HR-Agenda 2023: Wichtige unternehmerische Herausforderungen

Neben der unmittelbaren Krisenbewältigung in Hinblick auf steigende Kosten, drohender Rezession oder Konjunkturschwäche sind der zunehmende Wettbewerb, die Inflation und der Klimawandel das Umfeld, in dem sich Unternehmen im Jahr 2023 bewähren müssen. Auf Sicht zu fahren, ist im Krisenmodus ein verbreitetes Vorgehen - doch das wird nicht ausreichen, um die Transformation erfolgreich zu gestalten. Wir haben die wichtigsten unternehmerischen Herausforderungen zusammengetragen, die HR-Verantwortliche im Blick haben sollten.

Während der Coronapandemie haben viele HR-Verantwortliche den Krisenstab geleitet und die unternehmerische Mitverantwortung übernommen, das Unternehmen durch die Krise zu führen. Auch bei der Gestaltung der hybriden Arbeitsorganisation bewiesen Personalverantwortliche Führungsqualitäten. Diesen Anspruch sollte HR beibehalten und im Jahr 2023 den Blick nicht nur auf kurzfristige Trends im Personalwesen richten, sondern die großen unternehmerischen Herausforderungen auf die Agenda nehmen.

Die Schwerpunkte variieren je nach Branche und Unternehmensgröße. Und doch gibt es Herausforderungen, die alle treffen. Die Redaktion des Personalmagazins hat fünf wichtige Themen zusammengetragen, bei denen HR mehr Unternehmertum wagen kann.

1. Regeneratives Wirtschaften ermöglichen

Nachhaltigkeit steht bei vielen Unternehmen bereits auf der Agenda. Bislang erkaufen sich viele Betriebe Klimaneutralität mithilfe von Emissionszertifikaten. Das ist zwar nachhaltig im Sinne der ESG-Kriterien und Reportingpflichten - doch ließen sich nicht ambitioniertere Ziele wie regeneratives Wirtschaften verfolgen? Es geht dann nicht nur darum, die Schäden an der Natur zu begrenzen, sondern der Natur etwas zurückzugeben.

Einen solchen Ansatz vertritt beispielsweise Stephan Hankammer, Professor für nachhaltige Unternehmensführung an der Alanus Hochschule. Eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft zu etablieren ist mühsam, keine Frage. Doch mit einem sinnstiftenden Unternehmensziel und dem richtigen Know-how in der Belegschaft kann es gelingen. 

HR-Aufgabe: Unternehmensstrategie und Personalstrategie, Digitalisierung, Weiterbildung

2. Shared Leadership stärken

In der Krise haben sich Führungskonzepte bewährt, die eine Fokussierung auf die zentralen Herausforderungen ermöglichen und gleichzeitig den Zusammenhalt stärken. Führungskräfte müssen Empowerment von unten ermöglichen und komplexe Projekt- und Netzwerkstrukturen in Unternehmen und Organisationen steuern. Dafür brauchen sie andere Fähigkeiten als in klassischen hierarchischen Strukturen. Die Förderung von Shared-Leadership-Kompetenzen bleibt eine zentrale Zukunftsaufgabe.

HR-Aufgabe: Führungskräfteentwicklung, Unternehmenskultur

3. Fachkräftemangel angehen

In vielen Unternehmensbereichen wie der IT und in Branchen wie der Gesundheitswirtschaft und dem Handel hat der Mangel an Fachkräften bedrohliche Ausmaße angenommen. Wachstum und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sind in Gefahr. Es geht darum, nicht nur die Recruiting-Aktivitäten zu erhöhen, sondern eine mittel- und langfristige Personalplanung aufzusetzen und in die Ausbildung sowie in Re- und Upskilling der Beschäftigten zu investieren. Denn eine leistungsfähige Workforce ist die Voraussetzung für ein innovationsfähiges Unternehmen.

HR-Aufgabe: Recruiting, Bewerbermanagement, Talent Management, Weiterbildung, Personalentwicklung

4. Internationalisierung neu gestalten

Die Auswirkungen globaler Krisen wie die Coronapandemie oder der Ukrainekrieg zeigen die Abhängigkeiten der deutschen Exportwirtschaft. Die globalen Handelsbeziehungen stehen auf dem Prüfstand. Bei den Lieferketten und der internationalen Arbeitsteilung gilt es, Abhängigkeiten zu reduzieren und das Geschäft auf verschiedene Standbeine zu stellen. Im Blick auf die Abhängigkeit von China gibt BDI-Präsident Siegfried Russwurm die Richtung vor: "Wir sollten die Wirtschaftsbeziehungen zu China auch im Kontext des neuen Systemwettbewerbs nicht grundsätzlich infrage stellen. Ein Teil der Lösung besteht darin, Absatz- und Beschaffungsmärkte zu diversifizieren." Die ersten Schritte dazu können 2023 eingeleitet werden.

HR-Aufgabe: Unternehmensstrategie, Organisationsentwicklung, Arbeitskosten

5. Fairness verankern

Die gesellschaftliche Debatte um mangelnde Fairness in Deutschland hat längst auch die Beschäftigten in den Unternehmen erreicht. Einfach- und Facharbeit braucht mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung, um Spaltung und Konflikte zu vermeiden. Bei der Lohnpolitik haben die unteren Lohngruppen Nachholbedarf, sind sie doch von der Inflation besonders betroffen. Zur Fairness gehört aber auch der aktive Kampf gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz. Alle sieben Dimensionen der "Charta der Vielfalt" sollten in den Blick genommen werden.

HR-Aufgabe: Diversity, Vergütung, Weiterbildung



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