Holzbauinitiative des Bundes: Knackpunkt ist die Finanzierung
Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 Holz und andere nachwachsende Rohstoffe stärker als bisher im Wohnungsbau und bei der Gebäudemodernisierung einzusetzen. Die Bundesregierung hat dabei besonders die Nachverdichtung in den deutschen Großstädten im Blick. Dafür hat das Kabinett im Juni 2023 eine Holzbauinitiative beschlossen. Mehr als ein Runder Tisch Holz ist dabei bisher nicht herausgekommen – die erste Sitzung soll am 13.6.2024 stattfinden.
Der Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen hat sich im März 2024 erstmals mit der Strategie zur Stärkung des Holzbaus befasst.
Holzbauinitiative im Bauausschuss: Das sagen die Fraktionen
Aus Sicht der SPD-Fraktion stellt die Holzbauinitiative eine gute Grundlage dar. Der Holzbau sei ein wachsender Markt, wobei die Preise eine große Herausforderung darstellten. Wichtig sei, den Fokus auf die Forschung zu legen, denn die Branche sei kleinteilig strukturiert – die Betriebe hätten im Schnitt weniger als zehn Mitarbeiter und keine Möglichkeit zu eigener Forschung.
Die Union diagnostizierte, dass es acht Monate nach dem Kabinettsbeschluss immer noch ein Umsetzungsproblem gebe. Bisher sei nur die Einrichtung eines Runden Tisches Holz herausgekommen. Auch seien für 2024 keine Haushaltsmittel vorgesehen – nur für Pilotprojekte zur Einrichtung multifunktionaler Gebäude in Holzbauweise stünden rund 3,75 Millionen Euro zur Verfügung. Die Union fragte nach dem Zeitplan, dem Abschluss konkreter Projekte, nach Haushaltsmitteln und danach, ob an den Import von Holz gedacht sei.
Die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen erkundigte sich nach den Ergebnissen der Abstimmung auf Ressortebene und nach der Finanzierung. Die verpflichtende Verwendung nachwachsender Rohstoffe würde einen zusätzlichen Mittelbedarf von 1,6 Millionen Euro pro Jahr bis 2030 erfordern, so die Grünen, die wissen wollten, ob diese Summe weiterhin angenommen wird.
Positiv bewertete die FDP die Initiative: Mehr industrielles Bauen werde möglich, auch wenn das noch etwas dauere. Der Holzbau solle das konventionelle Bauen aber nicht ausschalten, gebraucht werde beides. Im Holzbau sei eine Musterzulassung erforderlich, um gleiche Systeme über die Ländergrenzen hinweg produzieren zu können.
Holz: Der Rohstoff für serielles und modulares Bauen
Innovationen im Holzbau sollen gefördert und Holzbauweisen weiterentwickelt werden. Durch die Fertigung von Bauteilen in Serie (serielles Bauen) und das Zusammenfügen von Bauteilen nach dem Baukastenprinzip (modulares Bauen) soll schneller und zugleich ressourcenschonender neuer bezahlbarer und klimafreundlicher Wohnraum geschaffen werden können.
"Holz eignet sich hier besonders gut", sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) nach dem Kabinettsbeschluss vor knapp einem Jahr. Das Material sei leicht, vielfältig einsetzbar, langlebig und wiederverwendbar. Zudem sei Holz ein heimischer Rohstoff ohne große Transportwege, erhöhe die regionale Wertschöpfung und verbessere den lokalen Wirtschaftskreislauf.
Die Holzbauquote in Deutschland bleibt laut Geywitz noch hinter dem Stand des Möglichen zurück. Während bei Ein- und Zweifamilienhäusern schon eine Quote von 26 Prozent erreicht sei, liege sie bei Mehrfamilienhäusern noch unter fünf Prozent. Dieses Potenzial solle die Initiative erschließen.
Klimaschutz mit Holzbau: Gesetze und Verordnungen ändern
Die Holzinitiative setzt überwiegend auf indirekte Unterstützung. Zu acht genannten Handlungsfeldern zählt etwa, dass Forschung, Innovation, Wissen und Fachkräfte gesichert werden, ebenso wie die Rohstoffversorgung. Auch Gesetze und Verordnungen sollen überprüft werden, um den Holzbau zu erleichtern.
Die Regierung will Hemmnisse für den Holzbau abbauen und gleiche Wettbewerbschancen mit anderen Baumaterialien schaffen. Zur Umsetzung will die Regierung regelmäßig mit den Bundesländern und Verbänden in den Dialog treten: Dort gibt es teilweise schon eigene Programme und Initiativen, die den Holzbau fördern.
In einer "Handreichung Holzbauinitiative" nennt die Bundesregierung folgende bautechnologischen Vorteile und wirtschaftlichen Potenziale des Baustoffs Holz im Überblick:
- hoher Vorfertigungsgrad und kurze Bau- und Bezugszeiten und somit
- geringere Störungen im Bauumfeld und höhere Akzeptanz von Bauvorhaben,
- Nutzung der Option des seriellen und modularen Bauens,
- ein geringes Gewicht bei hoher Tragfähigkeit und Flexibilität bei der Aufstockung von Gebäuden oder der Wohnraumerweiterung,
- gute Möglichkeiten einer späteren Kaskadennutzung und Recyclingfähigkeit, unter anderem durch Zweitverwendung- oder -verwertung der Holzkonstruktion sowie
- regionale Versorgungs-, Liefer- und Wertschöpfungsketten.
Handreichung Holzbauinitiative und weitere Informationen
Holzbauinitiative der Bundesregierung: Hintergrund
Etwa sieben Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus der Errichtung und der Modernisierung von Gebäuden, teilte die Bundesregierung mit: "Holz als Baustoff speichert CO2, statt es zu verursachen und soll zukünftig eine wichtigere Rolle beim Klimaschutz spielen."
Das Kabinett hat deshalb am 21.6.2023 den von Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgelegten Entwurf einer Holzbauinitiative beschlossen, wie sie bereits der Koalitionsvertrag vorsieht.
Die Bundesregierung kündigte am 13.3.2024 an, dass der Runde Tisch Holz zur ersten Sitzung am 13.6.2024 in Berlin zusammentreffen werde. Sie räumte ein, dass Prozesse manchmal etwas langwierig verliefen, doch sei jetzt das Monitoring der Holzbauinitiative geklärt. Kostengünstigeres Bauen wäre möglich, so die Regierung, wenn sich die Länder auf die Musterholzbaurichtlinie einigen können. Über die Richtlinie wird laut SPD derzeit kontrovers diskutiert, so die SPD – die Bauministerkonferenz habe sich der Sache angenommen.
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