Pflegeimmobilien: Wo Investoren Förderung kriegen
In zehn von 16 Bundesländern gibt es derzeit eine (eingeschränkte) Subjektförderung im Bereich Pflegeimmobilien – in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, dem Saarland und Baden-Württemberg. Mit der Objektförderung für Pflege- und Seniorenheime sieht es noch schlechter aus: Nur Bayern bezuschusst den Neubau und Sanierungen von Pflegeheimen umfassend. Das schreckt Investoren ab.
Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie von 5QRE und Prohealth, wonach es bis zum Jahr 2055 ein Defizit von 70.000 Heimplätzen gibt. Die Experten warnen: Ohne neue Finanzierungsmodelle droht ein Pflegenotstand.
Flickenteppich-Förderlandschaft: Hürde für Investoren
Der Studie zufolge halten sich institutionelle Anleger seit den Insolvenzen einiger Betreiber bei Investments in Pflegeheime zurück. "Diesen Umstand könnte man mildern durch staatliche Subventionen, wie wir es beispielsweise im Wohnsegment durch Förderprogramme oder KfW-Kredite sehen", schreibt Peret Bergmann, Vorstand von 5QRE.
Es werde Zeit, dass Pflege genauso behandelt werde wie Wohnen und die entsprechenden Förderungen erheblich ausgeweitet werden, so Peret weiter. Wie der Förderatlas zeige, vernachlässigten die meisten Bundesländer die Folgen der demografischen Entwicklung. Sowohl Entwickler als auch Betreiber könnten angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und regulatorischen Lage den Bedarf an neuen Plätzen auch mittelfrsitig nicht decken.
Objektförderung von Pflegeimmobilien: Vorteile
"In den nächsten 30 Jahren steigt die Zahl der Pflegebedürftigen laut Statistischem Bundesamt auf 6,8 Millionen Menschen an. Selbst wenn wir die Quote der zu Hause gepflegten Menschen bei 80 Prozent wie aktuell belassen, haben wir einen Mehrbedarf von rund 400.000 Plätzen in vollstationären Pflegeheimen", kommentiert Uwe Natter, Geschäftsführer von Pro Health, das Ergebnis der Studie. Das ergebe einen Bedarf von mehr als 13.000 neuen Heimplätzen pro Jahr. "Diese Herausforderung wird nur mit einer grundlegend neuen Förderkulisse zu lösen sein."
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben die Objektförderung erst in den vergangenen Jahren zusammengestrichen. Nur noch in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen und dem Saarland werden Pflegeimmobilien öffentlich gefördert. "Die zusätzliche Objektförderung schafft Investorensicherheit", erklärt Peret, denn direkte Objektförderungen wirkten sich auf die Baukosten aus. Damit werde die Schwelle für ein Investment niedriger.
Förderatlas Pflegeimmobilien 2024
Bericht: Altersgerechter Wohnraum – gesetzlich verankert
"Altwerden in Deutschland muss neu gedacht werden. Wir brauchen moderne Konzepte und neue Wohnformen", sagt Ralf Licht, Chief Development Officer der Carestone Gruppe und stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss Gesundheitsimmobilien beim Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA). "Dabei kommt dem privaten Kapital eine entscheidende Rolle zu, denn ohne gezielte Investitionen lassen sich die dringend benötigten Wohn- und Pflegeangebote nicht realisieren."
Hintergrund für das Statement ist der aktuelle Altersbericht der Bundesregierung, der die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland untersucht hat. Ein Schwerpunkt ist der Handlungsdruck infolge des demografischen Wandels.
Der Bau neuer Wohn- und Pflegeimmobilien werde durch hohe Baukosten, knappe Grundstücke und eine oft unzureichende Berücksichtigung in der kommunalen Planung erschwert, so Licht. Auch er fordert gezielte Förderungen für altersgerechten Wohnraum: "Senioren- und Pflegeimmobilien könnten innerhalb der Sozialquote dem staatlich geförderten Wohnungsbau gleichgestellt werden."
Auch in den KfW-Mitteln für den klimafreundlichen Neubau, die im vergangenen Jahr beschlossen wurden, sieht der ZIA-Experte ein effektives Mittel für die Schaffung neuer Wohnkapazitäten bei gleichzeitiger Einhaltung der Klimaziele.
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