DGNB-Wegweiser "Klimapositiver Gebäudebestand"

Die Wohnungswirtschaft steht vor einer großen Herausforderung: Der Bestand muss "klimafit" gemacht werden. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) stellt in einer neuen Publikation unter anderem die Top-11-Handlungsfelder für Eigentümer vor.  

Der Gebäudebestand soll nach dem Wunsch der Bundesregierung bis zum jahr 2045 klimaneutral sein. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat in der kostenlosen Publikation "Wegweiser Klimapositiver Gebäudebestand" konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen formuliert, mit denen die Transformation zielgerecht geschafft werden könnte.

Angesprochen sind mit der Veröffentlichung unter dem Motto "Jetzt handeln, jetzt Hürden abbauen, jetzt zusammenarbeiten" unter anderem  politische Entscheidungsträger und Wohnungsunternehmen. Sie erhalten Hinweise, wie sie den Wandel "anpacken" müssen und was sie priorisieren sollten.

"Gebäude müssen von der größten CO2-Quelle zu aktiven Elementen der Bau- und Energiewende werden", sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. Politisch wurden die entsprechenden Vorgaben erst kürzlich formuliert. So hat der Rat der EU-Mitgliedsstaaten im Oktober 2022 definiert, dass ab 2030 nur noch klimaneutrale Wohnhäuser gebaut werden dürfen und der Gebäudebestand europaweit bis 2050 spätestens klimaneutral sein soll.

DGNB: Ziele und Wege zum klimaneutralen Gebäudebestand

Im ersten Teil des Wegweisers wird zunächst eine Wissensgrundlage geschaffen: Dargestellt sind die wesentlichen regulatorische Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene sowie der Status Quo der verursachten CO2-Emissionen im Gebäudebereich in Deutschland.

Entlang von vier übergeordneten strategischen Zielen und dazugehörigen Handlungsfeldern werden die 50 wichtigsten Maßnahmen für den Wandel benannt. Es ist für jede Maßnahme definiert, für welche Akteure sie relevant ist – darunter Bauherren, Eigentümer, Gebäudebetreiber und Verwalter.

Die folgenden strategischen Ziele hat die DGNB im Wegweiser formuliert:

  • Emissionen des Energieverbrauchs eliminieren und mit erneuerbaren Energien einen positiven Beitrag zur Energiewende leisten
  • Werte des Bestands erhalten, Ressourceneinsatz minimieren und Gebäude lang und intensiv nutzen
  • Sanierungen und notwendige Neubauten emissionsfrei und mit klimapositiven Materialien realisieren
  • Politische und finanzielle Rahmenbedingungen für die Transformation schaffen

Zu den definierten Handlungsfeldern zählt beispielsweise, den Bestand zu erhalten und als Rohstoffquelle zu nutzen. Auch das Plädoyer zum einfachen Bauen, zur Aufstockung und Nachverdichtung sowie die Herstellung von CO2-freien Materialien und Produkten und der Abbau von klimaschädlichen Subventionen zählen dazu.

"Wir müssen raus aus dem Abwarten und dem Beschweren über politische Rahmenbedingungen. Jede und jeder kann im eigenen Wirkungsbereich sofort aktiv werden!", erklärt Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung der DGNB und Projektleiterin des Wegweisers.

Die Top-50-Maßnahmen werden im zweiten Teil des Wegweisers noch einmal ausführlicher beschrieben – hier ist eine Sammlung aller relevanten Schritte zur Klimaneutralität zu finden.

Klimaneutraler Gebäudebestand: To-do-Liste für Eigentümer

Für Eigentümer, Bestandshalter oder Akteure aus der Bauwirtschaft gibt außerdem akteursspezifische Maßnahmen, die die DGNB gemeinsam mit Vertretern der Branche erarbeitet. Formuliert sind konkrete Ziele für das eigene Handeln und die wichtigsten zehn bis fünfzehn Handlungsoptionen zur Umsetzung. "Auf diesem Weg kommt jeder zu seiner individuellen Klimaschutz-To-Do-Liste", so Braune.

Top-11-Handlungsfelder für Eigentümer und Bestandshalter:

  1. Mit Klimaschutzfahrplänen die Situation erfassen und Klimaneutralität konkret planen
  2. Energiebedarfe und Verbräuche von Gebäuden reduzieren
  3. 100 Prozent erneuerbare Energien nutzen und als aktives Element der Energiewende wirken
  4. Klimaneutrale und effiziente Energieversorgungssysteme etablieren
  5. Flächenbedarf reduzieren und intensiv nutzen
  6. Bestand erhalten oder als Rohstoffquelle nutzen
  7. Langlebigkeit stärken mit anpassbaren und zirkulären Strukturen und Bauelementen
  8. Einfach bauen, aufstocken, nachverdichten mit weniger Ressourceneinsatz Qualitäten schaffen
  9. Klimaschutzorientierte Materialien, Produkte und Produktion(-sprozesse) etablieren
  10. Sanierungen und Neubauten klimaschutzorientiert planen und umsetzen
  11. Gebäude als CO2-Senken und CO2-Speicher nutzen

DGNB-Wegweiser "Klimapositiver Gebäudebestand" für Eigentümer und Bestandshalter

 
Erarbeitet wurde der Wegweiser im Rahmen des europäischen Verbundprojektes #BuildingLife. Dieses wurde im Vorfeld der Weltklimakonferenz COP26 vom World Green Building Council unter finanzieller Förderung von der "IKEA Foundation" und der "Laudes Foundation" ins Leben gerufen.


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