Serielles Bauen: Nicht nur für Flüchtlinge und Schüler

Beim seriellen Bauen haben die Protagonisten längst nicht mehr nur Flüchtlingsunterkünfte und Schulcontainer im Blick. Bundesweit gibt es inzwischen etliche Modellprojekte für dauerhafte Wohnanlagen in Modulbauweise.

Vor allem für Studentenapartments gibt es bereits einige schon realisierte Projekte in Modulbauweise - denn Studierende haben es zunehmend schwer, preiswerten Wohnraum zu finden. Ein Beispiel befindet sich in der Storkower Straße im Berliner Stadtteil Lichtenberg: Dort hat die Berlinovo, eine Gesellschaft des Landes Berlin, im Sommer 2017 ein modular errichtetes Studentenwohnheim mit 129 Apartments fertiggestellt. Errichtet wurde das Gebäude in Holzhybridbauweise, wobei die Firma Brüninghoff als Generalunternehmer dafür nur neun Monate benötigte. Denn die Module wurden im Werk gefertigt und dann auf die Baustelle transportiert, wo sie nur noch zusammengebaut werden mussten. 

Serielles Bauen: Geschwindigkeit ist Hauptvorteil

Vor allem die Geschwindigkeit beim Bau nennt Christof Kurch, Bereichsleiter Technisches Projektmanagement bei der Berlinovo, als Vorteil dieser Methode. Konsequenterweise bereitet die Berlinovo derzeit den Bau von drei weiteren Studentenwohnheimen mit zusammen fast 800 Plätzen vor, die ebenfalls modular errichtet werden sollen. Ob dies wieder in Holzhybridbauweise geschieht, ist allerdings noch nicht entschieden.

Serielles und modulaes Bauen ist nicht unbedingt das Gleiche

Das zeigt, dass modulares und serielles Bauen nicht unbedingt das Gleiche ist. So richtig auszahlen würden sich die Vorteile ja erst dann, wenn die Berlinovo das Projekt in der Storkower Straße eins zu eins an anderen Standorten wiederholen – und somit seriell bauen – würde. Bei erneuter Planung fallen hingegen wieder neue Planungskosten an. Umgekehrt bedeutet serielles Bauen nicht zwingend, dass man sich industrialisierter Methoden bedient und Module in der Fabrik produziert.

„Das serielle Bauen“, verdeutlicht dies das Beratungsunternehmen Analyse & Konzepte, „kann als ein ,typologisches Programm‘ verstanden werden, bei dem – unabhängig von der Bauweise – eine große Anzahl von Wohnungen nach gleichem Standard erstellt wird.“ Das kann somit auch in konventioneller Bauweise erfolgen.

Wohnungsriese Vonovia setzt auf serielle Bauweise

Die Vorteile des seriellen und des modularen Bauens verbinden will der Dax-Konzern Vonovia. Ende 2016 stellte er in der Insterburger Straße in Bochum sein Pilotprojekt – einen 14 Wohnungen umfassenden Neubau – fertig, der ebenfalls in Holzhybridbauweise realisiert wurde. Auch bei seinem weiteren Neubauprogramm, das jährlich bis zu 2.000 Wohnungen umfasst, setzt der Wohnungsriese auf das serielle Bauen.

„Die Zukunft des Wohnungsbaus liegt in der modularen Bauweise.“ Klaus Freiberg, Mitglied des Vorstands von Vonovia

Dabei hat Klaus Freiberg vor allem Freiflächen in bestehenden Quartieren im Blick, wobei er nicht nur mit Holzmodulen, sondern auch mit Stahl- und Stahlbetonmodulen arbeiten will. Ziel ist es nach seinen Worten, den Vorfertigungsgrad von momentan 70 auf etwa 80 Prozent zu erhöhen.

Gewoba heimst für "Bremer Punkt" Preise ein

Eine weitere Vorreiterin des modularen Bauens in Deutschland ist die Gewoba in Bremen. Für ihren „Bremer Punkt“ heimst die Wohnungsbaugesellschaft einen Preis nach dem anderen ein – zuletzt die Nominierung zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2017. Beim „Bremer Punkt“ handelt es sich um ein aus dem Architektenwettbewerb „ungewöhnlich wohnen“ hervorgegangenes Punkthaus, das zur Nachverdichtung von 50er- und 60er-Jahre-Siedlungen geeignet ist. Trotz seiner Modularität bietet es dank flexibler Grundrissgestaltung bis zu 22 unterschiedliche Grundrisse. Nach Einschätzung der Jury des Nachhaltigkeitspreises „optimiert die serielle Bauweise und Typenbildung nicht nur den Planungs- und Genehmigungsaufwand, sondern perfektioniert durch witterungsunabhängige Vorfertigung den Produktionsprozess und verringert die Bauzeit“. Für nächstes Jahr plant die Gewoba den Baubeginn für vier weitere „Bremer Punkte“.

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