Wohnzukunftstag 2023: Von Wagemut und Fehlerkultur

"Innovation – mit weniger mehr wagen" lautete das Motto des Wohnzukunftstags 2023. Das GdW-Branchentreffen fand am 27. und 28. Juni in Berlin statt. Zwei Tage für den Austausch und mit einem dringenden Appell: Probieren Sie aus und sprechen Sie mit der Industrie für gemeinsame Lösungen.

"Ich stehe nicht auf der Bühne um Zeit zu verschwenden" – rappt Rapper Bambägga zum Einstieg in den diesjährigen Wohnzukunftstag des Spitzenverbands GdW, der am 27. und 28. Juni auf dem Berliner EUREF Campus stattfand. Und die Branche hat nun wirklich keine Zeit zu verschwenden, denn die Herausforderungen an die Wohnungswirtschaft drängen sich so sehr auf wie die Besucherinnen und Besucher in der Schlange für vegane Currywurst.

Wie weit geht das Vertrauen in die eigenen Mitarbeitenden?

Es gibt viele Möglichkeiten, mehr zu wagen. Das fängt bei der Präsentation der Firma an: Braucht ein Wohnungsunternehmen einen Tik-Tok-Kanal für Nachwuchskräfte, obwohl es sich mit Instagram und LinkedIn wohler fühlt? Und vor allem: Soll der Geschäftsführer dort auch in den Videos auftauchen oder überlässt man den Azubis das Management des Accounts?

Sich zu trauen, Kontrolle abzugeben und den Expertinnen und Experten – die ja aus einem Grund eingestellt wurden – die Entscheidung selbst zu überlassen ist ein Thema, das viele Unternehmen umtreibt. Die Angst vor "Anarchie" ist groß, aber was ist, wenn es funktioniert? Mitarbeitende berichten vom Glücksgefühl, wenn sie die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und etwas bewegen. Die Geschwindigkeit der Entscheidungen steigt dabei auch noch, und das kann unter Umständen ein echter Wettbewerbsvorteil sein.

Mut zur Heiz- und Energiewende

Apropos Mut zu Entscheidungen: Kann man es Mieterinnen und Mietern zumuten, die Temperatur der Heizung zu kappen, sodass die Heizung nicht mehr beliebig hochgedreht werden kann. Die Gewo Nordhorn hat es in einem Pilotprojekt ausprobiert und berichtet Erstaunliches: Es gab quasi keine Beschwerden. Mehr wagen für weniger Energieverbrauch – das kann also durchaus funktionieren.

Auch die Unternehmen aus der Energiewirtschaft würden sich da an der ein oder anderen Stelle mehr Wagemut aus der Wohnungswirtschaft wünschen. Die Lösungen seien da, doch die Nachfrage wäre eben noch verhalten. Zu groß die Hürden in der Regulatorik und der Finanzierung – oder im Kopf?

Erst kürzlich wurde beim DW-Zukunftspreis der Immobilienwirtschaft die Isarwatt ausgezeichnet. Ein Geschäftsmodell für Mieterstrom, das aus der Wohnungswirtschaft für die Wohnungswirtschaft gegründet wurde. Sicherlich muss nicht jedes Wohnungsunternehmen eine eigene Lösungen bauen – es würde reichen, mit den Anbietern zu sprechen. Und falls es nicht passt: Anforderungen klar machen und der Industrie die Möglichkeit geben, an einer Lösung zu tüfteln.

"Ich sehe viele (junge) Unternehmer mit Pioniergeist und weiß: Fehler werden verziehen", rappte Bambägga. Es bleibt zu hoffen, dass die Besucherinnen und Besucher hier gut zugehört haben, sich und der Branche erlauben, Dinge auszuprobieren und eventuell auch Fehler zu machen.

Innovationen entstehen aus Experimenten heraus und sind Treiber von Verbesserungen. Das Feld an Möglichkeiten ist groß. Packen wir es an!

Fachmagazin "DW Die Wohnungswirtschaft" feiert Jubiläum

Auf dem Wohnzukunftstag war auch die Redaktion des Fachmagazins "DW Die Wohnungswirtschaft" vertreten. Denn es gibt Grund zu feiern: Seit 75 Jahren berichten wir über die Entwicklungen der Branche und begleiten Innovation mit. Seien Sie gespannt auf unsere Jubiläums-Ausgabe im Oktober.


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Schlagworte zum Thema:  Innovation, Wohnungswirtschaft