Immobilienbranche: Elektromobilität & Car-Sharing als Trend

Welche Entwicklungen werden die Zukunft des Gebäudesektors prägen? Das hat der Serviceanbieter Techem untersucht. Ein Aspekt ist die Mobilität. Die Immobilienbranche sei beim Ausbau von Ladeinfrastruktur und Car-Sharing gefragt – und könne dadurch auch Einnahmen generieren.

Insbesondere auf die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung geht die Untersuchung ein: Diese würden angesichts steigender Anforderungen an die Dekarbonisierung und an die zunehmende Regulierung bei der Energiewende eine bedeutende Rolle für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft spielen, heißt es in der Studie. Matthias Hartmann, CEO von Techem, findet, dass der Immobilien- und Wohnungswirtschaft für den Klimaschutz eine Schlüsselrolle zukommt: "Angesichts steigender Energiepreise und ambitionierter Klimaziele ist unsere Branche mehr denn je gefragt, Gebäude neu zu denken und umzurüsten."

Mobilität: Ausbau von E-Ladeinfrastruktur und Car-Sharing-Plätzen

Im Bereich der Mobilität setzen sich Elektrofahrzeuge und Car-Sharing immer stärker durch. Die Immobilienwirtschaft müsse diese Entwicklungen in ihre Konzepte integrieren, heißt es in der Studie. Bei E-Autos mangele es weiterhin an verfügbaren Ladestationen. Doch diese vermehrt zur Verfügung zu stellen, reiche nicht aus. Die Immobilienbranche müsse zudem auch für einen hochautomatisierten Gebäudebetrieb sorgen, in dem Energieströme optimal gesteuert und über die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität hinweg intelligent aufeinander abgestimmt seien, ist ein Fazit der Untersuchung. Durch die dann verbesserte Energieeffizienz lasse sich auch der Energieverbrauch im gesamten Gebäude reduzieren.

In puncto Carsharing erwartet die Mehrheit der für die Studie befragten Expertinnen und Experten, dass sich der Trend zum Autoteilen in Zukunft noch verstärken wird. Die Wohnungswirtschaft erkenne vereinzelt schon die Chancen dieser Entwicklung. Denn durch die Integration von Car-Sharing-Diensten ließen sich beispielsweise die erforderlichen Stellplätze bei Wohnanlagen reduzieren und die freiwerdenden Flächen für ein größeres Wohnungsangebot nutzen. Die Bereitstellung von Parkraum für Car-Sharing-Fahrzeuge könne für Immobilienunternehmen zudem Einnahmen generieren, heißt es weiter. Hohe Kosten und begrenzter Platz stellten jedoch Hindernisse dar.

Urbanisierung: Nachverdichtung und Mikrowohnformen im Fokus

Langfristig stark beeinflussen werde die Immobilienwirtschaft zudem die Urbanisierung, meinen die für die Studie befragten Experten. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in den Städten steige weiter. Nachverdichtung und Redevelopment rückten in den nächsten Jahren stärker in den Fokus. Auch Mikrowohnformen und Tiny Houses würden in diesem Zusammenhang "zum Krisengewinner". Kleine moderne Wohnformen machten unabhängiger von Energiepreissteigerung und Reallohnverlusten. Allerdings sehen die Experten auch für diesen Trend in Zukunft ein großes Hindernis: In dicht besiedelten Städten und Metropolen fehle selbst für die Mikrowohnungen der Platz.

Ökologisches Bauen: Nachhaltige Materialien, Wunsch nach Energieautarkie

Die Mehrheit der Immobilienwirtschaft geht laut der Studie davon aus, dass die steigenden Energiepreise das Interesse an erneuerbaren und kosteneffizienten Energiequellen weiter erhöhen. Die Bauherren strebten zum größten Teil die Erstellung oder Sanierung von Gebäuden an, die in Richtung Energieautarkie gingen. Eine solche sei allerdings teuer: Die letzten rund 30 Prozent der eigenen Energieversorgung kosteten in der Regel genauso so viel wie die ersten 70 Prozent, heißt es in der Studie. Günstiger seien oftmals vernetzte Bauten oder Quartierslösungen. Ein weiteres Problem erkennt die Untersuchung darin, dass allein die Bauweise von Bestandsgebäuden viele Energieeffizienzmaßnahmen verhindert oder einschränkt. Außerdem verzögerten teilweise langwierige Genehmigungsverfahren das Nachrüsten mit emissionsfreien Techniken. Weiterhin fehle es an Handwerkern für den Einbau. Und letztendlich seien alle Modernisierungen im Sinne des Klimaschutzes auch mit Kosten verbunden, die das Bauen verteuern könnten.

Bei den Baumaterialien werde die Branche künftig verstärkt recycelte, biologisch abbaubare oder aus nachhaltigen Quellen stammende Baumaterialien einsetzen, heißt es weiter. Allerdings sieht die Studie auch hierbei Zielkonflikte: Nachhaltige Baustoffe wie Holz seien aktuell teilweise teurer als traditionelle Baustoffe. Das gefährde die Wirtschaftlichkeit und stehe im Widerspruch dazu, dass vor allem bezahlbarer Wohnraum benötigt wird.

Digitalisierung: Energieverbräuche in Gebäuden intelligent reduzieren

Die Gebäudedigitalisierung gilt laut der Studie als wichtiger Hebel, um den Energieverbrauch in Gebäuden zu analysieren und bisher unerschlossene Einsparpotenziale zu heben. Kompatibilitätsprobleme mit bestehenden Systemen und hohe Anfangsinvestitionen stellten jedoch Herausforderungen dar. Zudem berge der Datenverkehr auch Risiken: Bei der Digitalisierung muss nach Ansicht der befragten Experten Vorsorge getroffen werden, da Gebäude, die digital vernetzt sind, anfälliger für Datenschutzprobleme und Cyberangriffe seien.

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dpa
Schlagworte zum Thema:  Nachhaltigkeit, Elektroauto, Digitalisierung