Downsizing in der Energiekrise: Tiny Houses sind nachgefragt

Sie sind klug konzipiert, haben intelligente Grundrisse, die Kosten sind überschaubar – aber vor allem ist der Ressourceneinsatz sparsam: Die Nachfrage nach Tiny Houses ist 2022 gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent gestiegen, wie eine Auswertung zeigt. Das liegt auch an der Energiekrise.

Die Nachfrage an Häusern mit einer Wohnfläche von weniger als 40 Quadratmetern ist in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Onlineportals Comobau, für die rund 2.000 Anfragen von Kaufinteressierten für Tiny Houses in Fertigbauweise untersucht wurden. Auch bei Häusern mit einer Wohnfläche zwischen 40 und 60 Quadratmetern legte die Nachfrage im Jahresvergleich um 20 Prozent zu – demgegenüber sanken laut Comobau die Anfragen von potenziellen Immobilienkäufern für Häuser mit mehr als 60 Quadratmetern Wohnfläche auf dem Portal um 34 Prozent.

Mikrowohnen: Trend in der Energiekrise?

Als Ursache der wachsenden Nachfrage nach Minihäusern sehen die Macher der Studie vor allem die Energiekrise: Als Grund für das Interesse am "kleinen Wohnen" gaben viele Kaufinteressenten die steigenden Energiepreise und die hohen Lebenshaltungskosten an. Eine andere Zielgruppe sind Menschen, die weniger aus finanziellen, sondern aus ökologischen Gründen in ein Tiny House ziehen wollen. Besonders beliebt sind weitestgehend autarke Modelle mit Solarkollektoren und regenerativen Heizungsarten.

Ein schlüsselfertiges Tiny House gibt es laut Comobau ab 25.000 Euro Anschaffungskosten, einen Fertigbausatz sogar bereits ab 10.000 Euro. Laut einer Studie der US-amerikanischen Colby Universität, auf die sich das Portal beruft, produziert ein Tiny House mit 17 Quadratmetern Wohnfläche nur sieben Prozent der CO2-Emission eines Hauses mit einer typisch amerikanischen Größe von 241 Quadratmetern.

Alternative Wohnform: Das sparsame Tiny House

Das Interesse an den Tiny Houses ist schon länger da. Knapp jede vierte Person in Deutschland könnte sich vorstellen, auf engstem Raum zu wohnen, wie eine repräsentative Studie von YouGov im Auftrag von Interhyp zeigt, für die im Oktober 2021 mehr als 2.000 Teilnehmer Auskunft gaben. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der Befragten sprach sich für das Wohnen in Minihäusern aus – bei einer entsprechenden Umfrage zwei Jahre zuvor waren es lediglich 13 Prozent.

Das Interesse an Tiny Houses sei stärker gestiegen als das Interesse für andere alternative Wohnformen, sagte damals Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft bei Interhyp. Für Baumhäuser konnten sich 14 Prozent der Umfrageteilnehmer erwärmen (2019: elf Prozent). 34 Prozent der Deutschen (plus fünf Prozent) konnten sich vorstellen, in ein Hausboot zu ziehen. Wert auf ökologische Standards legten in der Interhyp-Studie knapp die Hälfte (47 Prozent) aller Befragten, 2019 waren es noch 43 Prozent.

Kostengründe seien es auch in Deutschland, die den Trend befeuern, erklärte Interhyp-Vorständin Mohr. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Studienteilnehmer verbanden vor einem Jahr geringe Baukosten und sparsames Wohnen mit dem Tiny House. Rund ein Drittel (31 Prozent) nannte das nachhaltige Wohnen, etwas weniger (28 Prozent) die innovative Wohnform und knapp ein Viertel der Befragten (22 Prozent) die Mobilität.

So wird ein Tiny House finanziert

Eine klassische Baufinanzierung ist laut Interhyp für ein Tiny House nicht zwingend. Ein Konsumentenkredit reiche, ohne dass Eigenkapital eingebracht oder eine grundpfandrechtliche Besicherung abgeschlossen werden müsse. Allerdings sei dann der Zins etwas teurer: Der effektive Jahreszinssatz für eine Tiny-House-Finanzierung lag Ende 2021 bei rund 2,7 Prozent.

Bei größeren und teureren Minihäusern, etwa im Bereich von 100.000 Euro, die gebaut und fest mit dem eigenen Grundstück verbunden sind, ist laut Interhyp prinzipiell auch eine klassische Baufinanzierung möglich. Dafür sei eine grundpfandrechtliche Besicherung nötig. Zudem seien Mindestwohnflächen zu beachten, die bei vielen Banken bei 30 oder 40 Quadratmetern liegen.

In den USA sind Tiny Houses längst etabliert. Großen Zulauf erhielt die Wohnform laut Interhyp nach der Finanzkrise 2007/2008, als viele Hauseigentümer überschuldet waren, ihre Häuser aufgeben mussten und der Umzug in ein Tiny House die einzige finanzierbare Alternative darstellte.


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Wohnungswirtschaft, Neubau