Automatisierung und mobiles Arbeiten sind die dringlichsten Themen am Markt. Was Software kosten darf, über Künstliche Intelligenz (KI) und wie es sich mit dem Datenschutz verhält.

Wie hoch dürfen Softwarekosten sein?  

Schulmann: Im Bankenbereich kenne ich Erhebungen: Dort werden zirka zwei Prozent der Gesamtkosten für IT ausgegeben – mit steigender Tendenz. Denn geringfügig erhöhte IT-Ausgaben führen zur signifikanten Senkung von Personalkosten.

Vieker: Beim Bestandshalter sind die Kos­­ten nicht das Thema. Beim Verwalter darf IT nicht so viel kosten.

Westphal: Langfristig lohnen sich Investitionen in digitale Prozesse fast immer.

Welche Themen sind aktuell die dringlichsten am Markt? 

Vieker: Automatisierung und mobiles Arbeiten sind gerade ganz vorne. Und die Auflösung des App-Wildwuchses. Mobiles Arbeiten ist es schon länger, weil in der Branche ja viel vor Ort gearbeitet wird. Wohnungsübergabe und Ablesung von Zählern bringen das mit sich. Und das Nachdenken über eine eigene Digitalisierungsstrategie bringt das Thema Automatisierung aufs Tablet. Wie kann ich Kos­ten sparen über automatisierte Prozesse?

Westphal: Mit der Automatisierung im Zuge der Digitalisierung befindet sich die Immobilienbranche gerade gleichzeitig in der dritten und vierten industriellen Revolution. Mobiles Arbeiten geht damit einher. Echtzeit-Datenzugriff auf das ERP-System bei der Wohnungsübergabe ist relativ einfach möglich. Und die Mitarbeiter wollen auch mal von zu Hause arbeiten können.

"Nicht von Google & Co. die Butter vom Brot nehmen lassen"

Was ist eigentlich derzeit genau mit KI?   

Schulmann: Für Künstliche Intelligenz ist es in unserer Branche gefühlt noch zu früh. Die Voraussetzung hierfür – nämlich das Thema Big Data – spielt allerdings derzeit schon eine wichtige Rolle. Das liegt an Amazon, Facebook und Co. Die haben erstmals das Thema greifbar gemacht, um Erkenntnisse zu erzielen, die vorher so nicht möglich waren.

Westphal: Das Wissen um die Mieter wird in allernächster Zukunft eine überragende Rolle spielen. Dieses konform der Datenschutzgrundverordnung zu nutzen ist ein großes Gut. Hier darf sich die Branche von Google & Co. nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Schulmann: Das ist das Thema! Das dürfen wir nicht an uns vorbeiziehen lassen!

Haben Sie ein Geschäftsmodell auf Grundlage von Mieterdaten in petto, das datenschutzkonform ist?    

Schulmann: Da müssen wir wieder zu den PropTechs schauen. Allthings mit ihrer Mietercommunity ist dafür ein schönes Beispiel. Eine Mischung aus regionalem Amazon und ebay ist auf dieser Grundlage ebenfalls denkbar. Im Bankenbereich gibt es nun die Möglichkeit, die Berechtigung, Kontoauszüge auszulesen, auch an Dritte zu erteilen. Vergleichsportale wie verivox nutzen dies nun, um den Kunden gezielt günstigere Angebote – etwa für den Gasbezug – zu machen.

"Augen auf bei der Partnerwahl"

Dr. Westphal, woran arbeiten Sie in diesem Kontext?      

Westphal: Ein extrem wichtiges Thema. Wir kooperieren auch hier mit PropTechs, die Plattformen für das Datensammeln betreiben. Aber das ist ja auch nicht mehr ganz so einfach wie früher. Deswegen: Augen auf bei der Partnerwahl.

Schulmann: Ich sehe uns ERP-Hersteller nicht als die zukünftigen Datenhändler. Denn wir haben über Jahrzehnte Vertrauen aufgebaut zu den Wohnungs­unternehmen. Das gute Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter wollen wir nicht verspielen. Plattformen kann man leicht austauschen. ERP-Systeme dagegen sind keine Wechselware.

Westphal: Wir wollen auch keine Datenhändler werden. Allerdings muss das Geschäftsmodell Wohnungsverwaltung erweitert werden. Zusätzliche Dienstleis­tungen wie Umzugsservices oder Mobilitätsangebote sind durchaus denkbar. Doch bitte keinen blinden Aktionismus, der nicht mit dem Datenschutzbeauftragten abgesprochen ist!

Steht der Datenschutz somit über allem anderen?

Vieker: Wir wollen andere Preismodelle für Datenflüsse entwickeln, welche noch fairer sind. Datenhändler zu werden, ist der falsche Weg. Die DSGVO ist unseren Kunden und auch uns sehr wichtig.

Schulmann: Etwa im Vermietungsprozess sind die Leute ja heute schon von sich aus bereit, viele persönliche Daten preiszugeben. Darauf fußen schon erste Geschäftsmodelle. Wir müssen höllisch aufpassen, wen wir da groß machen.