Klimaneutralität und Ressourceneffizienz

Neues Bauforschungszentrum: Pilotprojekte ab 2026


Neues Bauforschungszentrum: Pilotprojekte ab 2026

Die Bauforschung soll helfen, dass der Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral und ressourceneffizient wird. 52,5 Millionen Euro sind im Bundeshaushalt eingeplant. In Berlin wurde der Vertrag mit den beteiligten Ländern unterzeichnet. Pilotprojekte gibt es ab 2026.

Vertreter aus dem Bundesbauministerium und der Länder Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg haben am 24.11.2025 in Berlin die Eckpunkte für die Gründung des Bundesforschungszentrums klimaneutrales und ressourcenschonendes Bauen (BFZ) unterzeichnet. Ein Schwerpunkt ist die Vernetzung von Forschung und Praxis.

Für 2026 bis 2028 seien im Bundeshaushalt 52,5 Millionen Euro vorgesehen, teilte das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) mit. Ab Anfang 2026 soll es "pilotartige Forschungsprojekte" geben, hieß es weiter.

"Das Zentrum soll nicht nur Forschungslücken schließen, sondern auch Motor sein für den Transfer von frischen Ideen, mutigen Ansätzen und schnellen Innovationen in die Baupraxis", sagte Bauministerin Verena Hubertz (SPD).

Zirkuläres Bauen: langlebige Immobilien statt Abriss

Abreißen und neu bauen – angesichts des enormen Ressourcenverbrauchs muss der Immobiliensektor ökologisch umdenken. Hier zeigt etwa das Forschungsprojekt "Long-Lasting Real Estate (LoLaRE): Anforderungen zukunftsfähiger Gebäude mit langen Lebensdauern" des Instituts für Baubetriebswesen unter der Leitung von Professor Jens Otto an der Technischen Universität (TU) Dresden Potenziale langlebiger und ressourcenschonender Bauweisen auf. Hauptgründe für Abrisse sind laut der Studie, die am 14.5.2025 veröffentlicht wurde, der Bau neuer Wohngebäude und die Umwandlung von Flächen in Freiraum.

Auch schadhafte Bausubstanzen, Nutzungsänderungen, wirtschaftliche Abwägungen oder rechtliche Anordnungen fördern den Abbruch und anschließenden Neubau von Gebäuden. Hohe Sanierungskosten, insbesondere im Zusammenhang mit strengen Brandschutzvorgaben, oder geringe strukturelle Reservekapazitäten der Bausubstanz spielen dabei eine wesentliche Rolle. Faktoren wie Denkmalschutz und Bestandsschutz wiederum begünstigen den Erhalt von Gebäuden.

Im Fokus der Untersuchung steht die Sichtweise der Immobilieneigentümer, wodurch eine praxisnahe Erhebung der Einflussfaktoren erreicht werden soll. "Diese bergen ein großes Potenzial, schließlich sind die Eigentümer der Immobilie die Entscheidungsträger über den möglichen frühzeitigen Rückbau des Gebäudes", heißt es in dem Bericht. Die Entscheidung für oder gegen den Abriss erfordere eine komplexe Abwägung zwischen rechtlichen, wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Aspekten.

Bewertet wird in der Studie auch das Verhältnis von Nutzungsflexibilität, Ökobilanz und Lebenszykluskosten, um eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen, die für die Planung neuer Immobilien und für Bestandsimmobilien von Relevanz ist. Das soll zu einer höheren Gebäudenutzungsdauer und einer Reduzierung des Emissionsaufkommens durch sogenannte Graue Energie führen – dem Energieaufwand, der über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder Gebäudes benötigt wird, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.

Laut Daniel Wöffen, der am Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Studie begleitet hat, liefern die Ergebnisse praxistaugliche Erkenntnisse zur Reduzierung von Gebäudeabbrüchen und zur Planung langlebiger, anpassungsfähiger Gebäude.

Eine kompakte Zusammenfassung der Studie liefert der BBSR-Transferbericht "Gebäudeabbrüche in Deutschland: Ursachen und Einflussfaktoren für die Verlängerung der Nutzungsdauer von Gebäuden" (PDF).

Zum vollständigen Bericht "Long-Lasting Real Estate Anforderungen – zukunftsfähiger Gebäude mit langen Lebensdauern" (Download)

Bauforschungszentrum: Ein Projekt der Ampel-Regierung

Bis zu 40 Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland entstehen durch die Herstellung von Baustoffen wie Zement, Stahl und Glas sowie die Heizung und Kühlung von Gebäuden. Im Jahr 2023 beschloss deshalb der Haushaltsausschuss des Bundestages, für ein Bauforschungszentrum "LAB – Living Art of Building" bis 2028 insgesamt 68,6 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.

Die schwarz-rote Koalition führt das Projekt, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, fort. Zunächst waren Mittel in Höhe von 68,5 Millionen Euro bis 2028 vorgesehen. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen von Oktober 2025 hieß es, es werde eine dezentrale Struktur mit verschiedenen Standorten in den Gründungsländern aufbauend auf vorhandenen Forschungseinrichtungen geben.

2026 wird nun das BFZ als Verein von Bund, Gründungsländern als gleichwertigen Mitgliedern und den wissenschaftlichen Einrichtungen in diesen Ländern gegründet.

Die Idee stammt von Professor Manfred Curbach (TU Dresden), der mit dem Konzept bereits 2022 unter dem Namen "Lausitz Art of Building" einen ersten Anlauf nahm.


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