Kolumne Talentmanagement: Der Duft des Erfolgs

Talente finden, fördern, binden – dieser Dreiklang birgt viele Zwischentöne und sorgt auch für Missklänge in Unternehmen. Talent-Management-Experte Martin Claßen gibt in seiner Kolumne Ein- und Ausblicke in die Talentwelt. Heute: Welche Rolle Parfümeure im Talent Management spielen.

Das muss einfach mal gesagt werden, gerade jetzt in der Adventszeit: Talent Management ist eine höchst unsinnliche Angelegenheit. Von den fünf menschlichen Sinnen werden ein, höchstens zwei angesprochen: Das Hören und bedingt noch das Sehen. Wobei der Sehsinn in Zeiten anonymer Bewerbungen zur Vermeidung visueller Reize bei der Kontaktanbahnung deutlich im Abschwung ist. Sinne Nummer Drei und Vier, das Tasten und der Geschmack: Fehlanzeige. Beides verbietet sich dank der "Corporate Values".

Duft des Erfolgs wurde kreiert

Bleibt noch Sinn Nummer Fünf, das Riechen. Hier kann nun seitens der Talente gegenüber dem Unternehmen sinnlich aufgerüstet werden. Kürzlich hat eine Professorin der Leuphana-Universität in Lüneburg zusammen mit ihren Studenten und einer Parfümeurin den "Duft des Erfolgs" mit dem schlichtem Namen "P" entwickelt. P steht für Personality, Performance und Potential, das magische Dreieck im Talent Management.

Die Rückmeldungen der Nutzer seien sehr positiv, so die Professorin im Personalmagazin-Interview. Sie bilanziert: "Der Duftreiz wird oft unterschätzt. Wer gut riecht, kommt auch gut an. Zum Eindruck zählt auch, ob man jemanden gut riechen kann". Eigentlich haben wir dies längst gewusst.

Olfaktorischer Rausch breitet sich in den Büros aus

Eines war zumindest mir aber nicht klar. Da ist es gut, dass sich Professoren um solche lebenspraktischen Dinge kümmern: "Aktuelle Studien aus der Sozialpsychologie sagen, dass kompetente Wirkung durch männliche Düfte erhöht werden kann", lautet das zentrale Statement im Interview.

Männliche Düfte im Job haben mittlerweile wohl nichts mehr mit harter Maloche und ihren unangenehmen Nebenwirkungen für die Nase zu tun, sondern mit olfaktorischer Berauschung im Vorstandszimmer, Meeting-Raum, Office.

Individuelle Düfte für die Karriereplanung

Gut möglich, dass wir künftig am Arbeitsplatz von wabernden P-Wolken malträtiert werden. Wo bleibt da die individuelle Differenzierung als hervorragendes – oder besser: herausriechendes – Talent? Berufliche Düfte, so meine nicht allzu forsche Prognose, werden in Bälde personalisiert. Clevere Talente suchen bereits heute den Kontakt zu ihrem Parfümeur mit Garantie auf einen "Stand Alone"- oder besser "Smell Alone"-Duft. Nelke und besonders Pfefferminz gelten derzeit noch als olfaktorische Geheimtipps, mit garantierter Nasenbeglückung für wichtige Karriereentscheider im Unternehmen. In der Adventszeit kann gerne noch Myrrhe hinzukommen.

Martin Claßen hat 2010 das Beratungsunternehmen People Consulting gegründet. Talent Management gehört zu einem seiner fünf Fokusbereiche in der HR-Beratung.