Smart Meter: Daten sparen und Kosten kompensieren

Der Smart-Meter-Rollout steht in den Startlöchern: Die "intelligenten" Stromzähler sollen die Energiewende voranbringen, indem Strom gespart wird – und damit auch Kosten. Doch die Datenfresser sind gar nicht so umweltfreundlich, sagt eine Studie. Die Forscher erklären, wie es gehen kann.

Nach einer langen "Hängepartie" soll ein neues Gesetz zum Neustart des Smart-Meter-Rollouts nun den Durchbruch für die Digitalisierung der Energiewende bringen. Einen entsprechenden Referentenentwurf hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Dezember 2022 vorgelegt.

Wie sich der Ausbau und der Betrieb der digitalen Energieinfrastruktur auf die Umwelt auswirken wird, hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) untersucht. Analysiert wurden die Verbrauchsdaten von 1.600 Haushalten. Das Ergebnis ist ernüchternd: Der Einbau von Smart Metern führt bislang zu keinen nennenswerten Stromeinsparungen.

Das Institut empfiehlt einen Rollout, bei dem durch den effizienten Einbau der "intelligenten Stromzähler" maximale Einsparungen erzielt werden, und eine datensparsame Strategie, bei der die negativen Wirkungen der Geräte minimal gehalten werden.

IÖW: Smart Meter datensparsam betreiben

So brauchen Smart Meter im Betrieb für die Sammlung, die Verarbeitung und den Transfer von Daten selbst Strom. Bei einer sekündlichen Erfassung, die auch den Verbrauch einzelner Geräte erkennbar macht, summiert sich die Klimawirkung der Zähler laut IÖW auf etwa 17 Kilogramm CO2-Äquivalente in einem Jahr, was etwa 40 Waschladungen mit einer herkömmlichen Waschmaschine entspricht. Daher empfehlen die Wissenschaftler, dass die Daten konsequent nur nach Bedarf erhoben werden. So sollten die Voreinstellungen im Default-Modus eines intelligenten Zählers etwa eine wöchentliche Erhebung vorsehen, die nur bei besonderem Bedarf häufiger erfolgt.

"Datensparsamkeit ist zentral dafür, dass Umweltbelastungen, die durch Aufbau und Betrieb der Infrastruktur entstehen, möglichst gering sind", erklärt IÖW-Forscherin Clara Lenk. Auch sei es wichtig, den Rollout so zu konzipieren, dass Smart Meter flächendeckend eingebaut werden. Nur so werde es möglich, maximale Einsparungen zu erzielen und den immensen logistischen Aufwand des Rollouts effizient zu steuern. "Der flächendeckende Ausbau hätte deutliche Effizienzvorteile: So würde ein großer logistischer Aufwand entfallen, wenn der Umbau nicht punktuell, sondern straßenweise erfolgen würde“, ergänzt Astrid Aretz.

Smart Meter: Kosten nicht durch Stromeinsparung kompensierbar

Auf Haushalte kommen mit dem Einbau von Smart Metern unter anderem hohe Kosten zu. Die können laut IÖW-Studie in der Regel nicht durch die Stromeinsparung kompensiert werden. Da die Verbreitung der "intelligenten" Stromzähler aber eine notwendige Infrastruktur für die Energiewende sei, dürfe diese Belastung nicht komplett den Verbrauchern übertragen werden. Zumindest ein Teil der Kosten sollte aus öffentlicher Hand durch Steuermittel bezuschusst werden, empfiehlt das Forschungsinstitut.

Die Studie wurde im Projekt "Detective – Energieeinsparung durch Digitalisierung" (FZK 03EI5204) erarbeitet und war gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

IÖW-Studie "Smart-Meter-Rollout: Die Energiewende datensparsam voranbringen"


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