Energiewende beim Wohnen stockt: Das sind die Gründe

Mieter und Eigentümer halten die Energiewende grundsätzlich für wichtig, wie eine Umfrage der KfW-Förderbank zeigt – die Bereitschaft ist aber deutlich zurückgegangen, etwa in eine Heizung ohne fossile Brennstoffe zu investieren. Die Kosten schrecken ab.

Wärmepumpe statt Ölheizung: Acht von zehn (83 Prozent) der privaten Haushalte in Deutschland halten die Energiewende für wichtig. Allerdings sind immer weniger bereit, selbst etwas zum Klimaschutz beim Wohnen beizutragen, wie die staatliche Förderbank KfW in der jüngsten Auflage des jährlich erscheinenden Energiewendebarometers feststellt.

Nur noch rund die Hälfte (59 Prozent) der Eigentümer und Mieter äußern eine hohe Handlungsbereitschaft. Das ist laut KfW-Umfrage unter 5.119 Haushalten der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2018. Im vergangenen Jahr waren es noch 61 Prozent, vor fünf Jahren sogar noch 68 Prozent.

Insgesamt nutzen 13,5 Millionen (33 Prozent) der Haushalte mindestens eine Energiewende­technologie. Das ist ein Anstieg um 800.000 Haushalte oder zwei Prozentpunkte gegenüber dem Energiewendebarometer 2024. Dazu zählen auch Wärmepumpen und Photovoltaik­anlagen. Die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen ist zentral für die Nutzung – und damit auch die Höhe der künftigen CO2-Bepreisung.

Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe: Wer kann sich das leisten?

Vor allem bei den Umfrageteilnehmer mit niedrigem Einkommen ist die Bereitschaft zurückgegangen, in eine Heizung ohne fossile Brennstoffe zu investieren. Da finanzschwache Haushalte häufiger mit Öl und Gas heizen, fällt hier zugleich die Bepreisung fossiler Brennstoffe stärker ins Gewicht.

Seit 2021 gibt es in Deutschland einen CO2-Preis für alle fossilen Energieträger. Der Verbrauch dieser Rohstoffe wird dadurch teurer, was zum Klimaschutz beitragen soll. Zum 1.1.2025 wurde der Preis pro Tonne Kohlendioxid von 45 Euro auf 55 Euro angehoben.

Die wohlhabendsten Haushalte der Republik nutzen Technologien wie Photovoltaik, Solarthermie oder Wärmepumpe mehr als dreimal so häufig wie die einkommensschwächsten Haushalte: 50 Prozent gegenüber 16 Prozent. Rund 16 Prozent aller Haushalte haben eine Photovoltaianlage auf dem Hausdach, vier Prozent ein Balkonkraftwerk – und weitere 29 Prozent nutzen einen Ökostromtarif ohne eigene Solarstromerzeugung.

"Viele einkommensschwache Haushalte stehen unter hohem Kostendruck. Sie haben wenig Spielraum, um in die Energiewende zu investieren", sagt KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. "Auch diese Bevölkerungsgruppe gilt es in den Blick zu nehmen, um die bisher breite Zustimmung zur Energiewende und das private Engagement hochzuhalten."

Technologien der Energiewende: Was wird genutzt?

Insgesamt zählt die KfW-Bankengruppe 13,5 Millionen Haushalte, die mindestens eine der einschlägigen Technologien der Energiewende nutzen. Das ist ein Drittel (33 Prozent) der Privathaushalte in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl um etwa 800.000. Weitere sechs Prozent oder 2,3 Millionen Haushalte planen die Anschaffung mindestens einer dieser Technologien in den kommenden zwölf Monaten.

Derzeit nutzen 16 Prozent der Haushalte bundesweit eine Photovoltaikanlage auf dem Dach (Balkonkraftwerke sind explizit ausgeschlossen und werden separat analysiert), elf Prozent aller Haushalte und 19 Prozent der Eigentümer nutzen Solarthermie zur Warmwasserbereitung und als Heizungsunterstützung. Vor zwei Jahren lag der Anteil noch bei neun Prozent. Drei Prozent der Haushalte planen eine Anschaffung in den nächsten Jahren.

Wohnung oder Haus heizen acht Prozent (14 Prozent aller Eigentümer) der Haushalte primär mit Wärmepumpe – im Vorjahr waren es noch sechs Prozent beziehungweise zwölf Prozent – und sechs Prozent (elf Prozent aller Eigentümer) mit Holzpellets. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) spielen laut KfW-Umfrage weder bei der gegenwärtigen Verbreitung noch bei der geplanten Anschaffung eine besondere Rolle.

Reiche will Kurswechsel bei der Energiewende

Bundeswirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) hat sich vor Kurzem für einen Kurswechsel bei der Energiewende ausgesprochen. Sie will Kosten senken und die Versorgungssicherheit in den Mittelpunkt stellen. Subventionen sollen abgebaut werden. Sie will zum Beispiel die bisher fixe Einspeisevergütung für neue Photovoltaikanlagen abschaffen – das kommt nicht überall gut an.

KfW-Energiewendebarometer 2025

Die Feldphase des KfW-Energiewendebarometers 2025 umfasste insgesamt rund 15 Wochen vom 11.12.2024 bis 31.3.2025. Es wurden 5.119 Haushalte befragt. Die repräsentative Studie erscheint seit 2018 jährlich. Für diese Ausgabe wurde eine methodische Anpassung vorgenommen: Es werden auch Balkonkraftwerke erhoben und hierdurch die Nutzung von Photovoltaikanlagen genauer gefasst.

KfW-Energiewendebarometer: Ergebnisse, Hintergründe, Grafiken


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Schlagworte zum Thema:  Nachhaltigkeit , Elektroauto , Digitalisierung
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