstellen als sie 2019 geplant hatten", bedauerte Gedaschko.

Bundesweit wurden im Vorjahr von den jährlich benötigten 320.000 neuen Wohnungen 306.000 und damit 96 Prozent des eigentlichen Bedarfs fertiggestellt.

Viel zu wenige bezahlbare Wohnungen

"Diese auf den ersten Blick positive Zahl darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viel zu wenige bezahlbare und Sozialwohnungen entstanden sind", warnte Gedaschko. Statt der benötigten 140.000 günstigen Mietwohnungen seien 2020 nur rund 85.000 gebaut worden – also lediglich 61 Prozent des eigentlichen Bedarfs. Im geförderten sozialen Wohnungsbau wurden laut Gedaschko sogar nur rund ein Drittel (38 Prozent) der benötigten Wohnungen errichtet.

Dazu kommt, so heißt es in der Bilanz, dass die Zahl der preisgebundenen Sozialwohnungen immer weiter sinkt. Waren im Jahr 2002 noch rund 2,6 Millionen Wohnungen mit Preisbindung am Markt, hat sich diese Zahl bis heute bundesweit auf etwa eine Million solcher Wohnungen mehr als halbiert. Bei den GdW-Unternehmen gab es im vergangenen Jahr noch 700.000 Wohnungen mit Mietpreis- oder Belegungsbindung.

"Länder und Kommunen müssen deutlich mehr Belegungsrechte für Sozialwohnungen ankaufen, denn sie bedeuten eine schnelle Soforthilfe", sagt Gedaschko. Zusätzlich sollten die Mittel für die soziale Wohnraumförderung auf bundesweit mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr erhöht und von Bund und Ländern kofinanziert werden.

GdW: Diskussion um Mieten versachlichen

Der GdW-Chef plädierte zudem dafür, dass die Diskussionen um die Mieten in Deutschland versachlicht werden sollten. Insgesamt zahlen dem Verband zufolge rund 11,5 Millionen Haushalte, das seien 60 Prozent aller Mieter, derzeit eine Nettokaltmiete von weniger als sieben Euro pro Quadratmeter. Von "Mietenwahn" könne hier keine Rede sein, so Gedaschko.

Die angespannten Wohnungsmärkte in den Hotspots gelte es durch mehr bezahlbares Bauland, weniger teure Auflagen und mehr Anreize für bezahlbaren Wohnungsneubau zu entspannen. "Außerdem brauchen wir mehr Sozialwohnungen. Das sind die richtigen Instrumente", sagte Gedaschko.

Dazu kämen die kürzlich erhöhten Klimaziele und die eingeforderte Klimaneutralität: Das sorge dafür, dass der Wohnungswirtschaft bis 2045 fünf Jahre Renovierungszeit fehlten, während die geringen Handwerkskapazitäten Sanierungsmaßnahmen ausbremsten. Der Weg müsse weg gehen von immer höheren und teureren Effizienzvorgaben, so der GdW-Chef abschließend.


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Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft, Neubau, Modernisierung, Sanierung