Lohnt sich die Prüfung zum Zertifizierten Verwalter?

Die Vorbereitung auf die neue IHK-Prüfung zum Zertifizierten Verwalter kostet viel Zeit und Energie. Doch ist die Zertifizierung die Mühe überhaupt wert?

Soll ich mich prüfen lassen oder nicht? Vor dieser Frage stehen derzeit Verwalterinnen und Verwalter, die noch nicht über das Verwalterzertifikat nach § 26a WEG und auch nicht über eine als gleichgestellt geltende Qualifizierung verfügen.

Zertifizierter Verwalter: Der Aufwand ist groß …

Aufwendig ist sie, die Vorbereitung auf den Zertifizierten Verwalter. So mal eben im Vorbeigehen die Prüfung machen? Keine gute Idee, auch wenn sie beliebig oft wiederholt werden kann. Selbst gestandene Praktikerinnen und Praktiker mit jahrzehntelanger Verwaltungserfahrung müssen büffeln, um den Test zu bestehen. Der Lernstoff ist umfangreich.

Intensivkurse dauern bis zu 14 Tage, Bücher zur Prüfungsvorbereitung füllen Bände. Neben den immobilienwirtschaftlichen Grundlagen wird in den Multiple-Choice-Aufgaben auch rechtliches, kaufmännisches und technisches Know-how verlangt – darunter auch solches, das im Praxisalltag nicht unbedingt gefragt ist. Wer sich zur Prüfung vor der IHK entschließt, hat also viele Stunden Lernen vor sich – Zeit, die man sich im ohnehin stressigen Verwalteralltag erst einmal freischaufeln muss.

… der Nutzen auch?

Entsprechend naheliegend ist die Frage: Ist die Zertifizierung den ganzen Aufwand wert?

Einige finden: Nein. Vor allem diejenigen, die am Ende ihres Berufslebens stehen. Jetzt nochmal die Schulbank drücken? Lieber nicht! Zumal sich auch die Nachfrage in den vergangenen Jahren signifikant verändert hat: Viele, vor allem kleine Eigentümergemeinschaften sind heute froh, wenn sie überhaupt eine Hausverwaltung finden. Verwalter abzulehnen, nur weil sie keine Zertifizierung nachweisen können, ist derzeit eher unwahrscheinlich.  

Abschreckend kann die Zertifizierung auch auf Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger wirken, wie Claudia Pfaffinger, Geschäftsführerin der Hausverwaltung Ramspeck in Schwabach, feststellt: "Wenn ich einem neuen branchenfremden Mitarbeiter gleich im ersten Jahr sage: 'Sie müssen jetzt aber noch den Zertifizierten Verwalter machen', dann war's das, dann bleibt er nicht." Im Hinblick auf den Personalmangel in der Branche ist die neue Kann-Regelung vor allem für kleinere Hausverwaltungen wie die von Pfaffinger ein Problem. "Zudem bringen gezielte Schulungen gerade für Neueinsteiger viel mehr als das große Paket Zertifizierung", meint die Verwalterin.

Also wozu der ganze Stress? Aus gewerberechtlichen Gründen ist er jedenfalls nicht gerechtfertigt. Die Gewerbeerlaubnis ist noch immer nicht an die Zertifizierung geknüpft – und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Bessere Marktposition durch den Qualitätsnachweis

Dennoch gibt es sehr gute Gründe, die für eine Zertifizierung sprechen. Für Thomas Krieg, Inhaber der Thomas Krieg Hausverwaltung in Worms, ist es vor allem die Qualitätssicherung: "Bisher konnte sich ja jeder, der wollte, Hausverwalter nennen. Durch die Zertifizierung wird jetzt die Spreu vom Weizen getrennt."

Immobilienbewirtschaftung brauche Fachleute, die sich auskennen und über das notwendige Spezialwissen verfügen. "Mit dem Zertifizierten Verwalter haben wir zumindest schon mal erreicht, dass sich die Leute mit diesem Fachwissen beschäftigen müssen. So hält in unsere Branche, die bisher unreguliert war, eine bessere Qualifizierung Einzug", so Krieg weiter.

Das schützt nicht nur die Eigentümergemeinschaften vor Schäden, die entstehen, wenn es Verwalterinnen und Verwalter an Fachkompetenz fehlt. Es sorgt langfristig gesehen auch für einen besseren Ruf und bringt eine neue Wertigkeit der Leistungen von Hausverwaltungen mit sich. Eine Entwicklung, die sich auch günstig auf die Preisgestaltung auswirken könnte.

Und: Wissen schadet nie. Noch mehr wissen erst recht nicht. Die Prüfungsvorbereitung kann für viele Praktiker ein General-Update ihres Know-hows sein. Vor allem in der heutigen Zeit, in der eine Gesetzes- oder technische Änderung die nächste jagt.

Das Zertifikat als Netz und doppelter Boden

Auch bei der Akquise von neuen Objekten kann die Zertifizierung einen positiven Effekt haben. Zwar sind gezielte Fragen danach noch eher selten. "Beiräte entscheiden leider immer noch oft nach dem Preis, der aufgerufen wird. Welche Qualität geboten wird, ist für die meisten noch eher zweitrangig", bestätigt Krieg. Wenn sich die Zertifizierung aber erst einmal flächendeckend als Gütesiegel durchgesetzt hat, könnte sich das Fehlen als Stolperstein bei der Bewerbung um neue lukrative Verwaltungsaufträge entpuppen.

Last but not least kann sich das Gütesiegel lohnen, um auf Nummer sicher zu gehen. Derzeit ist der Zertifizierte Verwalter ein Damoklesschwert, von dem noch niemand weiß, ob es Attrappe oder scharfe Waffe ist:  Ab dem 1.12.2023 erfüllen Verwalter ohne Sachkundenachweis nicht mehr die Anforderungen an eine ordnungsmäßige Verwaltung. Eigentümerinnen und Eigentümer können den Bestellungsbeschluss anfechten. Theoretisch, versteht sich. Ob in der Praxis davon auch wirklich Gebrauch gemacht werden wird, ist noch ungewiss. Wer diese Flanke vor allem für angriffslustige Eigentümer gar nicht erst eröffnen möchte, sorgt vor – mit der Zertifizierung.