Mitarbeiterfluktuation managen
Fluktuation ist ein natürlicher und unvermeidbarer Bestandteil unternehmerischen Arbeitens. Eine hohe Fluktuation ist für Unternehmen mit einigen Risiken verbunden: Wertvolles Fachwissen und Kompetenzen gehen durch das Ausscheiden eines Mitarbeitenden verloren. Es entstehen Kosten durch Vakanz und Neubesetzung der Stelle. Und nicht zuletzt kann eine hohe Mitarbeiterfluktuation negative Effekte auf die Unternehmenskultur haben.
Fluktuation kann aber auch einen positiven Effekt auf die Funktionalität von Unternehmen nehmen. Neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bringen beispielsweise neue Sichtweisen und Impulse mit. Dadurch wird die Kreativität im Team gestärkt und gefördert. Auch Schwachstellen im Unternehmen können durch den frischen Blick eines neuen Mitarbeiters oder einer neuen Mitarbeiterin aufgedeckt werden.
Was ist Mitarbeiterfluktuation: Definition
Der Begriff Mitarbeiterfluktuation beschreibt die Abgänge von Beschäftigten. Gängig sind auch die Bezeichnungen Personalfluktuation oder Arbeitskräftefluktuation. Grundsätzlich fasst der Begriff alle Auflösungen von Arbeitsverhältnissen zusammen, die wichtigste Rolle spielen jedoch arbeitnehmerseitige Kündigungen.
Eine hohe Mitarbeiterfluktuation wird häufig als Ausdruck einer geringen Mitarbeiterbindung gesehen. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive werden jedoch auch positive Auswirkungen wie etwa eine bessere Ressourcenallokation herausgestellt.
Mitarbeiterfluktuation: Gründe und Statistik
Die Treiber der Fluktuation sind vielfältig und basieren auf den subjektiven Werten und Erwartungen der Mitarbeitenden. Man unterscheidet emotionale, rationale sowie persönliche beziehungsweise externe Treiber der Fluktuation.
- Emotionale Treiber: Unzufriedenheit mit den Arbeitsinhalten, mit der sozialen Einbindung im Unternehmen oder mit der Unternehmenskultur
- Rationale Treiber: Unzufriedenheit mit der Vergütung, mit den Entwicklungsperspektiven oder der Arbeitsbelastung
- Persönliche Treiber: Familienplanung, Umzug wegen Jobwechsel des Partners etc.
- Externe Treiber: Konjunktur; Erklärung: Ist die Arbeitslosigkeit hoch, wechseln Mitarbeitende seltener das Unternehmen. Bei einer guten Konjunkturlage dagegen steigt die Bereitschaft, aufgrund des erhöhten Jobangebots eine neue Herausforderung zu wagen.
Die Gründe für Mitarbeiterfluktuation liegen immer in einer Mischung der verschiedenen Faktoren. Anhand dieser können Arbeitgeber auch Maßnahmen für eine erhöhte Mitarbeiterbindung entwickeln. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag: Welche Faktoren sorgen für eine höhere Mitarbeiterfluktuation.
Statistiken berufen sich häufig auf Beschäftigtenbefragungen wie zum Beispiel den "Gallup Engagement Index", bei denen die Bindung ebenfalls befragungsbasiert als emotionale Bindung oder Kündigungsneigung operationalisiert wird. Diese Studien haben durchaus eine personalwirtschaftliche Berechtigung, weisen aber insbesondere zwei Schwächen auf: Erstens unterstellen sie implizit, dass Unzufriedenheit der einzige Treiber für einen Unternehmenswechsel ist, und zweitens zielen sie nicht auf die Erklärung der tatsächlichen arbeitnehmerseitigen Kündigungen ab.
Führungswechsel lässt Fluktuation ansteigen
Culture Amp, Anbieter von Employee-Experience-Lösungen, hat aus seinem Datenpool Daten von über 3 Millionen Mitarbeitenden aus über 4.700 Unternehmen aus dem Zeitraum von November 2023 bis November 2024 ausgewertet und die Aussagen von Mitarbeitenden mit und ohne Wechsel beim Management oder der Unternehmensführung verglichen. Das Ergebnis: Sowohl ein neuer Manager als auch eine neue Unternehmensführung tragen zu einer erhöhten Fluktuation bei. Dabei führt ein Wechsel auf Führungsebene oft zu einem abrupten Anstieg der Fluktuation, der sich im Laufe der Zeit wieder relativiert. Im Gegensatz dazu verursacht der Wechsel in der Managementebene einen kontinuierlichen Anstieg der Fluktuation.
Buchtipp: Führung ohne Fluktuation Das Buch "Führung ohne Fluktuation" von Jörg Schröder, das bei 2024 bei Haufe erschienen ist, unterstützt Führungskräfte dabei, durch Selbstreflexion den eigenen Führungsstil zu optimieren, schrittweise die emotionale Bindung der Mitarbeitenden ans Unternehmen zu erhöhen. Sie können das Buch hier im Haufe Shop bestellen. |
Welche Kosten Mitarbeiterfluktuation verursacht
Die Fluktuation von Mitarbeitenden kann auf unterschiedliche Weise Kosten für das Unternehmen verursachen. Prinzipiell unterscheidet man direkte und indirekte Kosten der Fluktuation.
1. Direkte Kosten der Fluktuation:
Die direkten Kosten der Fluktuation lassen sich in drei Phasen einteilen. Die erste Phase beginnt, während der Mitarbeitende noch im Unternehmen ist (Trennungsphase). Hier entstehen Kosten beispielsweise für Kündigungsgespräche, Exit-Interviews und eventuell Abfindungen. Die zweite Phase umfasst die Zeit, nachdem der Mitarbeitende das Unternehmen verlassen hat, und endet, wenn die Position neu besetzt wurde. Hier entstehen unter anderem Kosten für Stellenausschreibung, Bewerbungsgespräche, Auswahlverfahren (zum Beispiel Assessment Center), Vertragsverhandlungen sowie Administrationsaufwand. Die dritte Phase ist abgeschlossen, wenn der neue Mitarbeitende eingearbeitet und ein voll funktionsfähiger Teil des Unternehmens geworden ist (Onboading und Training).
2. Indirekte Kosten der Fluktuation:
Neben den direkten Kosten der Fluktuation gibt es auch indirekte Auswirkungen, die primär durch den Produktivitätsverlust aufgrund einer verringerten Motivation des scheidenden Mitarbeiters entstehen. Die Herausforderung ist, dass diese indirekten Kosten schwer messbar sind und deshalb von den Unternehmen oft ignoriert werden.
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Mitarbeiterfluktuation berechnen
Die Fluktuationsrate oder Fluktuationsquote beschreibt den Personalwechsel in Bezug auf den Personalbestand. Die Fluktuationsquote wird meist jährlich erhoben. Zur Ermittlung der Fluktuationsquote werden folgende Formeln eingesetzt:
nicht betrieblich initiierte Personalabgänge / (Personalstand zu Beginn des Berichtszeitraums + Neueinstellungen im Berichtszeitraum)
x 100
oder
nicht betrieblich initiierte Personalabgänge / durchschnittlicher Personalbestand im Berichtszeitraum
× 100
Die Fluktuation kann dabei gegliedert werden nach Unternehmensbereichen, Mitarbeitergruppen oder Fluktuationsursachen. Es empfiehlt sich, die Fluktuationsquote mit dem Vorjahr, mit anderen Unternehmen und/oder dem Soll-Ist zu vergleichen.
Maßnahmen gegen Personalfluktuation
Unternehmen haben angesichts der Personalfluktuation vielfältige Möglichkeiten, die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise:
- Veränderung der Arbeitsinhalte von Mitarbeitenden,
- Veränderung der Arbeitsbelastung,
- Angebote von flexiblen Arbeitszeiten und Arbeitsorten,
- Anpassung der Vergütung,
- Karriere- und Entwicklungsperspektiven,
- Förderung der sozialen Zugehörigkeit zum Unternehmen (zum Beispiel Netzwerkangebote, Teambuilding),
- Angebot strukturierter Entwicklungsprogramme für Mitarbeitende.
Frühfluktuation entgegenwirken mit strukturiertem Onboarding
Die Frühfluktuation spielt für Unternehmen eine besondere Rolle, denn Kündigungen in der Probezeit sind ein großer Kostenfaktor. Es erhöht den Recruiting-Aufwand enorm, wenn eine gerade besetzte Stelle gleich wieder neu besetzt werden muss.
Unternehmen können solch frühen Kündigungen am effektivsten durch ein gelungenes Onboarding entgegenwirken. Dabei sollten neue Mitarbeitende nicht nur fachlich, sondern auch hinsichtlich der Unternehmenskultur abgeholt und eingebunden werden. Ein strukturierter Onboarding-Prozess kann durch regelmäßige Austausch-Termine mit dem Team beziehungsweise der Führungskraft, aber auch durch Software-Angebote mit den wichtigsten Informationen unterstützt werden.
Fluktuationsrate in Deutschland 2023
Die Fluktuationsrate in Deutschland liegt im langjährigen MIttel über alle Wirtschaftszweige hinweg zwischen 30 und 34 Prozent. Ihre Entwicklung zeigt eine Korrelation zur Konjunktur und der Nachfrage nach Personal. Im Pandemie-Jahr 2020 fiel sie auf 29,8 Prozent. Dieser Wert liegt sogar noch unter der Fluktuationsrate während der Finanzkrise 2008/2009 (31,2 Prozent).
Fluktuationsrate im Branchenvergleich 2023
Die Fluktuation ist meist in jenen Branchen und Sektoren hoch, in denen spezialisierte Kenntnisse keine große Rolle spielen und zudem eine stark schwankende Arbeitskräftenachfrage besteht wie zum Beispiel in der Landwirtschaft oder im Gastgewerbe. Mitarbeitende in diesen Branchen gehen beim Stellenwechsel ein geringeres Risiko ein, da sie wenig fach- und betriebsspezifische Kenntnisse verlieren. Gleichzeitig sind viele dieser Stellen nur auf Zeit angelegt, etwa im Fall von Erntehelfern und Erntehelferinnen in der Landwirtschaft.
In der öffentlichen Verwaltung werden pro Jahr lediglich 14 Prozent der Arbeitsplätze neu besetzt - offenbar ist eine Stelle bei Vater Staat nach wie vor auf die Ewigkeit angelegt. In der Zeitarbeit - dem anderen Extrem - wird das Personal rein rechnerisch einmal pro Jahr komplett ausgewechselt. Hier besteht eine Fluktuationsrate von 138 Prozent.
Die folgende Tabelle zeigt die aktuellen Fluktuationsraten im Branchenvergleich:
Arbeitnehmerüberlassung | 127 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 73,4 |
Gastgewerbe | 62,1 |
Information und Kommunikation | 52,3 |
Wirtschaftliche Dienstleistung (ohne AÜ) | 46,4 |
Sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte | 35,2 |
Baugewerbe | 33,1 |
Handel, Instandhaltung und Reparatur (z.B. Kfz) | 30,8 |
Erziehung und Unterricht | 26,7 |
Immobilien, freiberufliche, wissenschaftl. u. technische Dienstl. | 26,5 |
Heime und Sozialwesen | 26,5 |
Gesundheitswesen | 23 |
Verarbeitendes Gewerbe | 17,7 |
Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgungsw. | 17,5 |
Finanz- und Versicherungsdienstleistungen | 16,3 |
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung | 13,6 |
Quelle: Statistisches Bundesamt 2025, basierend auf Arbeitsmarktdaten aus dem Jahr 2023, Angaben in Prozent
Buchtipp: Fluktuationsmanagement
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Buch "Fluktuationsmanagement - Praxishandbuch für Personaler und Führungskräfte" von Finn und Jörg Rischke, das 2021 bei Schäffer-Poeschel erschienen ist. Es erläutert praxisnah, wie Fluktuation durch bewusste Maßnahmen so gesteuert werden kann, dass die Funktionalität des Unternehmens steigt. Hier können Sie das Buch bestellen.
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Kathrin Günther
Sat May 17 18:21:36 CEST 2025 Sat May 17 18:21:36 CEST 2025
Guten Tag, können Sie mir mitteilen, ob es für die Jahre 2024, 2023 oder 2022 aktuelle Zahlen zur Fluktuation in Deutschland insgesamt sowie gesondert für den öffentlichen Dienst gibt? Vielen Dank!
Andrea Schmitt
Tue May 20 13:02:32 CEST 2025 Tue May 20 13:02:32 CEST 2025
Guten Tag,
vor Kurzem wurden vom Statistischen Bundesamt neuere Zahlen zur Fluktuation veröffentlicht, weshalb wir diesen Beitrag aktuell überarbeiten. Diese neuesten Zahlen basieren auf Arbeitsmarktdaten aus dem Jahr 2023. Auch für 2022 sind die Zahlen über Statista abrufbar.
Viele Grüße
Ihre Haufe Online Redaktion Personal
Antje Stalmasiak
Wed Nov 15 09:59:25 CET 2023 Wed Nov 15 09:59:25 CET 2023
Können Sie mir bitte die Originalquelle zur Tabelle benennen? Mit dem Hinweis "Quelle: Statistisches Bundesamt 2021, basierend auf Arbeitsmarktdaten aus dem Jahr 2019, Angaben in Prozent" kann ich diese nicht finden.
Andrea Schmitt
Wed Nov 15 15:19:47 CET 2023 Wed Nov 15 15:19:47 CET 2023
Guten Tag,
vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Beitrag. Die Daten stammen aus dieser Statista-Grafik, die inzwischen aber schon neuere Zahlen zeigt:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/664601/umfrage/fluktuation-der-sozialversicherungspflichtigen-beschaeftigung-in-deutschland-nach-wirtschaftszweigen/
Viele Grüße
Ihre Haufe Online Redaktion Personal
Sun Dec 01 03:03:21 CET 2019 Sun Dec 01 03:03:21 CET 2019
Haufe Online Redaktion: Dieser Text wurde redaktionell gelöscht.