Bauträger verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Mikroapartments. Ein neuer Trend in Frankfurt?
Klingler: Mikroapartments haben die Berechtigung bei Personen, die Zweitwohnsitze haben oder die zentral wohnen wollen. Für Familien sind diese Wohnformen nicht geeignet. Ich habe immer das Gefühl, man flüchtet zum Thema Mikroapartments, weil der Investor noch ein bisschen Rendite obendrauf bekommt. Und auch der Entwickler verdient sehr viel mit Mikroapartments, weil er pro Quadratmeter den Veräußerungspreis maximieren kann. Grundsätzlich jedoch sind Mikroapartments nicht die Lösung des Wohnungsproblems. Der Löwenanteil von Wohnungen, die gebraucht werden, sind Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen. Bei diesen muss sichergestellt werden, dass sie zu liberalen Mietpreisen an den Markt gebracht werden.
Dr. Westphal: Mikroapartments sind ein gutes Mittel, um Geld zu verdienen.
Mikroapartments sind wahre Gelddruckmaschinen.
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Für die Nassauische Heimstätte kommt das deshalb nicht in Frage. Außerdem halte auch ich die Nachfrage nach Mikroapartments nicht für wirklich hoch.
Hohe Nachfrage nach Wohnhochhäusern
Immer mehr Wohntürme entstehen in Frankfurt. Tragen sie dazu bei, den Wohnungsmangel zu lindern?
Dries: Offensichtlich gibt es eine entsprechend hohe Nachfrage, sonst würde keiner solche Objekte bauen. Zudem sprechen die Auslastungszahlen klar dafür.
Klingler: Ich sehe das kritisch. Zum einen sind sehr hohe Erschließungskosten notwendig, die Bau- und Betriebskosten sind ebenfalls sehr hoch.
Zum anderen sind Wohntürme von der Grundstücksausnutzung am Ende des Tages großflächig betrachtet nicht die effizienteste Form der Bebauung.
Dr. Westphal: Mit unserem Wohnturm-Projekt Praedium im Europa-Viertel haben wir zwar großen Erfolg, das sind aber Eigentumswohnungen. Ich bin froh, dass wir vergleichsweise früh dran waren. Aktuell kommen vier Türme in derselben innenstadtnahen Lage gleichzeitig auf den Markt, aus diesem Grund werden wir ein solches Vorhaben so nicht mehr replizieren.
In Wohntürmen entstehen quantitativ viele Einheiten
Herr Schwebel, wie beurteilen Sie als Wirtschaftsförderer das Wachstum der Wohnhochhäuser?
Schwebel: Durch die Entwicklung hin zu Wohnhochhäusern bekommen wir einen neuen Markt, der durchaus auch quantitativ ins Gewicht fällt. Das sehen wir sehr positiv. Wenn in einem Gebäude 400 Einheiten entstehen, dann ist es bezogen auf das, was im ganzen Jahr gebaut wird, eine ganze Menge. Zudem ist die Nutzung häufig eine Mischung mit unterschiedlichsten anderen Angeboten, etwa Retail. Dadurch gibt es Entwicklungen auf vormals nicht für den Wohnungsbau genutzten Arealen. Außerdem: Wir hatten vor zehn Jahren 40.000 Studenten in Frankfurt. Heute haben wir 70.000. Und die müssen alle irgendwo unterkommen.
Viele junge Leute suchen sich ihre Uni-Stadt nicht mehr nach dem Professor aus, sondern nach dem Event-Charakter. Es geht um die Fragen: Wie ist der Lifestyle? Wie cool ist es, in der Stadt zu studieren?
Da gehört die Wohnform dazu. Die Förderquote liegt auch hier bei 30 Prozent.
Und für diese Wohnform ist man bereit, viel zu zahlen.
Schwebel: Anscheinend. Wohnhochhäuser sind weniger für alteingesessene Frankfurter interessant. Aber für Menschen aus dem Ausland, die wegen des Jobs in die Stadt ziehen, sieht das schon anders aus. Denn ähnliche Angebote ist diese Klientel aus ihren Heimatstädten gewohnt.
Ich komme gerade aus Seoul und Tokio, da lebt keiner mehr in einem Reihenhaus und ebenfalls niemand mehr in kleineren Wohnblöcken. Die Menschen dort sind größere Einheiten gewohnt und bezahlen das Vierfache.
Wenn Menschen aus diesen Ländern nun nach Frankfurt kommen, dann ist der Wohnraum in der Stadt für sie sehr günstig, weil sie eine 200-Quadratmeter-Wohnung zum Preis einer 50-Quadratmeter-Wohnung in ihrer Heimatstadt bekommen.
Klingler: Aber Frankfurt ist nicht Seoul. Und auch nicht London oder Paris…
Dries: …das ist glasklar. In New York, London, Tokio werden ganz andere Preise für vergleichbare Produkte bezahlt.
Wichtig ist, dass die Story und das Timing stimmen.
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Um im Bild zu bleiben: Wenn die Story nicht mehr trägt, kann das viel eher die „Immobilien-Party“ beenden als steigende Zinsen. Bei den Investoren gibt es das Bewusstsein, nicht derjenige zu sein, der als Letztes investiert hat. Und das ist das Thema zurzeit: Wann reißt die Story ab, die transportiert wird?