Wohnzukunftstag 2025

"Es könnte alles so einfach sein – isses es aber nicht"


Wohnzukunftstag 2025: Lösungen für die Wohnungswirtschaft

Klimaneutralität, Digitalisierung, bezahlbares Wohnen – die Ziele sind klar, die Herausforderungen gewaltig. Beim Wohnzukunftstag 2025 in Berlin diskutierten Vertreter aus Politik, Wohnungswirtschaft und Industrie Lösungen.

"Es könnte alles so einfach sein – isses es aber nicht." Ein Panelteilnehmer des Wohnzukunftstags (WZT) 2025 am 26. Juni auf dem EUREF-Campus in Berlin zitiert Die Fantastischen Vier – und bringt damit die Stimmung auf den Punkt.

Was einst als lässige Songzeile der Hip-Hop-Gruppe durch die Charts ging, beschreibt heute treffend den Alltag vieler Wohnungsunternehmen. Klimaziele, hohe Baukosten und überbordende Rechtsvorschriften: Die Herausforderungen sind bekannt, viele mögliche Lösungsansätze auch. Nur der Weg dazwischen bleibt kompliziert.

Unter dem Motto "Zukunft Wohnen: Verlässlich, digital, sozial!" suchte der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen bei der diesjährigen Veranstaltung gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen, Verbandsvertretern und Industriepartnern nach Wegen aus dem Dilemma und verzeichnete dabei einen neuen Besucherrekord.

"Machen statt Reden! Let the fossil fuel rest in peace!"

Nach der Begrüßung durch GdW-Präsident Axel Gedaschko diskutierten Experten im großen Plenum, welche Maßnahmen nötig sind, um die Klimaziele 2045 zu erreichen. Prof. Manfred Norbert Fisch von der Steinbeis Innovation gGmbH stellte die von ihm mitbegründete Initiative "Praxispfad CO2-Reduktion im Gebäudesektor" vor.

Der bislang hochgehaltene Effizienzpfad sei nahezu wirkungslos geblieben, kritisierte er und forderte eine Emissionsreduktionspolitik: "Die schnellste Möglichkeit die CO2-Emmission im Gebäudebereich herunterzubringen, ist die Wärmeversorgung emissionsfrei zu machen". Grüne Wärme sei der Booster – vor allem Wärmepumpen. "Machen statt Reden! Let the fossil fuel rest in peace!", sei das Motto.

Er nannte ein Beispiel aus der Praxis: Bei einem Hochhaus mit acht Geschossen koste die Gebäudesanierung der Hülle ungefähr pro Quadratmeter 800 bis 1.000 Euro. Es ergebe sich dadurch eine CO2-Reduzierung von 50 Prozent. "Dieselbe CO2-Reduzierung kriege ich im Haus hin, wenn ich die Ölkessel rausschmeiße und eine Wärmepumpe hinstelle", sagte er. Die Wärmepumpe könne für 200 Euro pro Quadratmeter eingebaut werden.

EU-Gebäuderichtlinie nicht zu wörtlich nehmen

Auch Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW), sprach sich für die CO2-Reduktion aus: Es sei der einzig realistische Weg, der für die Wohnungsunternehmen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht nur essenziell, sondern auch existenziell sei.

Das sei gerade vor dem sozialen Auftrag der Branche zu sehen. Wenn voll modernisiert werde, müssten bei Energieeffizienz rund 180.000 Euro pro Wohneinheit investiert werden. Das würde eine Mieterhöhung von zwei Euro bedeuten. Über die CO2-Reduktion komme man mit Investitionen in Höhe von rund 50.000 Euro pro Wohnung und einer Mieterhöhung von 60 bis 80 Cent pro Quadratmeter aus.

Stefan Moser von der Europäischen Kommission plädierte dafür, Energieeffizienz und -zufuhr gemeinsam zu denken. Das decke die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) ab. Also nicht Energieeffizienz zuerst und über alles, sondern intelligente Verbesserung der Gebäude auf beiden Seiten. Das könne auch die Wärmeerzeugung sein, durch Wärmepumpen etwa. Es sei aber eine Frage der Machbarkeit.

Gedaschko kritisierte, dass Deutschland die Richtlinie dann wohl bislang zu wörtlich nehme. "In Deutschland wird die EU-Strategie vor allem so verstanden und gelesen, dass Efficiency First bedeutet, wir denken zuerst immer in Dämmstärken". Er bat Moser daher um eine "Lesehilfe" für die deutsche Politik zum Umgang mit der EPBD.

Die Politik als Schlüssel

Beim diesjährigen WZT standen neben den Klimazielen auch Digitalisierung und künstliche Intelligenz im Fokus. So etwa beim Panel zur digitalen Barrierefreiheit oder beim Thema "Heizungsindustrie trifft PropTechs: Warum scheitert der Datenaustausch?" Herausforderungen seien hier vor allem komplexe Anlagentechnik, Fachkräftemangel und fehlende Standards. Der soziale Umbau im Bestand wurde im Kontext der neuen GdW-Studie "Überforderte Quartiere" erörtert.

Beim Thema kostengünstiger Wohnungsbau gibt es viele gute Ideen. Das zeigten die Panels zum Hamburg-Standard und zum seriellen Sanieren sowie die Preisverleihung des DW-Zukunftspreises der Immobilienwirtschaft 2025 am Vorabend der Veranstaltung. Vier innovative Projekte wurden dort ausgezeichnet.

Trotz zahlreicher Lösungsansätze zeigte sich auch auf dem WZT mal wieder, dass vor allem der fehlende politische Rahmen Wohnungsunternehmen das Leben schwer macht. Prozesse vereinfachen, Bürokratie abbauen und politisch mehr ermöglichen – diese Forderungen hörte man in vielen Panels.

Oder, um es mit einer weiteren Zeile aus dem zitierten Song der "Fantastischen Vier" zu sagen: "Och Mensch, warum denn nicht?"


Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung , Wohnungswirtschaft
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