Wohnen: Reihenhäuser und Tiny Houses gewinnen an Zuspruch

Das freistehende Einfamilienhaus hat bei den Deutschen deutlich an Beliebtheit eingebüßt, wie eine Umfrage von Interhyp zeigt. Der Traum vom Eigentum ist noch da – aber bei der Fläche werden Abstriche gemacht. An Zuspruch gewonnen haben Reihenhäuser und Tiny Houses.

Der Kreditvermittler Interhyp hat für eine Studie rund 2.000 Menschen gefragt, für welchen Haus- oder Wohnungstyp sie sich entscheiden würden, wenn sie sich einen Wohntraum erfüllen könnten. Das Ergebnis: Das freistehende Einfamilienhaus bleibt der Wunschtraum der meisten (53 Prozent) Deutschen.

Damit ist dieser Wohntyp zwar immer noch mit Abstand am beliebtens, hat allerdings im Vegleich zur Umfrage im Vorjahr elf Prozentpunkte verloren: 2022 war das klassische Einfamilienhaus noch für 64 Prozent der größte Wunsch, 2021 war es mit 65 Prozent ähnlich.

Wohnen: Größe und Fläche verlieren an Relevanz

"Insgesamt haben große Immobilien durchgehend eher Prozentpunkte verloren, wohingegen kleine, bescheidenere Lösungen wie das Reihenhaus (plus zwei Prozentpunkte) und das Tiny House (plus drei Prozentpunkte) leichte Aufwertungen erfahren haben", sagt Mirjam Mohr, Vorständin der Interhyp AG.

In der aktuellen Wohntraumstudie ist generell eine starke Abwertung in der Relevanz zum Vorjahr in den Kategorien "Größe und Wohnfläche" (81 Prozent – minus 13 Prozentpunkte im Vergleich zu 2022) sowie "Raumaufteilung" (83 Prozent – minus zwölf Prozentpunkte im Vergleich zu 2022) sichtbar. Die Entwicklungen sind auch in den Interhyp-Zahlen sichtbar: "Lag die durchschnittliche Wohnfläche bei Häusern im ersten Quartal 2022 noch bei 165 Quadratmetern, liegt sie im dritten Quartal 2023 bei 153 Quadratmetern", so Mohr weiter.

Gleichzeitig gibt es neue Chancen: Mehr Angebot an Immobilien und Preise können verhandelt werden – besonders bei weniger energieeffizienten Immobilien.

Immobilienmarkt: Chancen werden übersehen

Die aktuellen multiplen Krisen wirkt sich unter anderem auf die finanziellen Möglichkeiten der Deutschen aus. Ein getrübter Blick auf den Immobilienmarkt und eine Abwartehaltung beim Thema Eigenheimerwerb sind die Folgen, wie die Interhyp-Studie zeigt. "Wir sehen eine große Verunsicherung und eine gewisse Starre auf der einen Seite – und große Sehnsucht nach einem eigenen Zuhause auf der anderen Seite", sagt Mohr.

Fast alle (84 Prozent) Umfrageteilnehmer empfinden den aktuellen Immobilienmarkt als eng und schwierig und sehen kaum Möglichkeiten. Nur ein Viertel (25 Prozent) der Deutschen kann sich gerade vorstellen, dass sich durch die momentane Situation auch Chancen ergeben könnten. Aber 70 Prozent der in der Wohntraumstudie befragten Mieter haben den Wunsch, einmal im Eigentum zu leben – aber nur wenige nehmen für die Umsetzung des Wunsches eine professionelle Beratung in Anspruch.

Die angegebenen Gründe für die Zurückhaltung sind: Hohe Preise, gestiegene Bauzinsen, ein leer gefegter Markt, Fachkräftemangel sowie große Unsicherheit bezüglich gesetzlicher Regelungen, etwa rund um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und dadurch entstehende Kosten – auch bei den Fördermöglichkeiten im sogenannten Heizungsgesetz herrscht Unklarheit.

Immobilienkauf: Altbau wird zum Albtraum

"Es gibt wieder mehr Angebot an Immobilien. Kaufinteressierte haben mehr Ruhe, sich mit den angebotenen Immobilien in aller Tiefe zu beschäftigen", erklärt Mohr. Preise könnten wieder verhandelt werden, was in der Niedrigzinsphase kaum möglich gewesen sei. Gerade bei weniger energieeffizienten Bestandsimmobilien sind demnach spürbare Preisnachlässe möglich.

Gleichzeitig entwickelt sich der einst so geschätzte Altbau zum Albtraum vieler Kaufinteressenten und der Bedarf an Beratung rund um das Thema energetische Sanierung steigt enorm.

Der Bestand ist bei den Befragten zum Schreckgespenst geworden: Mieter, die sich vorstellen können, eine Immobilie zu kaufen, schließen zu 64 Prozent unsanierte Bestandsimmobilien mit einem eindeutigen "Nein" aus den Überlegungen aus. Zum Vergleich: Sanierte Bestandsimmobilien werden nur von sechs Prozent ausgeschlossen und energieeffiziente Neubauten von zwölf Prozent.

Zu den Top-Gründen für den Ausschluss von unsanierten Immobilien gehören zu viel Aufwand für Modernisierung, Dämmung sowie unkalkulierbare, zu hohe Energiekosten.

Interhyp-Wohntraumstudie

Seit dem Jahr 2011 führt die Interhyp AG die Wohntraumstudie durch. Bei der Neuauflage 2023 hat Interhyp erneut mit dem Rheingold Institut ein zweistufiges Studiendesign erfolgreich fortgeführt. Erster Schritt waren 22 qualitativ-psychologische Tiefeninterviews. Im zweiten Schritt wurden die wichtigsten Erkenntnisse der Interviews in einen quantitativen Fragebogen überführt und rund 2.000 Menschen in einem bundesweiten und repräsentativen Online-Panel befragt. So konnten sämtliche Bedürfnisse und Wünsche der Befragten rund um das eigene Zuhause erfasst werden.


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dpa
Schlagworte zum Thema:  Wohnungsmarkt, Wohnimmobilien, Immobilienkauf