Gesetzestext

 

Für das Pfandrecht an einem Inhaberpapier gelten die Vorschriften über das Pfandrecht an beweglichen Sachen.

A. Inhaberpapier als Sachpfand.

 

Rn 1

Inhaberpapiere, dh Inhaberschuldverschreibung (§ 793), kleine Inhaberpapiere (§ 807), Inhaberscheck (Art 5 ScheckG), Inhabergrund- u Inhaberrentenschuldbrief (§§ 1195, 1199), Inhaberaktie (§ 10 AktG) u Inhaberinvestmentanteilsschein (§ 95 I KAGB), stehen bei der Verpfändung beweglichen Sachen gleich. Obwohl das Pfandrecht am Inhaberpapier festgemacht wird, ist wesentlicher Gegenstand das Recht aus dem Papier (BGH WM 18, 657 Rz 50; MüKoBGB/Damrau Rz 1). Wie Inhaberpapiere sind Schuldbuchforderungen u Bundesschatzbriefe zu behandeln (BGH NJW 86, 1675, 1675 [BGH 28.02.1985 - III ZR 183/83]).

B. Verpfändung.

 

Rn 2

Die Verpfändung erfolgt durch Einigung u Übergabe nach §§ 1205f (BGH WM 18, 657 Rz 37 f, 50; NJW 97, 2110, 2111 f). Das gilt auch für in einer Sammelurkunde verbriefte Inhaberaktien, bei der die verschiedenen Besitz- u Besitzmittlungsverhältnisse zu beachten sind (BGHZ 207, 23 Rz 13 ff). Indossament u Anzeige nach § 1280 sind entbehrlich, aber ratsam. Gutgläubiger Pfandrechtserwerb nach §§ 1207, 935 II sowie §§ 366f HGB ist möglich. Eine Verpfändung des verbrieften Rechts kann auch nach §§ 1273, 1279 durch Einigung u Übergabe (KG NJW-RR 03, 542 [KG Berlin 20.12.2002 - 14 U 5141/00]) ohne Anzeige nach § 1280 erfolgen; ein gutgläubiger Erwerb ist dann nicht möglich (Hirte/Knof WM 08, 7, 9).

 

Rn 3

Bei Sonderdepot (Streifenbandverwahrung) verwahrten Aktien erfolgt die Übergabe idR nach § 1205 II (Nodoushani WM 07, 289, 294 f). Unterhält der Verpfänder sein Depot beim Pfandgläubiger, ist die Übergabe der Aktien nach § 1205 I 2 entbehrlich (G. Hoffmann WM 07, 1547, 1550). Bei Inhaberpapieren in Sammelverwahrung (§ 5 DepotG) wird der Miteigentumsanteil (§ 1258) verpfändet (G. Hoffmann aaO 1549); die Verpfändung ist der Depotbank (Karlsr WM 99, 2451, 2455 [OLG Karlsruhe 03.12.1998 - 19 U 33/98]) oder der Wertpapiersammelbank anzuzeigen (§ 1205 II; G. Hoffmann aaO 1550). Einräumung qualifizierten Mitbesitzes (§ 1206) kommt bei Sammelverwahrung nicht in Betracht (L/B/S/Haertlein 28. Kap Rz 11). Zur Verpfändung globalverbriefter Inhaberaktien (§ 10 V AktG) BGHZ 207, 23 Rz. 14 ff, zur Verpfändung künftiger Aktien Stupp DB 06, 655, 658 f.

 

Rn 4

Durch die Verpfändung entsteht zwischen Verpfänder u Pfandgläubiger ein gesetzliches Schuldverhältnis (§§ 1215 ff). Der Pfandgläubiger ist daraus zur Einlösung fälliger u zur Beschaffung neuer Zinsscheine (§ 803) u ggf zum Umtausch von Aktien verpflichtet (§§ 1218 f). Das Pfandrecht setzt sich an den Ersatzstücken u Gratisaktien fort (RGZ 116, 198, 203), nicht aber an neuen Aktien aufgrund eines Bezugsrechts (RGZ 139, 224, 229; aA MüKo/Damrau Rz 8; G. Hoffmann WM 07, 1547, 1554). Die Verpfändung von Aktien erfasst grds nicht die verbrieften Mitgliedschaftsrechte (BGHZ 119, 191, 194 f; 207, 23 Rz. 28; Nodoushani WM 07, 289, 290; Hoffmann WM 07, 1547, 1553 f).

C. Verwertung.

 

Rn 5

Die Verwertung erfolgt durch Pfandverkauf nach §§ 1228, 1235 I, gem § 1233 II, durch Einziehung der Forderung nach § 1294 oder nach § 1277 sowie bei entspr Vereinbarung (§§ 1245, 1259) durch freihändigen Verkauf (BGHZ 217, 178 Rz 50; Vogelmann/Körner DNotZ 18, 485, 489) oder Verfall. Das Pfandrecht setzt sich am Erlös bzw am Einlösungsbetrag fort (§ 1287; BGH NJW 97, 2110, 2111). Zur Verwertung in der Insolvenz des Sicherungsgebers Ch Berger ZIP 07, 1533.

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